Nach Anregungen aus dem Bezirksbeirat und nachdem das Tiefbauamt die Menge der Fußgänger gezählt hat, wird die Grünphase der Ampel am Freihofplatz verlängert.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Die Logik der Ampelschaltung ist so schlicht wie gnadenlos: Des einen Grün ist des anderen Rot. Die Tatsache, dass zahlreiche Fußgänger die Kreuzung am Freihofplatz unerlaubt diagonal überqueren, hatte in der Vergangenheit bei den Kommunalpolitikern die Sorge ausgelöst, dass es zu gefährlichen Situationen kommen könnte. Um Gewissheit über die Verhältnisse zu bekommen, hat das Tiefbauamt eine Fußgängerzählung durchgeführt. Deren Ergebnisse wurden kürzlich bekannt gegeben.

 

Die Zählung habe zwar nur in der Zeit von 7 bis 14 Uhr stattgefunden, sie sei aber dennoch aussagekräftig, teilte Reinhard Unkhoff vom Tiefbauamt in einem Schreiben mit. Demnach haben von insgesamt 1165 Fußgängern 990 (das entspricht 85 Prozent) nur einen einzigen Überweg benutzt. 82 Fußgänger (7 Prozent) gingen über Eck, haben also zwei Überwege in Folge benutzt. 93 Prozent der Fußgänger (8 Prozent) gingen diagonal über die Kreuzung. „Dies ist bemerkenswert, weil keine speziellen Signale hierfür vorhanden sind und das somit eigentlich nicht zulässig ist“, schreibt Unkhoff, der unter anderem bei der Stadt für Ampelschaltungen zuständig ist. Nach seiner Auffassung dürften „diese Fußgänger das ,Rund-um-Grün‘ kennen“. 31 Radfahrer (2,5 Prozent) benutzten den Überweg.

„Über Richtlinienwerte hinausgehen“

29 Personen waren mit einem Rollator oder einem Rollstuhl unterwegs. Das entspreche einem Anteil von ebenfalls 2,5 Prozent. Aufgrund dieses hohen Anteils läge an dem Überweg eine besondere Situation vor, für die besondere Überlegungen angestellt werden sollten. Eine Umfrage unter Kollegen anderer Großstädte habe ergeben, dass für diese Nutzergruppe, etwa in Dortmund, zum Überqueren von vergleichbaren Straßen nur Grünzeiten von 8 bis 10 Sekunden geschaltet werden. Nach „eingehender Diskussion“ sei man beim Stuttgarter Tiefbauamt, abweichend von den Richtlinien und der Umfrage, zu dem Schluss gekommen, über die Richtlinienwerte hinauszugehen und die Grünzeiten von 10 auf 15 Sekunden zu erhöhen.

„Es ist zu beachten, dass das Ende des Grünsignals nicht bedeutet, dass die Straße zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen sein muss.“ Bevor der Autoverkehr wieder Grün erhalte, schließe sich noch eine Räumzeit von etwa 10 Sekunden an, in der auch Fußgänger, welche die Fahrbahn noch in der letzten Sekunde der Grünzeit betreten haben, mit normaler Gehgeschwindigkeit gesichert queren könnten.

25 Sekunden zum Überqueren der Straße

„Wenn der Überweg zu Grünanfang betreten wird, stehen zum Überqueren somit insgesamt etwa 25 Sekunden zur Verfügung. Diese Zeitspanne müsste auch langsamen Rollatornutzern ausreichen.“ Gleichzeitig bringe diese Verlängerung mehr Komfort für das Queren eines Überwegs und sogar für das – „eigentlich nicht erlaubte“ diagonale Queren.

Sollten zwei Überwege in Folge mit regulärer Gehgeschwindigkeit begangen werden können, müsste die Grünzeit auf rund 25 Sekunden sowie zum Ausgleich auch die Grünzeiten des Fahrzeugverkehrs verlängert werden. „Dies würde zu einer Erhöhung der Wartezeiten der übrigen Fußgänger von durchschnittlich etwa 30 auf etwa 45 Sekunden führen. Unter Berücksichtigung der Nutzerzahlen ist dies nicht zielführend und soll nicht weiter verfolgt werden.“

Die Programmänderung (auf 15 Sekunden Grün) soll noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.