Die selbst ernannte Hauptstadt der Kreiselkunst steht vor dem Aus ihres Konzepts. Nach den Vorstellungen des Landes soll die Sicherheit künftig über dem Kunstgenuss stehen.

Eislingen - Bis nach Brüssel ist der kleinen Großen Kreisstadt Eislingen ihr Ruf als Stadt hochwertiger Kreiselkunst schon vorausgeeilt. Begonnen hat es im Jahr 2000 im Stadtzentrum, und seither sind in nahezu jedem neuen größeren Kreisverkehr Skulpturen aufgestellt worden. Als der frühere Bürgermeister Günter Frank (SPD) noch regelmäßig mit Delegationen und Interessenverbänden in die EU-Zentrale fuhr, berichtete er gerne hernach, dass er dort auf die Kunstwerke angesprochen worden sei. Doch das könnte bald vergessen sein.

 

Sicherheit geht vor Kunstgenuss

Zwar sind in Eislingen noch einige weitere Kreisverkehre geplant. Ob darauf jedoch auch Kreiselkunst entsteht, scheint fraglich. „Das Land als Straßenbaulastträger lehnt das aus Sicherheitsgründen an den größeren Durchgangsstraßen ab“, erklärt Winfried Reifenschweiler, der in der großen Kreisstadt Eislingen für den Verkehr zuständig ist.

Betroffen wären der Mühlbachkreisel, der sich seit wenigen Wochen in Bau befindet und in zwei Monaten fertig sein soll, ebenso, wie der geplante Kreisverkehr an Stelle der Hirschkreuzung. Beide liegen an der ehemaligen B-10-Ortsdurchfahrt, wo es auch den Kreisverkehr mit den Kunstwerken des Kunstprofessors Fritz Schwegler gibt und die Fischsaurierkreisel. Letzterer steht auf der Abschussliste, weil er sich zudem noch außerorts befindet Dafür hat das Land bekanntlich verschärfte Richtlinien herausgegeben. Nicht nur in Eislingen fordert es, sogenannte gefährdende Einbauten zu entfernen. „Die Sache ruht aber zurzeit. Nach der Kommunalwahl muss sich der neue Rat jedoch Gedanken darüber machen, wie man mit dem Saurierkreisel weiterverfahren will“, sagt Reifenschweiler.

Behörde: keine Vorschrift, nur ein Ratschlag

Dass diese schärferen Richtlinien nun auch für die Mittelinseln der innerörtlichen Kreisverkehre gelten, ist neu. Beim Regierungspräsidium relativiert man das. „Innerorts gilt nur die Empfehlung, ebenso zu verfahren, wie außerorts. In der Regel sind aber die Kommunen frei in ihrem Handeln.“, erklärt Robert Hamm, der Sprecher der Behörde.

Allerdings hat das Land bereits einmal in Eislingen ein Veto eingelegt und zwar am Kreisverkehr Salacher Straße/Beltstraße. Nach einer Verkehrsschau wurde die Aufstellung einer Skulptur grundsätzlich abgelehnt, weil es sich dort um eine Übergangssituation am Ortseingang handele. „Am Kreisverkehr zur Mühlbachstraße ist ja noch gar nicht klar, was dort kommen soll. Aber natürlich müsste auch diese Situation wieder eine Verkehrsschau abwägen“, sagt der Sprecher des Regierungspräsidiums.

Die Lust an der Kreiselkunst ist ohnehin abgeebbt

„Die Tendenz geht eindeutig dahin, dass der Straßenbaulastträger bei Kreiselkunst grundsätzlich nicht mehr mitmacht“, befindet hingegen Winfried Reifenschweiler. Das leitet der Eislinger Verkehrsamtsleiter aus den Empfehlungen des Landes und dessen Praxis in jüngster Zeit ab. Abgesehen davon aber hat auch die Stadt Eislingen selbst ein wenig den Drang verloren, überall Kunst aufzustellen. Um das letzte Projekt hatte es ob einer Kostensteigerung erhebliche Diskussionen gegeben. Für die Kreiselkunst in der Salacher Straße hatte man dann Sponsoren gesucht, aber nicht gefunden, und der jüngste Kreisverkehr an der Osttangente wurde „nur“ mit einer Mooreiche bestückt. Und ob ein Kunstwerk in den Mühlbachkreisel kommen soll, dazu haben sich bisher weder die Verwaltung noch die Räte öffentlich geäußert.

Bäume, Nägel und Co.


Auch in Heiningen machte der Erlass des Landes für außerörtliche Verkehrsinseln zu schaffen. Im Kreisel am Ortsausgang nach Gammelshausen störte die Experten ein Kastanienbäumchen. Heiningen hat das Problem gelöst, indem das Ortsschild einfach versetzt und der Kreisel so eingemeindet wurde.

Im Kreis Ludwigsburg sind etliche Kreiseleinbauten vom Landratsamt als gefährlich eingestuft worden. Zu Bekanntheit ist dabei ein überdimensionaler Nagel kurz vor dem Ort Löchgau gekommen, für dessen Erhaltung die für ihre Nagelfabrik und ihr Nagelmuseum bekannten Löchgauer sogar prozessiert haben. Außergerichtlich fand man dann im vorigen Herbst eine Lösung. Die Stahlskulptur ist durch ein Imitat aus Kunststoff ersetzt worden.