Ein von der Göppinger Wohnbau geplantes Mehrfamilienhaus im Karlstraßenquartier soll dem Nachbargebäude nicht die Schau stehlen.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Das historisch gewachsene Göppinger Karlstraßen-Quartier soll als zentrales Wohngebiet aufgewertet werden. Das ist ein erklärtes Ziel der kommunalen Stadtplanung. Als erster Schritt wurde der Straßenbelag bereits aufwendig saniert. Außerdem plant die Göppinger Wohnbau hier ein Vorzeigebauprojekt am Südeingang zur Innenstadt. Trotz lobender Worte für das inhaltliche Konzept, beurteilten die Mitglieder des Gestaltungsbeirats jetzt das Mehrfamilienhaus als „zu hoch und zu groß“ und entließen den von der Wohnbau beauftragten Planer mit einem ganzen Päckchen an Hausaufgaben.

 

Das Gremium sieht Optimierungsbedarf

Mit sechs Geschossen sei das geplante Gebäude am Karlstor an dieser Stelle überdimensioniert, stellte der vierköpfige Gestaltungsbeirat fest. Seit Herbst 2014 nehmen die vier renommierten Architekten und Stadtplaner im Auftrag der Stadt Göppingen zu allen wichtigen baulichen Belangen in der Stadt Stellung, um den jeweiligen Bauherren zu einem architektonisch und städtebaulich optimierten Entwurf zu verhelfen. Und im Fall des Bauprojektes der Wohnbau auf einem Eckgrundstück Vordere Karlstraße und Hohenstaufenstraße sehen die Fachleute noch einigen Optimierungsbedarf.

Das Gebäude der Südwestbank gilt als Solitär

„Wenn das Gebäude so groß wird, entwertet es die Situation an dieser Stelle“, urteilte der Vorsitzende des Gremiums, der Regensburger Architekt Kurt Werner. Eine Bewertung, die der Baubürgermeister Helmut Renftle mit dem Hinweis ergänzte, am Osteingang zur Innenstadt sei ja das Gebäude Karlstor, in dem sich unter anderem die Südwestbank befindet, der eigentliche bauliche Solitär.

Dieses sechsstöckige, architektonisch aufwendig gestaltete Geschäftsgebäude mit der auffälligen halbrunden Fassade schließt das Karlstraßenquartier samt der Karlsallee nach Osten hin ab. Demgegenüber solle sich das auf der gegenüberliegenden Straßenseite von der Wohnbau geplante Wohngebäude unterordnen, forderte der Gestaltungsbeirat. Er riet dem Bauherrn, das Gebäude um zwei Etagen abzuspecken, zumal 34 geplante Wohneinheiten, in denen Studenten und andere Mieter eine bunte Mischung bilden sollen, für dieses Grundstück auch deutlich zu viel seien.

Auch der Lärmschutz ist ein Thema

„Damit kommen sie der gewachsenen Bebauung im Norden viel zu nahe“, erklärte Werner, der die Nachbargebäude beeinträchtigt sieht, wenn das geplante Bauprojekt in der angestrebten Tiefe verwirklicht würde. Werners Kollege, der Fellbacher Architekt Eckart Rosenberger, mahnte außerdem fehlenden Lärmschutz an, wenn die Wohnbau hier statt eines Winkels nur einen Längsbau zu der stark befahrenen Hohenstaufenstraße vorsehe.

Die Verkehrsberuhigung und Aufwertung des Straßenzugs im Karlstraßen- quartier lässt sich die Stadt 720 000 Euro kosten. Dafür wurden Längsparkstreifen und Gehwege neu angelegt sowie die Karls-allee barrierefrei und niveaugleich ausgebaut. Zwei Kreuzungen wurden mit Pflaster versehen, die Beleuchtung erneuert und hochwertige Pflanzkübel aufgestellt.