Nachdem Missstände im Stuttgarter Olgahospital öffentlich wurden, hat der Geschäftsführer des Stuttgarter Klinikums die Besetzung von Stellen angekündigt. Auf drei besonders betroffenen Stationen soll sich die Lage entspannen.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Der öffentlich gewordene Personalmangel am Stuttgarter Olgahospital soll – zumindest teilweise – behoben werden. Wie die Geschäftsführung des Stuttgarter Klinikums gegenüber der StZ ankündigt, soll sich die Situation auf der Station K 7 (Diabetes-, Nerven-, und Stoffwechselerkrankungen) in Kürze entspannen, weil Stellen „in zwei Wochen“ besetzt würden. Auf den Stationen K 4 (Kardiologie) und im Intensivbereich würden bis in den März hinein Pflegekräfte eingestellt, sagt der Geschäftsführer des Klinikums, Ralf-Michael Schmitz. Wie berichtet, hatten Mitarbeiter des Olgahospitals wegen des Personalmangels Alarm geschlagen. Die Kapazität der Intensivstation ist seit zwei Jahren dauerhaft um fünf Betten reduziert. Oberärzte haben in einem Brief vom August an die Klinikleitung auf Missstände hingewiesen, die ihrer Ansicht nach dazu führen, dass die Versorgung der Patienten gefährdet ist. Dringende Herzoperationen würden verschoben, Patienten müssten teilweise verlegt oder mangels Kapazität auch abgewiesen werden. Die Zahl der Überlastungs- und Gefährdungsanzeigen von Mitarbeitern des Olgahospitals ist zudem im Jahr 2012 auf 453 gestiegen – im Vorjahr waren es 157.

 

Fachkräftemangel kontra Sparpolitik

Nach einem Bericht in der StZ vom vergangenen Freitag haben sich weitere Eltern und Mitarbeiter mit Vorwürfen gemeldet. So sei nicht der von der Geschäftsführung angeführte Fachkräftemangel ursächlich für den Pflegemangel am Olgäle, sondern die „rücksichtslose Sparpolitik der Geschäftsführung“, behauptet ein Mitarbeiter. Ein anderer wirft der Leitung vor, eine Hochleistungsklinik mit dem Personalschlüssel eines Kreiskrankenhauses führen zu wollen. Sie sei „schockiert über die hier vorgefundene, alle bisher gekannten negativen personellen Zustände und Versorgungslücken in den Schatten stellende Situation“, schreibt die „Chirurgin in Ausbildung“ und Mutter einer herzkranken Tochter, Simone Prager.

Der Geschäftsführer des Klinikums, Ralf-Michael Schmitz, weist den Vorwurf der Sparpolitik zurück. Im Jahr 2011 hätten am Olgahospital 342 Pflegekräfte gearbeitet, im Jahr 2012 seien es 338,4 gewesen. Allerdings heißt es von Mitarbeiterseite, dass die Kürzungen vorher eingesetzt hätten und die Fallzahlen zudem gestiegen seien. Schmitz räumt ein, dass man schon vor 2012 die Zahl der Pflegekräfte auf ein „Mindestbesetzungniveau“ heruntergefahren habe. Es sei jedoch „nicht zu massiven Stellenstreichungen“ gekommen, betont er. Eine Reserve an Pflegekräften vorzuhalten, um beispielsweise kurzfristig auf eine Infektionswelle reagieren zu können, könne man sich nicht leisten. „Wir können für die Patientenversorgung nur das Geld ausgeben, das die Krankenkassen zur Verfügung stellen“, sagt Schmitz. Dieses Geld sei aber nicht auskömmlich. Das hoch spezialisierte Leistungsspektrum des Olgäle passe nicht in das System der diagnosespezifischen Fallgruppen, über das die Kliniken ihr Geld zugewiesen bekommen. „In der Mischung kommt bei den Spezialdisziplinen nicht der richtige Preis raus“, so Schmitz. Knapp 6,6 Millionen habe das Defizit des Olgäle 2012 betragen. Der Träger, also die Stadt, habe dem Klinikum aber die Aufgabe gestellt, Verluste in Zukunft zu vermeiden. Von 2014 an – im Neubau – soll das Olga-hospital keine roten Zahlen mehr schreiben, dann soll es keinen Zuschuss mehr von der Stadt geben. Für 2012 und auch für 2013 beträgt dieser noch 5 Millionen Euro.Der Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle hat bereits am Wochenende zugesichert, die Situation am Olgäle auf die nächste Krankenhausausschusssitzung zu setzen. Nach einem Antrag der SPD zum Thema haben nun auch die Freien Wähler einen Antrag vorgelegt. Sowohl beim Olgäle als auch bei der Psychiatrie (die StZ berichtete über Sicherheitsmängel) vermisst die Fraktion „eine klare Positionierung der Stadt als Trägerin des Klinikums“.

Freie Wähler vermissen klare Positionierung der Stadt

Die Freien Wähler wünschen von Wölfle Auskunft über die ökonomischen Zwänge am Olgahospital und mögliche Zusammenhänge zwischen dem akutem Personalmangel und der Bettenreduzierung. Außerdem soll der Bürgermeister berichten, welche Maßnahmen seit dem 1. August unternommen wurden, um die Situation im Olgäle zu entschärfen. Aktuell sieht es danach aus, als würde der Krankenhausausschuss auf den 8. Februar vorgezogen.