Seit vier Wochen ist die Regionaldirektorin Jeannette Wopperer krankgeschrieben. Ob sie zurückkehrt, gilt als unsicher.

Stuttgart - Wenn sich am kommenden Mittwoch der Planungsausschuss der Regionalversammlung zur ersten Sitzung im neuen Jahr trifft, bleibt ein Stuhl vermutlich leer. Seit Mitte Dezember ist die Regionaldirektorin Jeannette Wopperer krankgeschrieben - und vieles deutet darauf hin, dass sie auch in der nächsten Woche nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt. Auch wenn dies offiziell niemand bestätigt, gilt es als offenes Geheimnis, dass Teile der Regionalversammlung und der Verbandsverwaltung mit der Arbeit Wopperers nicht zufrieden sind und nach einer Lösung der diffizilen Personalie suchen. Der Regionalpräsident Thomas Bopp will sich deshalb bald mit den Fraktionsspitzen treffen. Jeannette Wopperer wollte sich am Mittwoch nicht zu der Situation äußern.

 

Der Verband Region Stuttgart hat eine Doppelspitze: den ehrenamtlichen Regionalpräsidenten, den traditionell die größte Fraktion stellt - seit 2007 ist dies der Stuttgarter CDU-Politiker Thomas Bopp; und den Regionaldirektor, der als Wahlbeamter, vergleichbar einem Bürgermeister in einer Großstadt, für acht Jahre gewählt ist und der Verbandsgeschäftsstelle mit den 50 Mitarbeitern vorsteht. Diese Position bekleidet seit dem 15. Juni 2009 Jeannette Wopperer, die damals in große Fußstapfen trat, die der im Oktober 2008 überraschend gestorbene Bernd Steinacher hinterließ. Steinacher stand seit der Gründung des Verbands Region Stuttgart im Jahr 1994 an der Spitze und prägte als "Mister Region" die erfolgreiche Entwicklung der Region. Andererseits galt der strategisch beschlagene und gut vernetzte CDU-Mann wegen seiner regionalen Expansionsgelüste vielen Landräten als "rotes Tuch" .

Verhältnis zwischen Wopperer und Regionalpräsidenten angespannt

Erst nach dem zweifachen Suchverfahren setzte sich Wopperer als die von der CDU favorisierte Kandidatin bei der Wahl im März 2009 durch - verbunden mit der Hoffnung, dass sie die inhaltliche Profilierung der Region fortsetzt, aber auch atmosphärisch neue Akzente setzt. Wopperer, 1967 in Freiburg geboren, hatte Architektur mit dem Schwerpunkt Städtebau studiert, war danach Stadtplanerin in Lörrach, Baubürgermeisterin in Worms und saß bis 2009 für die CDU im rheinland-pfälzischen Landtag. Fachlich brachte sie für den Verband mit seinem planerischen Schwerpunkt gute Voraussetzungen mit, politisch kam sie für die im Regionalparlament dominierende CDU aus dem richtigen Lager - und selbst die Grünen stimmten bei der Wahl für sie und nicht für die von der SPD und den Freien Wählern unterstützten Konkurrenten.

Anfangs sammelte Wopperer durchaus Pluspunkte. "Das war eine richtige Charmeoffensive", sagt ein Regionalrat. Inzwischen freilich hat sich bei vielen Regionalpolitikern der Eindruck gewandelt: Der Regionaldirektorin, deren Verhältnis zum Regionalpräsidenten als angespannt gilt, wird ein mitunter ruppiger Stil auch gegenüber Mitarbeitern vorgeworfen, sie reagiere auf Kritik in der Sache dünnhäutig, sie setze politisch und inhaltlich keinerlei Akzente. Andererseits wurde der von Wopperer verantwortete Etat 2012 fast einstimmig verabschiedet, in vielen Bereichen feiert die Region politische Erfolge - nicht wegen, sondern trotz Wopperer, sagen Kritiker.

Diese Einschätzung wird von vielen Verantwortlichen, selbst in der CDU-Fraktion, geteilt, so dass es offenbar bereits seit Längerem Bestrebungen gibt, im Einvernehmen mit Wopperer eine Lösung zu finden. Die Regionaldirektorin(Grundgehalt: circa 7300 Euro) kann nicht einfach abberufen werden, da sie bis 2017 gewählt ist. Sie müsste also freiwillig in eine andere Position wechseln oder ihr Amt aufgeben. Ob es dazu kommt, ist momentan aber offen.