Das kulinarische Quiz im Leonhardts am Fernsehturm feiert eine gelunge Premiere. Fußball, Kunst, historische Straßennamen und Weinlagen: Bis ins Finale kommt nur, wer sich rund um den Talkessel auskennt.

Stuttgart - Wolfgang Zürn ist bester Laune. Stolz präsentiert der 67-Jährige die Urkunde, die ihn als Stuttgarts erstes Super-Käpsele ausweist. Der Schreinermeister im Ruhestand hat sich das Zertifikat am Sonntag bei der Premiere des kulinarischen Kleinkunst-Quizabends „Stuttgart sucht das Super-Käpsele“ (SSDS) im Leonhardts am Fernsehturm verdient. Mit großem Vergnügen. „Ich bin hergekommen, um meinen Spaß zu haben“, betont er. Das habe auch geklappt. „Wir sind sehr zufrieden“, pflichten ihm seine Tischgenossen bei und loben den launigen Wettstreit rund um Stadtgeschichte und -geschichten als ausgesprochen kurzweilig.

 

Das ist auch das Verdienst von Stefanie Stroebele und Andreas Klaue. Die beiden Ensemblemitglieder der Schauspielbühnen Stuttgart schlagen als schusselige Bibliothekarin Dorothea Schäufele und erfahrener Entertainer Thomas Kutter eine Brücke zwischen Moderation und Komödie. Immer wieder greifen sie Bemerkungen aus dem Saal auf und interagieren mit den Gästen. So wird spontan andiskutiert, ob Cannstatter nun Stuttgarter seien oder nicht. SSDS ist weit mehr als ein Ratespiel. Auch, weil neben den kleinen grauen Zellen die Geschmacksknospen gefordert sind: Ein Vier-Gänge-Menü bietet nach jeder Quiz-Einheit Gelegenheit, soeben Erfahrenes sacken zu lassen oder Fehlentscheidungen zu verdauen.

Wer richtig liegt, punktet

Statt einzeln auf einem Kandidatenstuhl zu schmoren, sitzen die Teilnehmer bei „Stuttgart sucht das Super-Käpsele“ mannschaftsweise zusammen. Elf Tische treten gegeneinander an. Die Antwort auf die Fragen der ersten Runden wird von jeder Tischgemeinschaft gemeinsam ausgehandelt. Wer richtig liegt, punktet. Smartphone-Kontakt zu Google und Wikipedia ist selbstredend untersagt. Feierlich haben alle zu Beginn des Abends der digitalen Schummelei abgeschworen. Stattdessen beratschlagt man sich mit den Tischnachbarn. Hat Herzog Carl Eugen seine Untertanen zeitweise von der Alkoholsteuer befreit? Wo kann man schlotzige Krummbigl speisen und wie war das noch mit Konrad Kujau? Über dem Raten kommen die Besucher ins Gespräch. Zwischen Rucolasalat und geschmorten Kalbsbäckle (wahlweise vegetarischen Maultaschen) besteht Gelegenheit, die Konversation zu vertiefen.

Fußball, Kunst, historische Straßennamen und Weinlagen: Bis ins Finale kommt nur, wer sich rund um den Talkessel auskennt. Er interessiere sich sehr für Stadtgeschichte, sagt Wolfgang Zürn, der sich im Finale als Abgesandter von Tisch 5 knapp gegen Gerald Müller von Tisch 10 durchgesetzt hat. „Wenn man schon ein paar Führungen durch Stuttgart mitgemacht hat, weiß man eben einiges“, so Zürn. Wer zuvor nicht so gut im Bilde war, ist nach dem Ratespaß im Leonhardts garantiert ein bisschen schlauer und dem Käpsele-Status zumindest ein wenig näher gerückt.