Das Jahr ist noch nicht zu Ende, die Statistik noch nicht gemacht. Doch das Einbruchsdezernat hat eine Prognose: Voraussichtlich werden in Stuttgart für 2014 mehr Einbrüche verzeichnet als im Vorjahr.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es gibt keine Entwarnung von der Kripo: „Die Zahlen steigen und steigen, wir werden sicher wieder über 1000 Taten verzeichnen“, sagt Thomas Oesterwinter, der Leiter des Einbruchsdezernats. Diese Marke war im vorigen Jahr erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt in der Landeshauptstadt wieder geknackt worden, nun wird sie wohl zum zweiten Mal in Folge erreicht.

 

Längst ist der Einbruch dabei kein saisonales Ereignis mehr: „Früher stiegen die Zahlen schlagartig mit Beginn der dunklen Jahreszeit. Inzwischen ist die Belastung kontinuierlich das ganze Jahr über gleich“, erläutert Oesterwinter. Die Polizei hat darauf reagiert: Seit Jahresbeginn ist die zentrale Koordinierungsstelle, die Erkenntnisse aus allen Revierbezirken erfasst und auswertet, dem Dezernat angegliedert. Die Abteilung hat damit nun 18 Mitarbeiter plus drei von der Koordinierungsstelle und sechs Beamte, die dem Dezernat zusätzlich zugeordnet sind.

Die Aufklärungsquote ist besser als im Vorjahr

Ob es an der personellen Ausstattung oder an der Reorganisation oder an der gestiegenen Wachsamkeit der Bürger liegt, weiß Oesterwinter nicht, aber das Ergebnis gefällt ihm dennoch: Die Aufklärungsquote der Taten ist in diesem Jahr wohl deutlich besser als 2013. „Wir werden nach bisherigem Stand bei 17,5 Prozent liegen, 2013 waren es nur elf Prozent. Wir sind sehr zufrieden mit der Fallbearbeitung“, sagt er. So habe es zwei Ermittlungsgruppen (EG) gegeben, die nicht nur durch ihre originellen Namen „Curry“ und „Oscar“, sondern auch durch ihre Erfolge auffielen. Die EG „Oscar“ erhielt ihren Namen, weil bei festgenommenen Tätern die Trophäe des Deutschen Filmpreises auftauchte, die bei einem Opfer gestohlen worden war. Mit der entdeckten Beute konnten mehrere Taten aufgeklärt werden. Die EG „Curry“ konzentrierte sich auf Täter, die es auf Bürger asiatischer Herkunft abgesehen hatten: „Diese Bevölkerungsgruppe hegt ein Misstrauen gegenüber Banken. Daher haben sie immer viel Bares zu Hause. Das wissen die Täter und kundschaften die Familien gezielt aus“, erklärt Oesterwinter. Bei drei Festnahmen konnte die Ermittlungsgruppe sechs Taten aufklären. Auch im badischen Bruchsal nahm die Polizei fünf Verdächtige fest, ermittelt wurde bundesweit.

Mehr als 60 Tatverdächtige auf frischer Tat erwischt

Mit der Zahl der Festnahmen ist die Polizei ebenfalls zufrieden, mehr als 60 Tatverdächtige wurden bereits erwischt, „die meisten auf der Flucht“, sagt der Dezernatschef. So auch in der Nacht zum vorigen Donnerstag: eine Streife, die extra als Einbruchspräventionsstreife unterwegs war, bemerkte in Vaihingen zwei verdächtige Männer. Diese flüchteten, als sie kontrolliert werden sollten. Die Polizei fahndete mit einem Hubschrauber nach ihnen, einer wurde gefunden: Er hatte sich in der Nähe auf einen Baum geflüchtet, was die Hubschrauberbesatzung aus der Luft sehen konnte.

Nicht nur die Polizei hat mit der steigenden Zahl der Einbrüche mehr Arbeit: „Wir merken das auch“, sagt Hans Oesterle, der seit 35 Jahren eine Firma für Sicherheitstechnik im Stuttgarter Norden betreibt. „Ich meine, dass die Zahlen noch höher sind als das, was die Polizei in der Statistik meldet“, gibt er seine Erfahrung wieder. Vor zehn Jahren habe er zu etwa 50 Haushalten pro Jahr kommen müssen, um nach Einbrüchen die Sicherheitstechnik zu überarbeiten. Inzwischen seien es mehr als 150 pro Jahr, schätzt der Experte.

Die Zahlen der Stuttgarter Kriminalstatistik (für eine größere Ansicht klicken Sie auf die Grafik)