Schalke-Aufsichtsrats-Chef Tönnies baut mit seiner Gruppe eine Herberge mit vier Sternen in der jetzigen Bahnhofshalle. Der Enkel des Bahnhoferbauers, Peter Dübbers, kritisiert dafür die Stadt Stuttgart.

Stuttgart - Die „me and all Hotels GmbH“, bei der unter anderen Schalke-04-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies mit 33 Prozent Teilhaber ist, baut im Bereich zwischen großer und kleiner Schalterhalle im Hauptbahnhof ein Vier-Sterne-Hotel mit 153 Zimmern. „Das Hotel entsteht in einem Glaskubus, damit die historische Bausubstanz erhalten bleibt“, erklärt Hotel-PR-Chefin Catherine Bouchon, „darunter kommt eine Einkaufs-Mall.“ Der Hotelneubau wird das bisherige Intercity-Hotel nicht ersetzen, sondern im Bahnhof ergänzen.

 

Im Zuge des Bahnprojektes Stuttgart 21 wird der unter Denkmalschutz stehende Bonatz-Bau mit einem neuen Tragwerk versehen. Das Innere des Empfangsgebäudes wird komplett neu gestaltet. Nur das Äußere des Bahnhofsgebäudes soll erhalten bleiben. Die oberen drei Gebäudeebenen beherbergen künftig das Hotel. Architekt ist, wie für das gesamte Projekt Tiefbahnhof von Stuttgart 21, die Ingenhoven Architects GmbH.

Unter das Hotel kommt eine Einkaufs-Mall

Die Fertigstellung ist für das Jahr 2021 geplant. Wann Baubeginn sein soll, konnte die Sprecherin der Hotel-Gruppe nicht sagen. Neben dem klassischen Reise-Publikum will die Linder-Hotel-Gruppe vor allem Geschäftsreisende beherbergen. Daher wird mit einem großem Konferenzbereich, zehn kleineren Konferenzräumen und weiteren Co-Working-Bereichen geplant. Abends sollen im Hotel After-Work-Partys, Lesungen und Wohnzimmerkonzerte stattfinden. „Wir wollen natürlich auch Bürger der Stadt ins Hotel einladen und mit unserem Lokale-Größen-Konzept DJs und Künstler in das Hotel einbinden. Dafür ist dieser Standort im Herzen der Landeshauptstadt ideal“, sagt Andreas Krökel, Vorstand der Lindner Hotels AG. Nach den Worten von Horst Mutsch von der DB Station und Service AG ist das Hotel eine „optimale Nutzung für den historischen Bonatzbau“.

Das sieht der Stuttgarter Architekt Peter Dübbers, Enkel des Bahnhofserbauers Paul Bonatz, ganz anders. Er befürchtet, dass der durch den Abriss der beiden Seitenflügel ohnehin schon stark beeinträchtigte Denkmalcharakter des Hauptbahnhofs weiter beschädigt wird und äußert sein Unverständnis darüber, dass „alle drei staatlichen Ebenen des Denkmalschutzes bei Stadt, Regierungspräsidium und Wirtschaftsministerium“ dem Umbau zugestimmt haben. Zwar solle die Fassade mit den Säulen und Sprossenfenstern zum Arnulf-Klett-Platz hin im Großen und Ganzen unangetastet bleiben, dahinter werde aber der Glaskubus für den Hotelneubau errichtet. „Wer durch die Fenster in den Bahnhof schaut, guckt in den Himmel“, sagt Dübbers, „das ist wie ein Potemkinsches Dorf.“ Auch wenn die Spange mit dem Hotel zurückgesetzt sei, werde dies beim Blick auf den Bahnhof erkennbar sein.

Zehn Fakten zum Projekt Stuttgart 21 sehen Sie in unserem Video: