Auf einer Kreuzfahrt muss man sich treiben lassen. Für alle, die den Müßiggang schätzen, ist es die vielleicht schönste Art zu reisen.

Eine Kreuzfahrt? Nein, danke. So alt bin ich noch nicht. Da fühlt man sich doch eingesperrt. Ist ständig von lästigem Trubel umgeben. Außerdem wird einem übel. Und man sieht nicht wirklich was von der Welt. Stattdessen ist man nur am Futtern und Zunehmen. Oder spielt Bingo. Umweltschädlich ist das Ganze obendrein. Und zwar so was von. Jaja, man kennt sie. All die Kritikpunkte. All die Vorurteile. An einigen ist was dran. Eine Kreuzfahrt ist nicht wirklich umweltschonend. Mancher wird seekrank. Wer nicht aufpasst, hat schnell ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Und für einige artet das Schippern über die Meere in Stress aus. Man wacht fast jeden Morgen in einem anderen Hafen auf.

 

Das reine Nichtstun genießen

Es gibt viel zu entdecken. Wer alles mitnehmen will, auch die Unterhaltung an Bord, das Sportangebot, sieben Mahlzeiten am Tag und all die Schiffsführungen und Vorträge, hat am Ende viel zu viel und doch nichts erlebt - und dazu das unangenehme Gefühl, alles verpasst zu haben. Andererseits, für alle, die sich darauf einlassen, ist eine Kreuzfahrt die wohl schönste Art zu reisen. Es geht um die Kunst, sich im wahren Sinne des Wortes treiben zu lassen. Loszulassen, nur noch dem Müßiggang nachzugehen, das reine Nichtstun zu genießen. Landgänge? Sportprogramm an Bord? Schön und gut. Vielleicht sogar ein kleiner Schönheitseingriff? Wer’s mag. Aber das Wesentliche einer Kreuzfahrt ist das Ablegen, das Weiterfahren, das Nie-wieder- ankommen-Müssen. Jedes Mal, wenn das Schiff weiterzieht, überkommt einen Wehmut - aber auch unbändige kindliche Freude.

Ein majestätischer Moment. Man winkt den An-Land-Gebliebenen fröhlich zu, kann gar nicht aufhören, selbst wenn diese am Horizont nur noch schemenhaft zu erspähen sind. Die Schiffshymne ertönt. Die Passagiere prosten sich an Deck fast schon übermütig zu. Gemächlich gleitet das Schiff dahin. Die Seetage sind am erhabensten. Die große Freiheit. Im Liegestuhl ruhend oder an der Reling lehnend andächtig aufs endlos erscheinende Meer zu blicken - pures Glück. Die Wellen klatschen an den Schiffsrumpf, lullen einen ein. Im Hintergrund leise Motorengeräusche, ein paar Möwenschreie. Delfine begleiten das Schiff. Hüpfen fröhlich auf den Bugwellen. Ansonsten Weite. Langweilig? Eintönig? Nein, betörend! Augen schließen. Tief ein- und ausatmen. Der Fahrtwind bläst die Alltagssorgen fort. Körper und Geist erholen sich. Man ist angekommen. Nicht im nächsten Hafen, sondern ganz bei sich.