Der frühere VFB-Profi und heutige KSC-Sportdirektor Jens Todt spricht über die Aggression vor dem Baden-Württemberg-Derby am Sonntag, auf das er er sich trotzdem freut.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Karlsruhe - Der frühere VfB-Profi und heutige KSC-Sportdirektor Jens Todt spricht über die Aggression vor dem Baden-Württemberg-Derby.

 
Herr Todt, was überwiegt gerade bei Ihnen: die Vorfreude auf ein mit Spannung erwartetes Derby oder die Sorge, dass es zu Ausschreitungen kommt?
Eindeutig die Vorfreude. Ganz Karlsruhe fiebert dem Derby entgegen, dem ersten seit sieben Jahren. Ich bin davon überzeugt, dass die Vereine, die Stadt und die Sicherheitsbehörden im Vorfeld alles getan haben, um einen sicheren und reibungslosen Ablauf zu garantieren.
Welche Möglichkeiten gibt es denn für den Club, deeskalierend auf die Fans einzuwirken?
Wir haben vor diesem Spiel noch intensiver als sonst mit unseren Fans kommuniziert und eindringlich an sie appelliert, das Duell ausschließlich auf dem Rasen stattfinden zu lassen. Wir arbeiten eng mit allen beteiligten Behörden zusammen und haben die Anzahl der Ordner deutlich erhöht. Es gab und gibt ein Bündel von verschiedenen Maßnahmen. Das Wichtigste ist aber klarzumachen, dass es hier um Fußball geht und um nichts anderes.
Sie sehen in der Rivalität zwischen dem KSC und dem VfB also zunächst einmal nichts Negatives?
Davon lebt doch der Fußball. Das Derby ist in Karlsruhe seit Wochen ein großes Thema. Du wirst an der Tankstelle und beim Bäcker darauf angesprochen. Dieses Spiel berührt die Leute, es gehört zu den intensivsten in Deutschland. Ich spüre aber auch auf beiden Seiten eine Grundaggression wie zuletzt bei unserem Spiel gegen Kaiserslautern. Leidenschaft ist großartig, aber wir alle müssen Grenzen wahren.
Ist da eine Veränderung festzustellen im Vergleich zur Zeit, als Sie Spieler waren?
Ich glaube ganz allgemein, dass die Bereitschaft, Aggressionen rauszulassen, heute größer ist als früher. Hemmschwellen sind offenbar überall in unserer Gesellschaft gesunken. Das hat meiner Meinung nach viel mit den sozialen Medien zu tun, wo die Verrohung der Sitten befördert wird und in Kommentaren deutlich abzulesen ist.
Im Zuge eines solchen Hochrisikospiels werden auch immer wieder die Stimmen laut, die eine Beteiligung der Clubs an den Kosten für die Polizeieinsätze fordern. Was sagen Sie dazu?
Wir tun mit großem Aufwand alles dafür, dass die Sicherheit im Stadion gewährleistet ist. Wenn an irgendeinem Karlsruher Bahnhof Fans randalieren, ist dies der Zuständigkeitsbereich der Polizei. Ich hoffe, dass die Vereine auch in Zukunft nicht finanziell dafür zur Rechenschaft gezogen werden. In Bremen muss ja noch über eine entsprechende Musterklage entschieden werden.