Der CSU-Politiker und Vertriebenen-Präsident Bernd Fabritius hat mit Parlamentariern Kuba bereist. In Havanna wurde ein Standort für ein Goethe-Institut gefunden. Schon im nächsten Jahr könnten die Arbeiten daran beginnen.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)
Berlin – - Zusammen mit Kollegen ist Bernd Fabritius eine Woche durch Kuba gereist. Vieles, so der Präsident des Vertriebenenbundes, sei schlimmer als im Rumänien Ceausescus. Doch die Kubaner zeigten sich optimistisch.
Herr Fabritius, sie waren mit Bundestagskollegen auf kultureller Mission in Kuba. Was hat das gebracht?
Es war eine interessante und ertragreiche Reise. Wir wollten den Weg für ein Kulturabkommen bereiten, das ist uns gelungen. Wir haben mit Abgeordneten gesprochen, mit Journalisten, Bloggern, Vizeministern und Vertretern der Kulturszene.
Sie reden von dem Kulturabkommen, an dem man seit 2003 arbeitet und das vor sich hin dümpelt, ohne dass etwas geschieht?
Das kann man so nicht sagen. Bei dem Abkommen handelt es sich nicht um einen alten Aufguss, sondern um einen neuen Ansatz. Das Rahmenabkommen ist in der ersten Hälfte des Jahres abgeschlossen worden, nun wird es konkretisiert.
Was ist neu?
Wir wollen einen weiteren Kulturbegriff einbringen. Nicht nur Sprachkunst und bildende Kunst, so wie das Kuba lange im Sinn hatte. Wir wollen den Bereich der gesamten auswärtigen Kultur und Bildungspolitik in dem Abkommen integriert haben. Kooperation bei der Wissenschaft und einen akademischen Austausch schließen wir ein. Kuba hat Entgegenkommen und Interesse signalisiert.
Gibt es schon einen Standort für ein Goethe-Institut?
Ja. Wir haben einen Standort besichtigt der unmittelbar in der Nähe der Botschaft liegt. Den haben alle Teilnehmer fraktionsübergreifend als sehr gut empfunden. Wenn alles gut läuft, dann können im nächsten Jahr die Arbeiten an der Liegenschaft beginnen.
Ist Kuba an Deutschland interessiert – oder eher USA-fixiert?
Meinem Eindruck nach wird die Zusammenarbeit mit den USA als Hauptpunkt angesehen, doch der Wunsch nach Öffnung geht weit darüber hinaus. Die EU und Deutschland sind da sehr attraktiv.
Wie haben sie Kuba erlebt?
Kuba ist im Moment in einer schlechteren Verfassung als Rumänien in seiner schlechtesten Ceausescu-Zeit. Die Lebensmittelversorgung ist katastrophal, Havanna ist eine desaströse Ruinenlandschaft. Aber die Menschen schauen mit sehr viel Optimismus nach vorne.
Kuba hat viele Vertriebene. Konnten sie erahnen was geschieht, wenn eine Millionen Exilkubaner wieder zurückkommen?
Wir haben eine Wohnung in Havanna besucht, die hatte vielleicht 120 Quadratmeter mit sechs Zimmern. Früher hat das einer wohlhabende Stadtfamilie gehört. Heute wohnt in jedem Zimmer eine Familie – Küche und Bad werden geteilt. Wenn der alte Eigentümer zurückkommt, dann hat das natürlich Sprengpotenzial. Aber das war nicht Thema unserer Reise.
Hat die kubanische Kultur Zukunft?
Absolut. Angesichts der vorhandenen Mittel halte ich die Kulturszene in Kuba für unglaublich fortschrittlich. Sie steht der in Deutschland fast in nichts nach.