Die Zahl der Einbrüche in Stuttgart ist in den vergangenen fünf Jahren um ein Viertel gestiegen. Mehr Streifenfahrten und verstärkte Prävention: Wie die Polizei auf den Trend reagiert.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Einbrüche im Stadtgebiet um 25 Prozent von 742 auf 933 im vergangenen Jahr gestiegen – dazu zählen allerdings auch die vergeblichen Versuche, in Wohnungen, Häuser und Firmengebäude zu gelangen. Sie machen immerhin mehr als ein Drittel aller Fälle aus. Für dieses Jahr kann die Polizei zwar keine genauen Zahlen liefern. Aber offenbar setzt sich bei den Einbruchsdelikten der Trend der vergangenen Jahre fort.

 

„Der Tendenz nach geht die Zahl in diesem Jahr wohl nach oben“, erklärte der Stuttgarter Polizeipräsident Thomas Züfle am Freitag im Vorfeld des Tags des Einbruchschutzes am morgigen Sonntag. Mit der bundesweiten Aktion möchten die Landesinnenministerien und Polizeibehörden zum Beginn der dunkleren Jahreszeit die Bürger für das Thema Sicherheit in den eigenen vier Wänden sensibilisieren. Dafür wurde extra eine neue Homepage eingerichtet, auf der Tipps genannt werden, um sich besser gegen Einbrüche zu wappnen.

Dazu zählen Schutzbeschläge an Fenstern und Türen, aber auch der Rat, diese beim Verlassen der Wohnung nicht achtlos gekippt zu lassen oder nur hinter sich zuzuziehen und nicht abzuschließen. Denn erfahrungsgemäß suchen sich Täter bei ihren Beutezügen besonders solche Gebäude aus, bei denen sie möglichst einfach und rasch einbrechen und fliehen können.

Postkarteneinwurf in Briefkästen

Mit Postkarten über Schwachstellen informieren

Bei der steigendenden Zahl von Einbruchsdelikten, die einen bundesweiten Trend spiegelt, setzt die Stuttgarter Polizei vor allem auf zwei Maßnahmen: So intensivieren die Ordnungshüter einerseits ihre Präventionsbemühungen. Andererseits möchte man angesichts der Vorgabe des Landes, aus Kostengründen Streifenfahrten einzuschränken, in diesem Bereich Schwerpunkte setzen. Polizeipräsident Züfle wies bei der Vorbeugung beispielsweise auf eine neue Postkartenaktion im Stadtgebiet hin. Dabei werfen Streifenbeamte in den nächsten Wochen Postkarten in die Briefkästen von Mietern und Hausbesitzern, wenn ihnen Schwachstellen an den Gebäuden auffallen, die Einbrechern ein leichtes Spiel erlauben könnten. „Dazu zählen Wohnungen, bei denen die Fenster gekippt sind, aber niemand zu Hause ist“, nennt Züfle ein Beispiel.

Zugleich steht auf den Postkarten eine Kontaktadresse der Polizei, an die sich die Bewohner wenden können, um sich in Fragen der Einbruchsicherheit kostenlos beraten zu lassen. Zudem möchte die Polizei in den nächsten Wochen verstärkt auf Wochenmärkten präsent sein, um über Möglichkeiten zu informieren, wie Einbrüche verhindert werden können.

Einen flächendeckenden Ausbau der Polizeipräsenz bei Streifenfahrten in den Abend- und Nachtstunden kann Züfle nicht versprechen. Mit Blick auf die Vorgabe des Landes, bei diesen Einsätzen seit Jahresbeginn aus Kostengründen zurückhaltender zu verfahren, erklärt der Polizeipräsident, dass es in Stuttgart nun mehr „lageorientierte Einsätze“ gebe. Das bedeute, dass die Polizeibeamten revier- und postenübergreifend gezielt Brennpunkte und Wohngebiete im Auge haben, wo es vermehrt zu Einbrüchen kommt. Im Blickpunkt sind bei den Streifenfahrten generell auch Gebiete mit einem hohen Anteil an Mehrfamilienhäusern und deren Lage an verkehrsgünstigen Straßen, auf denen die Täter rasch flüchten können – erfahrungsgemäß bevorzugte Ziele von Einbrechern.

Polizeipräsident gibt Entwarnung

Trotz der gestiegenen Fallzahlen gibt der Polizeipräsident Entwarnung. So würden in der Stadt Frankfurt, die ähnlich viele Einwohner habe wie die Landeshauptstadt, deutlich mehr Einbrüche gezählt als in Stuttgart. „Mehr als doppelt so viele wie in unserer Stadt“, sagt Züfle. Zudem liege die Aufklärungsquote in Stuttgart mit zurzeit 22 Prozent höher als im Landes- (20 Prozent) und im Bundesvergleich (17 Prozent), so der Polizeipräsident.