Die Polizei verzeichnet für das Jahr 2014 in vielen Bereichen mehr Straftaten als im Vorjahr in Stuttgart. Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs ist für den Polizeipräsidenten Franz Lutz weiterhin eine der wichtigsten Aufgaben.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der Polizeipräsident Franz Lutz hat mit der Kriminalstatistik für das vergangene Jahr einige unerfreuliche Zahlen verkünden müssen. Die Zahl der Straftaten, die in Stuttgart begangen worden sind, ist auf die höchste Marke der zurückliegenden zehn Jahre gestiegen. Mit 61 576 Fällen wurden 3251 Straftaten mehr verzeichnet, das ist eine Zunahme um 5,6 Prozent. Die Zunahme ist unter anderem auch auf zwei Deliktfelder zurückzuführen, die der Polizei seit mehreren Jahren zunehmend Kopfzerbrechen bereiten: Taschendiebstahl und Wohnungseinbruch.

 

Auch das große Weltgeschehen hat einen Einfluss auf die Statistik. Mit den stetig wachsenden Flüchtlingsströmen steigt auch die Zahl der formalen Verstöße gegen das Aufenthalts- beziehungsweise Asylverfahrensgesetz: Wer erst in Deutschland einen Asylantrag stellt, statt im ersten europäischen Land, in dem er ankommt, begeht einen Gesetzesverstoß. Das bleibt ohne weitere Folgen, sobald der Asylantrag gestellt ist, auch sind diese Menschen keine Kriminellen. Die Verstöße schlagen sich dennoch mit mehr als 1000 Fällen in der Statistik nieder und verzerren das Bild leicht, erläuterte der Polizeipräsident.

Ähnlich sieht er es bei der Rauschgiftkriminalität:In diesem Feld sind die Zahlen um 950 auf 4468 Fälle gestiegen. Die Polizei habe bei ihren Schwerpunktaktionen in der Partyszene und in der Klett-Passage viele Drogenhändler erwischt – weil sie aktiv gegen sie vorgegangen ist; auch diese Aktionen trügen zum Anstieg bei.

Wohnungseinbruch

Zahl der Wohnungseinbrüche steigt um rund ein Viertel

Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat 2014 einen neuen Rekordstand erreicht. Die Zahl von 1000 Fällen war im Jahr 2013 knapp überschritten worden. Nun meldet die Polizei für 2014 insgesamt 1277 Einbrüche im Stadtgebiet. Das ist auch der höchste Wert im Zehnjahresvergleich und ein gewaltiger Anstieg, wenn man auf frühere Jahre schaut: 2005 registrierte die Polizei gerade mal 282 Fälle in der Stadt.

Die Kripo hat zum Jahresbeginn jedoch auch eine gute Nachricht: In den ersten Monaten des Jahres seien die Zahlen um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. „Für eine Entwarnung ist es aber zu früh. Wir werden den Fahndungsdruck hoch halten und viel Präventionsarbeit leisten“, sagte Norbert Walz, der ständige Vertreter des Polizeipräsidenten. „Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs ist der Schwerpunkt der Polizeiarbeit“, fügte Präsident Franz Lutz hinzu.

Die Polizei konnte die Aufklärungsquote steigern, von 11,6 Prozent auf 17,6 Prozent, das sind 225 aufgeklärte Taten. Die Polizei hat durch Festnahmen auch neue Erkenntnisse über die Täter gewonnen. So seien ausländische Banden in zwei Gruppen unterteilt – die Einbrecher kommen ins Land, um systematisch Einbrüche zu begehen; die sogenannten Residenten stellen ihnen die notwendige Infrastruktur zur Verfügung und versorgen sie mit Informationen. Zwei der Hintermänner seien der Polizei 2014 ins Netz gegangen, sagte der Kripo-Chef Rüdiger Winter.

Taschendiebstahl

Zunahme um 36 Prozent bei den Taschendiebstählen

Die Fallzahlen des Taschendiebstahls sind in der Rubrik Diebstahl relativ zu den Vorjahreszahlen am gewaltigsten in die Höhe geschossen. 2252 Fälle wurden erfasst, das sind 597 mehr als im Jahr 2013, eine Zunahme um 36,1 Prozent. Die Täter haben es auf Handys und Geldbeutel abgesehen. Die Polizei setzt verstärkt Zivilstreifen ein und hofft, dass der Trend der ersten Monate 2014 anhält: Schon jetzt wurden fünf Täter festgenommen, vergangenes Jahr erwischte die Polizei in zwölf Monaten sechs Tatverdächtige. Außerdem habe die Kripo Fahnder darauf angesetzt, die Wege gestohlener Handys zurück zu verfolgen. Aktuell sei man dabei, die Täter zu suchen, die einen Posten von 140 Smartphones erbeutet haben, erläuterte Rüdiger Winter.

Gewalt

Es wird wieder häufiger zugeschlagen in der Stadt: Nach einem deutlichen Rückgang der Delikte und einer verhaltenen Entwarnung stieg die Zahl der Gewaltdelikte wieder, von 2272 auf 2476. Betrachte man die Entwicklung über mehrere Jahre hinweg, so sei ein leichter Abwärtstrend zu beobachten, sagte der Polizeipräsident. „Die Gewalt ist aber kein Thema, das Polizei und Justiz allein lösen können, da ist die ganze Gesellschaft gefragt“, fügte er hinzu.