Ästhetik trifft Gebrauch: Florentine Klingel hat sich der Keramikkunst verschrieben. Ihre Stücke gibt es in der Holzmöblerei und in der Soopkitchen zu kaufen.

Stuttgart - Einzig am Schreibtisch zu sitzen, den Bildschirm vor der Nase, das ist nichts für Florentine Klingel. „Ich muss etwas mit meinen Händen machen“, sagt sie. Und damit meint sie: nicht nur tippen. Deshalb hat sie nach wenigen Semestern ihr Architekturstudium an der Akademie der Bildenden Künste abgebrochen, um sich einem richtigen Handwerk zu widmen – der Keramik. Der Wechsel ins Studienfach Freie Kunst war nur logisch, nachdem die 27-Jährige schon während ihres Architekturstudiums immer häufiger in den Werkstätten der Hochschule am Killesberg tätig war.

 

Keramik, das klingt zunächst etwas angestaubt, nach Porzellanservice und Kaffeekränzchen. Derzeit erlebt das Traditionshandwerk aber eine Renaissance. Das, was Florentine Klingel an der Drehscheibe schafft, ist modern, hat klare Linien, Farben und Formen. So ganz abgeschrieben sind Architektur und Design noch nicht, zumindest zeigen ihre Entwürfe Anlehnungen an den Bauhausstil und die klare Ästhetik ihrer Protagonisten. „Die Tagebücher von Oskar Schlemmer habe ich schon mehrmals gelesen – er spricht mir aus der Seele“, sagt Florentine Klingel.

Töpfern sieht poetisch aus – ist aber harte Arbeit

Derzeit sind ihre Vasen, Schüsselchen, Teller und Lampen in der Soopkitchen im Heusteigviertel zu sehen und zu kaufen. Am Wochenende hat sie in diesem Laden im Hinterhof der Weißenburgstraße 35 einen ganzen Raum bespielt. Bei der Vernissage hat sie gezeigt, wie das geht an der Drehscheibe, bei Workshops durften Interessierte sogar selbst ran. Und spätestens da ist jedem klar geworden: Töpfern ist harte Arbeit. „Das sieht immer so schön und poetisch aus“, sagt Florentine Klingel. Bis sie das Töpfern an der Drehscheibe aber richtig gelernt hatte, sind Tage, Nächte, Monate und Jahre vergangen. Neben der Technik gilt es die Zusammensetzung des Rohstoffs zu lernen, ein Faible für Chemie ist unerlässlich.

Weshalb sich Florentine Klingel trotzdem für Keramik entschieden hat? Das Material sei mit Gebrauch verbunden, ihre Kunst stehe nicht im Regal, sondern werde von den Käufern verwendet – im Alltag wie zu besonderen Anlässen. Die Menschen erfreuen sich an ihren Werken. Und: „Keramik wird häufig unterschätzt, dabei ist das eine ganz spontane Art zu arbeiten“, sagt sie. Der Rohstoff sei „zickig“. Am Ende sei es jedes Mal eine Überraschung, was aus dem Brennofen herauskomme. Ausschuss produziere sie auch jetzt noch. Meist landet der in ihrer Wohnung. „Ich habe sehr interessantes Geschirr zu Hause“, sagt Florentine Klingel lachend.

Ihre Werkstatt befindet sich in Nürtingen. Für ihre Kunst braucht sie große Räume, die im Stuttgarter Süden, wo sie lebt, kaum erschwinglich sind. Außerdem sollen ihre Stücke erschwinglich bleiben. „Die Leute sollen meine Sachen gerne kaufen“, sagt Florentine Klingel. Derzeit verkauft sie nicht nur in der Soopkitchen, sondern auch in der Holzmöblerei im Fluxus, außerdem nach Aufträgen. Und wer nachfragt, für den veranstaltet sie im eigenen Heim „Töpferware“-Partys.

Mehr Infos unter florentinek.de