Im Bezirksbeirat Bad Cannstatt ist die neueste Kriminalstatistik vorgestellt worden. Während die Polizei den Stadtbezirk als sicher einstuft, sehen manche Bezirksbeiräte und Anwohner die Situation anders.

Bad Cannstatt - Zunächst hat der Revierleiter Thomas Engelhardt in der Sitzung des Cannstatter Bezirksbeirats am Mittwoch mit der Vorstellung der Statistik zur Kriminalität und zu Verkehrsdelikten im Jahr 2015 die Zahlen sprechen lassen. Die Gesamtzahl von 9000 Fällen entspricht fast genau der des Vorjahres, wie auch die Aufklärungsquote von 67 Prozent, die der Revierleiter als „überdurchschnittlich“ bezeichnete. Veränderungen zeigt die Statistik aber in den Deliktformen und in den Schwerpunkten im Bezirk. Besonders stark ist der Gegensatz bei Körperverletzungen, wo insgesamt 102 Fälle weniger gezählt wurden – bei gleichzeitiger Zunahme schwerer Körperverletzungen: „Dies betrifft vor allem Randbereiche rund um Bahnhof, Altstadt und Festplatz“, stellte Engelhardt fest.

 

Auffällige Entwicklung rund um den Wasen

Rückläufig ist die Zahl der Wohnungseinbrüche, was Engelhardt „gesteigerter Aufmerksamkeit und Vorsorge der Bevölkerung“ und „unserer Ermittlungstätigkeit“ zuschrieb. Weiter rückläufig ist die Zahl jugendlicher Straftäter. Auffällig sei die Entwicklung bezüglich Veielbrunnen, Seelberg, Ortsmitte und Wasen, der zum Aufreger des Abends geriet. Schon eingangs hatte ein Anwohnerin aus der Kegelenstraße von unhaltbaren Zuständen berichtet: von massenhaftem „Wildpinkeln“ bis zu Sex auf der Straße, was ein „Eigentümervertreter“ unterstrich.

Zum Wasen resümierte Engelhardt eine gegenläufige Entwicklung: Rückgang erfasster Kriminalität um 30 Prozent einerseits, Verlagerung in den Abmarschbereich Richtung Bahnhof anderseits: „Uns ist bewusst, das die Dinge dort überhand nehmen. Manchmal wissen wir nicht mehr, wo uns dort der Kopf steht. Wir wissen, dass wir uns dort besser sortieren und die Sache stärker in den Fokus nehmen müssen.“

Erstmals wieder drei Verkehrstote

Bei der Unfallentwicklung waren erstmals wieder tödlich Verletzte zu beklagen, in drei Fällen. Insgesamt wurden mit 2367 Unfällen 43 mehr als im Vorjahr gezählt. Während mit 43 Fällen die Zahl betroffener Fußgänger um 16 sank, ist sie sowohl bei den Radfahrern (73 auf 77) als auch bei Kindern gestiegen (17 auf 20). Das gilt auch für Unfallflucht: von 818 auf 824 Fälle, laut Engelhardt „typischen Parkplatz-Unfällen“ geschuldet.

In den Wortmeldungen zu der Statistik aus dem Gremium schwankten die Bewertungen der Zahlen zwischen „insgesamt ist die Situation in Cannstatt relativ sicher“ (Peter Mielert, Bündnis 90/Die Grünen) und „die gefühlte Sicherheit ist eine ganz andere“ (Helmut Dikel, CDU), wobei diese Einschätzung im Verlauf der Diskussion mehr und mehr die Oberhand gewann. Dem setzte der Revierleiter Engelhardt zusammenfassend entgegen: „Keiner geht nachts gerne auf den Friedhof und trotzdem ist es dort sicher. Meines Erachtens ist der Stadtbezirk sicher. Man kann zu jeder Zeit an jede Örtlichkeit gehen. Aber wenn mir zehn Betrunkene entgegen kommen, mache ich auch einen Bogen.“