Handlungssplitter auf Biegen und Brechen zusammengeschustert: Beim Münsteraner „Tatort“ geht es diesmal drunter und drüber, aber keines der absurden Puzzleteilchen will zum anderen passen.

Stuttgart - Wenn bei einem Puzzle die Teile so unsauber ausgestanzt wurden, dass sie nicht richtig zusammenpassen, wirft man es am besten weg. Stefan Cantz und Jan Hinter dagegen haben für den „Tatort: Erkläre Chimäre“ aus Münster kein Drehbuch geschrieben, sondern auf Biegen und Brechen Handlungssplitter zusammengeschustert, ganz nach dem Motto: Was nicht passt, wird auch nicht passend gemacht werden können.

 

Auf Logik waren die Krimis rund um Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) selten aufgebaut, aber in diesem Fall knirschte und quietschte es mächtig im Balkenwerk. Ein Penner wird überfahren, zwei Kehlen werden aufgeschlitzt, darunter die von Thiel, und ein Hochzeitsfoto zeigt ein hübsches Paar: Thiel und Boerne – nach diesem flotten Auftakt fügte sich in den folgenden achtzig Minuten nichts mehr ineinander. Irre Geschichten wie die tollen Taucherlebnisse von Thieles homosexuellem Erbonkel Gustav (Christian Kohlund) und wie dieser mit der Leiche verbandelt war, hingen zwischen dümmlichen Sätzen, die der jugendliche Junkie ebenso wie Gustav von sich geben mussten sowie dem Uralttrick am Ende, mit dem der Täter im Krankenhaus überführt wurde. Selbst die sonst zündenden Dialoge zwischen Alberich und Boerne waren im abstrusen Wirrwarr nicht mehr als der Raucherhusten der Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann): ein kratzendes Nebengeräusch.

Die beste Idee war, Boerne bei Thiels Luftröhrenschnitt mit einem Kuliteil aus dem Luftkurort Davos hantieren zu lassen. Und dass die Ehe zwischen Boerne und Thiel ohne tuckigen Klamauk auskam. Wenn man partout etwas Gutes an diesem Fall finden wollte, dann, dass er immerhin ein Statement für die Homo-Ehe war.