Die Revierleiterin Inka Buckmiller erklärt den Stadträten, wie die Polizei die Lage in der Stadt einschätzt und gibt Ratschläge, wie die Stadt die Polizei unterstützen könnte.

Göppingen - Ein diffuses Gefühl von Unsicherheit macht sich bei immer mehr Göppinger Bürgern breit. Erst jüngst soll es eine Massenschlägerei am Bahnhof gegeben haben, vor wenigen Tagen sind drei Unbekannte unter einem Vorwand in die Wohnung eines Rentnerehepaars im Stadtgarten eingedrungen, haben ihre Opfer mit einer Pistole bedroht und Schmuck und andere Wertsachen geraubt. Ist man in der Stadt überhaupt noch sicher? Kann man abends ohne Gefahr durch die Fußgängerzone oder zum Bahnhof laufen, und welche Rolle spielen eigentlich die Flüchtlinge, die in Göppingen leben, fragen sich viele. Am Donnerstag war die Revierleiterin der Göppinger Polizei auf Antrag der FWG-Fraktion mit Zahlen im Gemeinderat.

 

Buckmillers wichtigste Botschaft: in Göppingen gibt es nicht mehr Kriminalität als in anderen vergleichbaren Städten. „Die Stadt ist attraktiv und hat eine gute Infrastruktur, das lockt natürlich auch viele Menschen von außerhalb an – und es gibt mehr Gelegenheiten Straftaten zu verüben, zum Beispiel in den Geschäften.“ Insgesamt sei die Zahl der Delikte im vergangenen Jahr zwar um neun Prozent auf 3530 gestiegen. Der Wert liege aber im Fünfjahres-Mittel.

Es gibt keinen Kriminalitätsschwerpunkt in der Innenstadt

Zudem, so erklärte Buckmiller, handle es sich bei der Zunahme im wesentlichen um Rauschgiftdelikte (plus 177 Fälle) wie Drogenbesitz. Je mehr man in diesem Bereich kontrolliere, desto mehr Straftaten decke man auf. „Und wir haben unsere Kontrollen verstärkt“, berichtete sie. Hinzu käme eine Zunahme bei den schweren Diebstählen (plus 161 Fälle). Vor allem Fahrräder seien häufig gestohlen worden. Die Polizei habe bereits reagiert, in diesem Jahr sähen die Zahlen bisher besser aus.

Für den Bereich Bahnhof und Innenstadt gibt die Polizeioberrätin Entwarnung: Es gebe keinen „Kriminalitätsschwerpunkt“ in der Innenstadt, die Taten verteilten sich aufs gesamte Stadtgebiet. Der Nachfrage von Jan Thielesch (CDU), ob man am Bahnhof keine Videoüberwachung einführen könne, erteilte Buckmiller daher eine klare Absage: „Natürlich hätten wir nichts gegen Videokameras einzuwenden, aber das ist rein rechtlich nicht möglich. Am Bahnhof gibt es dafür – zum Glück – einfach nicht genügend Straftaten.“ Sorge bereiten den Ermittlern Inka Buckmiller zufolge vor allem jugendliche Intensivtäter. So hat die Polizei erst vor wenigen Tagen einen 17-Jährigen bei einem Einbruch ertappt, der bereits wegen zahlreicher anderer Delikte polizeibekannt war, Körperverletzung und Diebstahl etwa. Doch solche jungen Mehrfachtäter tatsächlich zur Verantwortung zu ziehen, ist häufig sehr schwierig. „Bis ein Jugendlicher tatsächlich in U-Haft kommt, muss schon einiges zusammenkommen“, berichtete die Göppinger Revierleiterin.

Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen ist gesunken

Bei dem 17-Jährigen war der Einbruch eine Tat zu viel. Er ist seit Montag im Gefängnis. Bei anderen jungen Mehrfachtätern, die zusammen in der Stadt unterwegs seien, sei man noch nicht so weit. „Aber wir hängen an ihnen dran und machen ihnen das Leben so ungemütlich wie möglich“, sagte Buckmiller. Einer der Jugendlichen sei erst im Dezember 14 und damit strafmündig geworden – habe bis dahin aber bereits 50 Straftaten verübt.

Buckmiller gab auch Auskunft über eine andere Frage, die viele Bürger bewegt: Der Anteil der ausländischen Tatverdächtigen ist im vergangenen Jahr von 38,5 auf 36,3 Prozent gesunken. Der Anteil der Flüchtlinge unter ihnen liegt auf dem Niveau des Vorjahrs bei 9,9 Prozent aller Tatverdächtigen. Die Hälfte dieser Flüchtlinge lebe nicht in Göppingen. Es habe zwar auch Gewalttaten gegeben, die Mehrzahl der Straftaten seien aber Vermögensdelikte wie kleinere Diebstähle gewesen.

Auf die Frage mehrer Stadträte, was die Kommune tun könne, um gerade in diesem Bereich vorzusorgen, hatte Buckmiller eine klare Antwort: „Ansprechpartner bieten und die Integration vorantreiben. „Wer sich gut integriert fühlt, begeht weniger schnell Straftaten.“