Ministerpräsident Kretschmann hat sich Vertretern von Evangelikalen und Pietisten getroffen, um über den umstrittenen Bildungsplan zu diskutieren. Dass Schule Toleranz vermitteln soll, darüber war man sich wohl einig.

Ministerpräsident Kretschmann hat sich Vertretern von Evangelikalen und Pietisten getroffen, um über den umstrittenen Bildungsplan zu diskutieren. Dass Schule Toleranz vermitteln soll, darüber war man sich wohl einig.

 

Stuttgart - Die grün-rote Landesregierung und der pietistische Flügel der evangelischen Kirche haben in einem Spitzengespräch ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Bildungspolitik abgesteckt. Als gemeinsamen Nenner betonten beide Seiten den entschiedenen Einsatz gegen Diskriminierung aller Minderheiten. Politik und Kirchen müssten „ein tolerantes und diskriminierungsfreies Miteinander unserer Bürgerinnen und Bürger fördern“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).

Anlass für das Gespräch war unter anderem die Kritik der Kirchen, insbesondere pietistischer Gemeinden in Württemberg, am Bildungsplan 2015, mit dem das Thema sexuelle Vielfalt im Unterricht aufgewertet werden soll.

Kretschmann sagte, er wolle „die Kirchen und die Religionsgemeinschaften ermuntern, sich in die plurale Gesellschaft mit ihren Wertvorstellungen einzubringen“. Sie sollten für ihre Sache werben und den Menschen vermitteln, wie sie aus ihrer Sicht moralisch korrekt leben sollen. Da der Staat weltanschaulich neutral bleiben muss, dürfe er religiöse Wertvorstellungen nicht für die Kirchen durchsetzen.

„Es war ein sehr gutes und offenes Gespräch, so stelle ich mir Politik des Gehörtwerdens vor“, sagte der Generalsekretär der Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, am Freitag. Er sei zuversichtlich, dass die Landesregierung in der weiteren Arbeit am Bildungsplan „die eine oder andere Einseitigkeit erkennt“. An dem mehrstündigen Gespräch in der Villa Reitzenstein in Stuttgart nahmen neben Steeb unter anderen auch Tabea Dölker vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Direktor der Liebenzeller Mission, Detlef Krause, und der Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses, Rolf Sons teil.