Rein fischtechnisch sind uns Schwaben die Hamburger weit voraus. Beim Thema Wein allerdings könnten die Nordlichter noch was lernen, meint StZ-Mitarbeiterin Sybille Neth.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Das Fisch-Entwicklungsland Baden-Württemberg wird seit 26 Jahren vom Norden missioniert. Durch den Hamburger Fischmarkt ist dem Spätzle-Schwaben mittlerweile bewusst, dass Fisch nicht immer tiefgefroren, rechteckig und paniert ist. Dass die Meere mehr bieten als leuchtend orangefarbenen Lachsersatz mit schwarzen Ersatz-Kaviar-Kügelchen als Deko auf einem aufgeschnittenen hart gekochten Ei. Die Region hat dazugelernt: Mit der Scholle ist man nicht nur verbunden, man kann sie auch essen. Der Backfisch ist nicht immer ein Teenager, und im Alsterwasser steckt ebenso wenig Alster wie in einer Radler-Halbe ein Radler, sondern jeweils „süßer Sprudel“. Besonders Wissbegierige sind im norddeutschen Menü-Jargon über die Fischmarkt-Lektionen sogar hinausgewachsen. Sie wissen um den Pinkel Bescheid und werfen auch mal ein Kluntje in den Tee.

 

Nun hat aber Mitte-Bezirksbeirat Karl Stephan Quadt (SPD) die Entdeckung gemacht, dass umgekehrt die Stuttgarter mit ihrem Weindorf in Hamburg noch einiges leisten müssen für die Verbesserung des kulinarischen Nord-Süd-Dialogs. Er wollte seine Hamburger Fischplatte mit einem Glas Riesling genießen. „Wir haben keinen Riesling – nur normalen Weißwein, nur Grauburgunder“, hat die hanseatische Fischmarkt-Bedienung gekontert. Das hat Quadt sehr an seine Jugend in Norddeutschland erinnert. Da gab es nur zwei Sorten Wein auf der Getränkekarte: Rheinwein (der Weiße) und Rotwein. Zur Fischplatte hat er sich dann übrigens einen „normalen Weißwein“ servieren lassen.