Das Alte Rathaus stammt aus dem Jahr 1522 – nach dem verheerenden Unwetter muss es aufwendig umgebaut und modernisiert werden. Der Bürgermeister hat nun eine Auktion gestartet, mit der die Künzelsauer die Folgen des verheerenden Unwetters gemeinsam bekämpfen können.

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Künzelsau - Wer kein Geld hat, muss sich etwas einfallen lassen. Mit einer ungewöhnlichen Spendenaktion will die Künzelsauer Stadtverwaltung den Fehlbetrag für die Sanierung des Alten Rathauses zusammenbringen. Vor einem Jahr, in der Nacht vom 29. Mai 2016, hat sich bei einem verheerenden Unwetter die Hauptstraße zu einem reißenden Strom entwickelt, der alles mit sich riss, was im Weg stand. „Vorne lief das Wasser in das Rathaus rein und hinten wieder raus“, erzählt der Bürgermeister Stefan Neumann.

Braunsbach nach der Katastrophe / Braunsbach heute

In der Kernstadt wurden im Erdgeschoss liegende Läden, Wohnungen und Kellergeschosse überflutet. Heute präsentiert sich das kleine und finanziell klamme Städtchen im Hohenlohekreis hübsch herausgeputzt – zumindest äußerlich. Im Alten Rathaus freilich, 1522 direkt auf dem Künsbach erbaut und 1619 zu seiner heutigen Form erweitert, haben die Wassermassen große Schäden angerichtet. Es ist geschlossen; das Erdgeschoss des architektonischen Aushängeschilds der Innenstadt muss von Grund auf renoviert werden.

Das neue Nutzungskonzept steht: Die in das neue Rathaus verlegte Stadtbücherei soll in ihr angestammtes Domizil zurückkehren, das barrierefrei gestaltet und mit einem aktuellen und breiten Medienangebot zu einem Ort der Begegnung werden woll. Dafür erhält die Stadt 410 000 Euro vom Land, sie braucht aber mehr Geld für die Finanzierung. „Das Unwetter spielt uns ein Stück weit in die Karten“, gibt der Bürgermeister zu, der auch die „noch nicht gesicherte, auf jeden Fall sechsstellige“ Versicherungssumme investieren will: „Den Rest wollen wir über Patenschaften finanzieren“, sagt Neumann.

Das Mindestgebot liegt bei 20 Euro

Im Jahr 2022 hat das Alte Rathaus sein 500-Jahr-Jubiläum. Bürgerinnen und Bürger, Firmen und Vereine sind aufgerufen, auf jede der 500 Jahreszahlen ein Mindestgebot von 20 Euro abzugeben. „Jede Person oder Organisation hat die einmalige Chance, Pate für ein Jahr der langen Geschichte des Alten Rathauses zu werden“, wirbt Neumann. Das Gebot wird auf einer Auktionsplattform festgehalten, danach hat jeder andere Bieter die Chance, es mit mindestens zehn Euro zu überbieten. Der Höchstbietende erhält am 4. Oktober den Zuschlag auf die von ihm ersteigerte Jahreszahl. Der Name und eine Widmung werden mit maximal 40 Zeichen auf einer Stele vor dem Gebäude eingraviert. Der Bürgermeister setzt auch auf zahlungskräftige Firmen der Region wie das Handelsunternehmen Würth in Gaisbach oder die Berner-Gruppe in Künzelsau.

Er rechnet damit, dass weit mehr als die rechnerisch mögliche Mindestsumme von 10 000 Euro zusammenkommt: „200 000 Euro müssten wir schaffen, und mehr ist immer gut.“ Was nicht für die Sanierung benötigt werde, fließe in die Ausstattung. Welche Summe Künzelsau insgesamt für die Behebung der Unwetterschäden aufwenden muss, lässt sich laut Neumann noch nicht beziffern. 700 000 Euro mussten im vergangenen Jahr für die Reinigung und Reparatur von Straßen, Kanälen und Regenüberlaufbecken aufgebracht werden; im laufenden Etat sind weitere zwei Millionen Euro eingestellt. Im Rathaus rechnet man am Ende mit rund 7,3 Millionen Euro – ohne private Schäden.