Günstige Firmentickets für Busse und Bahnen in der Region Stuttgart können künftig nicht mehr von Automobilklubs und Banken an deren Mitglieder und Kunden vermittelt werden. Auch kleinere Firmen sind betroffen.

Stuttgart - Der Verkehr-und Tarifverbund Stuttgart (VVS) muss wegen der geänderten Bezugsbedingungen für das beliebte Firmenticket einiges an Kritik einstecken. Seit Anfang des Jahres dürfen nur noch Mitarbeiter von Unternehmen die besonders günstigen Jahreskarten erhalten. Für diese Karten müssen nur zehn statt zwölf Monatsraten gezahlt werden, zusätzlich gibt es noch acht Prozent Rabatt. Banken und Automobilclubs hingegen dürfen diese Tickets nicht mehr an ihre Kunden und Mitglieder weitergeben. In kleinen und mittelständischen Unternehmen, die deshalb nun leer ausgehen, weil die Mindestmenge von 50 Bestellungen nicht zusammenkommt, ist der Ärger über den Zweiklassentarif groß. „Wir sollen künftig rund zehn Prozent mehr bezahlen“, klagt eine Mitarbeiterin eines Unternehmens, das die 25 Firmentickets bis jetzt von einem Automobilclub günstig vermittelt bekommen hat.

 

VVS sieht Ungereimtheiten bei der bisherigen Regelung

„Unsere Firmentickets können nicht mehr von Banken oder Automobilclubs an Kunden und Mitglieder abgegeben werden“, bestätigt VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Um kleinen und mittleren Betrieben entgegenzukommen, habe man die Mindestmenge auf 50 Tickets halbiert. „Dadurch können eine Reihe von Firmen unser Angebot erstmals nutzen.“

Die „großzügige alte Regelung“ hat für Stammler zu Ungereimtheiten beim Rabatt geführt. Wer nicht in einem Automobilclub gewesen sei, habe mehr fürs Ticket zahlen müssen. Bei dem Angebot einer Bank sei der Rabatt sogar weit höher als die Gebühr für das Girokonto gewesen. „Da wurde Werbung für das eigene Produkt auf Kosten des VVS gemacht“, so Stammler. Von den rund 50 000 Firmentickets seien zuletzt mehr als 20 Prozent auf diese Weise verbilligt worden. Diese Entwicklung habe die tariflichen Grundlagen für das Firmenticket aufgeweicht. „Es erscheint fragwürdig, wenn die Kunden in den Verkaufsstellen einen höheren Preis bezahlen als die Kunden externer Partner“, heißt es dazu in einem VVS-Schreiben.

Verbund will die Marktreaktion beobachten

„Wir bieten aber allen Betroffenen eine Übergangsregelung an“, betont Geschäftsführer Stammler. „Alle Inhaber eines Firmentickets, die künftig keinen Anspruch mehr darauf haben, erhalten als Anreiz einmalig beim Kauf einer neuen Jahreskarte eine Monatsrate geschenkt.“

In einem Gespräch wird die Problematik zudem am heutigen Freitag mit Vertretern der IHK und Firmen beim VVS erörtert. Stammler verweist auf die Beschlüsse des VVS-Aufsichtsrats, schließt aber für die Zukunft auch keine tariflichen Anpassungen beim Firmenticket aus. Zunächst gelte es, die Marktreaktionen zu beobachten. Es gebe bis jetzt sowohl kritische, aber auch viele positive Reaktionen auf das neue Angebot. Da dieses online bestellt werden kann, müssen neue Mitarbeiter nicht mehr so lange wie früher auf ihr Ticket warten.