Der „Tatort“ aus Münster ist immer wieder für bizarre Einfälle gut. Die Idee der Drehbuchautoren, einen Normalo ein Heldencape überstreifen zu lassen und auf einen Feldzug gegen Korruption zu schicken, ist so bescheuert, dass sie schon wieder lustig ist.

Stuttgart - Superhelden haben es nicht einfach, müssen sie doch übernatürliche Kräfte angemessen zu gebrauchen lernen, ihre wahre Identität verborgen halten und dabei auch noch Verbrecher jagen, die in der Regel nicht von finanziellen Motiven getrieben sind, sondern mindestens die Weltherrschaft anstreben. Das ist ein wahrer Knochenjob, weswegen wahrscheinlich die meisten Superhelden auch in den USA leben, wo man außergewöhnliches Talent mehr wertzuschätzen weiß als hierzulande und zudem weniger Steuern zahlt. Jedenfalls ist der maskierte Rächer, mit dem es das westfälische Ermittlerduo Frank Thiel (Axel Prahl) und Karl-Friedrich Börne (Jan Josef Liefers) im neuen „Tatort“ zu tun haben, weit entfernt von den Vorzeigeexemplaren der Branche – Münster ist eben nicht Gotham City. „Der Hammer“ ist körperlich ziemlich außer Form, und sein Kostüm sieht so aus, als hätte er es bei einer Jahrmarktstombola gewonnen. Was ihn aber nicht davon abhält, mit ätzender Säure in der Spritzpistole Jagd auf bestechliche Politiker und skrupellose Bauunternehmer zu machen.

 

So bescheuert, dass es schon wieder lustig ist

Die Idee der Drehbuchautoren, einen Normalo ein Heldencape überstreifen zu lassen und auf einen Feldzug gegen Korruption und Klüngel zu schicken, ist so bescheuert, dass sie schon wieder lustig ist (auch wenn das Sujet von entsprechenden Hollywoodfilmen à la „Kickass“ übernommen ist). Noch abgefahrener ist die Vorstellung, dass ausgerechnet dauerbekiffte Hippies so moralisch sein könnten, gegen den Bau eines großflächigen Prachtbordells aufzumarschieren. Aber vermutlich bedarf der Münsteraner „Tatort“ auch solch irrer Einfälle; die Komik, die den Dialogen des ungleichen Ermittlerpaares entspringen soll, wirkt nämlich inzwischen meistens ziemlich bemüht.