Florian Schuster wollte das Bauen von Möbeln lernen. In der Schreinerei Schmidt bekam er bei seinem ersten eigenen Projekt die Möglichkeit dazu: Entstanden sind zehn Kinderküchen mit welchen nun Kindergärten überrascht werden.

S-Ost - In den Kindergärten und Kindertagesstätten im Stuttgarter Osten und anderswo fehlt immer irgendetwas: Bastelmaterial, Spielsachen überhaupt, von größeren Spielmöbeln wie etwa kleinen Werkbänken oder Spielküchen ganz zu schweigen. Das übersteigt schlicht die finanziellen Möglichkeiten der Einrichtungen. Einige der Kindergärten in Gaisburg, Gablenberg und Ostheim bekommen in dieser Woche aber unangekündigten Besuch. Guido Schmidt, der Inhaber der gleichnamigen Schreinerei in der Klingenstraße, und sein Lehrling Florian Schuster kommen vorbei und bringen eine ganz neue, von Schuster selbst von Hand gefertigte kleine Kinderküche vorbei. Zehn davon sind in den vergangenen Wochen in der Schreinerei entstanden und nicht nur der Lehrling und der Meister, sondern auch die anderen Mitarbeiter der Schreinerei sind richtig stolz auf das Projekt.

 

Der Wunsch Möbel zu bauen hat zu Guido Schmidt geführt

Florian Schuster ist 19 Jahre alt, hat Abitur gemacht – und er hatte dann ein klares Ziel: „Ich wollte Möbel bauen.“ Deswegen sei er relativ früh auf Guido Schmidt zugegangen, weil er wusste, dass dessen Schreinerei für den Möbelbau bekannt war. Allerdings lernen und bauen Schreinerlehrlinge erst einmal alles Mögliche, aber nicht unbedingt Möbel. Türen sind da schon alltäglicher.

Auch Guido Schmidt sagt: „Im Handwerk werden Lehrlinge leider oft verheizt.“ Die jungen Leute könnten zwar am Ende ihrer Lehrzeit mit dem Computer umgehen, mit dem Smartphone sowieso – aber eben keine Möbel bauen. Die Idee für ein Projekt für Kinder habe schon lange in ihm gegärt, aber er habe es nie umsetzen können. „Wir haben genug zu tun hier in der Firma, wir kommen eigentlich gar nicht dazu.“ Schmidt sagt aber auch: „Uns als Firma geht es gut. Und da können wir denjenigen, denen es nicht so gut geht, auch etwas zurück geben.“

Küchen für die ganz kleinen Köche

Dass es eine Kinderküche wurde, war eher Zufall. Einer von Schmidts Mitarbeitern hatte für sein eigenes Kind so eine Küche gebaut und bei der Suche nach Vorlagen für und Informationen über solche Küchen festgestellt, dass die ganz schön teuer sind, wenn man sie kauft. Und so wurde die Basis für das Projekt gelegt.

Florian Schuster, der im zweiten Lehrjahr ist, musste dafür von allen anderen Arbeiten freigestellt werden. Insgesamt war er – nachdem die Pläne gezeichnet waren – sechs Wochen mit den zehn Mini-Küchen beschäftigt. Die Küchen bestehen aus Plattenwerkstoffen und Massivholz. Damit sie zusammenhalten, wurden alle möglichen Verbundvarianten verwendet. Sie sind zum Teil gedübelt, zum Teil auf Gehrung verleimt, die Oberflächen sind mal lackiert, mal geölt, Beschläge gibt es auch. Zu den Kinderküchen gehören ein Waschbecken, zwei kleine (nicht echte) Herdplatten, drei Schubladen, ein einsehbares Herdfach mit Backblech. Ausgestattet sind die Küchen mit einigen kleinen Küchenutensilien, die allerdings nicht selbst gemacht, sondern dazu gekauft wurden. Kinder können damit und mit ihrer grenzenlosen Fantasie alles nachspielen, was auch in echten Küchen passiert.

Nach der Lehre soll es nach Österreich gehen

Florian Schuster freut sich riesig über seine ersten Möbelstücke. „Das war mein erstes richtiges Projekt!“ Und er zeigt dieser Tage auch den Kindern gerne, wie sie das Backblech rein- und rausschieben und was sie alles in den Schubladen verstauen können. Für seinen Chef ist der Lehrling jetzt mit Abschluss der Kleinserie von zehn Kinderküchen, die jede im Verkauf rund 600 Euro kosten würde, ganz anders einsetzbar: „Mit den Fertigkeiten, die er dabei gelernt hat, kann er jetzt jeden Schrank bauen.“ Das wird der 19-Jährige allerdings nicht immer im Stuttgarter Osten tun. Für ihn steht schon fest, dass er nach der Lehre erst einmal für ein Jahr nach Österreich geht, um kennenzulernen, wie dort geschreinert wird. Für die Zeit danach hält er sich alle Optionen offen: „Vielleicht studiere ich dann noch Holzbau oder Holztechnik, vielleicht mache ich meinen Meister.“ Er kann sich auch vorstellen, in zwanzig Jahren einmal sein Wissen als Berufsschullehrer an andere weiterzugeben.

In dieser Woche steht aber erst einmal das Ausliefern der Weihnachtsüberraschungen auf dem Programm. Beschenkt werden sollen evangelische Kindergärten in der Hornbergstraße in Gaisburg, in Gablenberg und in Ostheim, außerdem der katholische Herz-Jesu-Kindergarten und die städtische Kindertagesstätte an der Klingenbach-Anlage. Für kommendes Jahr plant der Gablenberger Guido Schmidt schon ein neues Lehrlingsprojekt. Was genau dann gebaut und an Einrichtungen im Stuttgarter Osten verschenkt wird, steht aber noch nicht fest.