Die EnBW strebt mit den Stadtwerken Stuttgart eine „Partnerschaft der neuen Qualität“ an – so hat es Konzernchef Frank Mastiaux am Freitag in lockerer Runde mit Fritz Kuhn formuliert.  Auch für die Fernwärme gibt es erste positive Signale.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)
 

Stuttgart Fast hatte man den Eindruck gewinnen können, es handle sich um ein Treffen alter Freunde: OB Fritz Kuhn, EnBW-Chef Frank Mastiaux, Michael Maxelon als Chef der Stadtwerke Stuttgart sowie Steffen Ringwald, der „EnBW-Minister für kommunale Beziehungen“, hatten am Freitag Nachmittag im Rathaus alle ihre Krawatten abgelegt (unabgesprochen, wie es hieß), erzählten vom schönen Wetter und machten Späße. So bezeichnete Fritz Kuhn die Stadtwerke und die EnBW als die künftige „revolutionäre Keimzelle“ der Energiewende in Stuttgart. Es fehlte nur noch der Palästinenserschal.

Man merkte es allen an: Nach dem langen und nervenaufreibenden Verfahren um die Strom- und Gaskonzession waren Stadtwerke und EnBW heilfroh, dass die Entscheidung zu ihren Gunsten ausgefallen ist. Eine Woche nach der Abstimmung im Gemeinderat hat es nun am Freitag ein Spitzengespräch gegeben; auf Fachebene liefen die Treffen bereits die ganze Woche über.

Stuttgart mit Vorreiterrolle

Frank Mastiaux sagte dabei, dass er in Stuttgart eine „Partnerschaft der neuen Qualität“ anstrebe: „Die EnBW muss ihre Rolle überdenken, und wir wollen beweisen, dass wir dies können. Daran lassen wir uns auch messen“, so der Konzernchef. Wie wichtig der EnBW die Kooperation mit den Kommunen sei, könne man schon daran sehen, dass das Unternehmen mit Steffen Ringwald einen eigenen Bevollmächtigten für diesen Bereich ernannt habe.

Mastiaux ging sogar so weit zu sagen, dass die Partnerschaft von EnBW und Stadtwerken Stuttgart das Potenzial habe, die Energiewende in der Landeshauptstadt in einer Art und Weise zu gestalten, dass andere Großstädte nach Stuttgart schauen würden. Die dafür gelegte „tolle Grundlage“ sei auch, so der EnBW-Chef, Fritz Kuhn persönlich zu verdanken. Bisher belegt die Landeshauptstadt im bundesweiten Vergleich innovativer Energieprojekte keinen Spitzenplatz. Noch in diesem Jahr will Kuhn aber ein Konzept vorlegen.

Auf Nachfrage betonte Ringwald, dass es in der neuen Betriebsgesellschaft, in der die EnBW bis 2019 eine Mehrheit von 74,9 Prozent hat, nur gemeinsame Entscheidungen geben werde: Die deutlich kleineren Stadtwerke sollen nicht am Katzentisch sitzen, sondern von Anfang an ein Partner „auf Augenhöhe“ sein – dieser Begriff fiel auch gestern mehrmals. Schon in der nächsten Woche werde der gemeinsame „Kick-off“ sein. Zu den ersten Themen gehörten die Details der Verträge und die Konkretisierung der Businesspläne.

Annäherung beim Streit um Fernwärme

Michael Maxelon von den Stadtwerken sagte, dass die gemeinsame Netzgesellschaft mit den EnBW ein „gutes Ergebnis mit Perspektive“ sei. Als Aufgaben für die nahe Zukunft nannte er die ökologische Anbindung neuer Quartiere, wie den Neckarpark oder das Areal des Olgäle. Auch müssten die bestehenden Energienetze umgebaut werden. Wenn zum Beispiel in einem Parkhaus irgendwann nur noch Elektroautos stünden und diese alle an der Ladestation hingen, reichten die bestehenden Ortsnetzstationen nicht mehr aus. Fritz Kuhn hakte ein: Der Verkehr und insbesondere die E-Mobilität seien wichtiger Bestandteil seines Energiekonzeptes. Zur „revolutionären Keimzelle“ bei der Umsetzung gehören für ihn auch die Bürger, die stärker einbezogen werden müssten. Das dürften die Vertreter von Bürgerinitiativen, denen gestern die Teilnahme an der Pressekonferenz verwehrt worden ist, noch mit einiger Skepsis vernehmen.

Erste positive Signale hat es am Freitag in Bezug auf eine Zusammenarbeit bei der Fernwärme gegeben; diese Konzession ist bisher wegen offener Fragen nicht vergeben worden. Kuhn formulierte es so: Es gebe „manchmal in einer Ehe positive Errungenschaften, an die man am Anfang nicht gedacht hat“. Auch Frank Mastiaux sprach davon, dass sich möglicherweise neue Lösungswege auftun würden, da Strom, Gas und Fernwärme allesamt Teil der Energiewende seien. Beim Wassernetz dagegen bleibt der Dissens, doch selbst der wurde in schöne Worte verpackt: Man sei sich „einig, dass man sich nicht einig ist“, so Ringwald. Der Streit um den Wert des Wassernetzes wird derzeit vor Gericht ausgetragen.