Beim Prozess tragen sie Fußfesseln: Wegen Mordes an einem Polizisten müssen sich zwei als extrem gefährlich eingestufte Brüder im bayerischen Augsburg vor Gericht verantworten.

Augsburg - Beim Prozess tragen sie Fußfesseln: Wegen Mordes an einem Polizisten müssen sich zwei als extrem gefährlich eingestufte Brüder im bayerischen Augsburg vor Gericht verantworten.

 

Der Prozess gegen die 57 und 59 Jahre alten Männer begann unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen. Zu den Vorwürfen äußerten sich die mutmaßlichen Mörder nicht. Sie sollen im Oktober 2011 den 41 Jahre alten Beamten Mathias Vieth kurz vor einem geplanten Raubüberfall mit sieben Kugeln kaltblütig erschossen und ebenso auf dessen Kollegin gefeuert haben.

Außerdem werden den Männern mehrere Überfälle und Waffendelikte vorgeworfen. Die Strafkammer des Augsburger Landgerichtes ordnete zu Beginn des Verfahrens an, dass die Brüder wegen der vermuteten Gefährlichkeit während des Prozesses dauerhaft Fußfesseln tragen müssen.

Vor einem Raubüberfall überrascht

Die Brüder sollen den Streifenpolizisten erschossen haben, weil die Beamten die Männer bei den Vorbereitungen eines Raubüberfalls auf einem Parkplatz überrascht hatten. Die Männer sollen damals gegen 3.00 Uhr morgens schwer bewaffnet auf einem gestohlenen Motorrad geflüchtet und dann mit der Maschine in einem Wald gestürzt sein. Laut Anklage kam es dann zum Schusswechsel.

Aus zehn Metern wurde Vieth mehrfach in den Oberkörper getroffen, ein Schuss in die Halswirbelsäule war tödlich. Seine damals 30 Jahre alte Kollegin kam mit einer Prellung im Hüftbereich davon. Die Schüsse auf sie sind dennoch als versuchter Mord angeklagt.

Beide Angeklagten äußerten sich nicht konkret zu der Tat. Der 57-Jährige wies die Vorwürfe zurück, beschwerte sich bei den Richtern über die Behandlung auch in der Untersuchungshaft und kündigte an, dass er keinerlei Fragen beantworten werde - er gab noch nicht einmal seine Personalien zu Protokoll. Die Anklageschrift bezeichnete er als "Grimms Märchen". Der Verteidiger seines älteren Bruders erklärte, dass sich auch der 59-Jährige vorläufig weder zu dem Polizistenmord noch zu seinen persönlichen Verhältnissen äußern werde.

Reiner Indizienprozess

Das Verfahren ist wegen des Schweigens der Angeklagten ein reiner Indizienprozess. Das Gericht hat deswegen bis Jahresende 48 weitere Prozesstage geplant. Die Kammer hat ungewöhnlich strenge Sicherheitsvorschriften für die Verhandlung erlassen. So werden alle Zuschauer vor Betreten des Saals penibel durchsucht. Sieben Polizisten bewachen die beiden Angeklagten auf ihrer Anklagebank.

Am ersten Tag war nach der Verlesung der Anklage Schluss. Kommenden Dienstag wird die Verhandlung fortgesetzt. Dann sollen Polizisten als Zeugen aussagen, die Kollegin von Vieth ist nach Angaben eines Gerichtssprechers aber noch nicht geladen.

In den nächsten Monaten muss das Schwurgericht auch über zahlreiche weitere schwere Straftaten verhandeln. Die Brüder sollen in den vergangenen Jahren mit unbekannten Komplizen in Augsburg und Ingolstadt dreimal Werttransportunternehmen sowie einen Discountmarkt überfallen und dabei Geld und Gegenstände im Wert von rund 540 000 Euro erbeutet haben. Dem jüngeren Angeklagten wird auch ein Überfall auf eine Bank vorgeworfen, bei dem umgerechnet 90 000 Euro erbeutet wurden. Die Männer sollen ein ganzes Arsenal gehabt haben - teilweise mit Kriegswaffen wie Maschinengewehren und Handgranaten bestückt.