Bei der Sanierung und Erweiterung der Stuttgarter Oper soll ein neues Kulissengebäude realisiert werden. Der Verwaltungsrat tendiert zudem zu einer zeitgemäßen Gastronomie und einer modernen Bühne.

Stuttgart - Die personellen Voraussetzungen, um die mit erheblichen Einschränkungen verbundene Opernsanierung zu bewältigen, sieht Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) nun für gegeben an: Der im Rathaus vom Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater gewählte neue Opernintendant Viktor Schoner stehe den schwierigen Fragen „mutig gegenüber“. Schoner wiederum hat grenzenloses Vertrauen in die Politik, den Um- und Ausbau geregelt zu bekommen.

 

Peter Hofelich (SPD), Staatssekretär im baden-württembergischen Finanzministerium, hat am Montag die Bemühungen der Vertreter von Land und Stadt als Träger der Kultureinrichtung konkretisiert und einen Zeitrahmen für das weitere Vorgehen genannt. So spreche jetzt „einiges für einen Abbruch und Neubau des Kulissengebäudes“ an der Konrad-Adenauer-Straße. Mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt würden nun die Gespräche, auch über eine etwaige Einbeziehung des Geländes des Königin-Katharina-Stifts, intensiviert. Ende März wolle sich der Verwaltungsrat dann festlegen. Ein Neubau könnte zwei Etagen unter der Erde haben, um alle Werk- und Lagerstätten zu beherbergen.

Innenhof drei wurde verwaltungsintern untersucht

Verwaltungsintern wurde zudem der Innenhof drei mit dem aus den 80-er Jahren stammenden zweigeschossigen Böhm-Pavillon untersucht, der durch Brücken mit dem Foyer des ersten und zweiten Rangs verbunden ist. Dort könnte das im Sanierungs-Gutachten formulierte Raumprogramm nicht komplett umgesetzt werden, sagte Hofelich. Dies bedeute aber nicht, dass Teile des Programms, etwa Seminarräume, nicht an anderer Stelle untergebracht werden könnten. Klar sei, dass eine großzügige Gastronomie im Innenhof stattfinden könne – und nach Ansicht von OB Kuhn auch sollte. „Man stelle sich vor, wir investieren hunderte Millionen Euro und nachher sagen die Bürger, hier hättet ihr aber nicht sparen dürfen.“ Das ist eine gute Nachricht für Marc-Oliver Hendriks, den Geschäftsführenden Intendanten der Stuttgarter Staatstheater. Er verweist gebetsmühlenhaft auf das nicht mehr zeitgemäße Gastro-Angebot, das weder vor noch nach den Veranstaltungen die Möglichkeit bietet, sich hinzusetzen, um etwas zu essen und zu trinken. Schon 1912 habe man den Besuchern 600 Quadratmeter Gastronomiefläche gegönnt – in der Kantine wird heute allerdings die Belegschaft verköstigt.

Am stärksten umstritten bleibt der Bau einer neuen Bühne. Drei Alternativen seien baufachlich, künstlerisch und aus der Perspektive des Denkmalschutzes geprüft worden. Die Bewertung aus künstlerischer Sicht ergab eine Präferenz für die Kreuzbühne; auf ihr können gleichzeitig mehrere Bühnenbilder kreiert werden. Sie setzt allerdings eine Aufweitung des Littmannbaus um zwei Meter voraus. Aus baufachlicher Sicht gibt es mehrere Optionen, die Denkmalschützer favorisieren weiterhin eine gar nicht untersuchte Variante: „Nämlich die, dass alles bleibt, wie es ist“, wie Hofelich betonte. Man setze aber weiter auf den Dialog, so der Staatssekretär. OB Kuhn hält die Kreuzbühne für den „besten technischen Vorschlag“. Jetzt müssten die Denkmalschutzfragen geklärt werden. Für ihn ist aber klar, dass es bei der Bühnenfrage „nicht mehr um das Ob geht, sondern nur noch um das Wie“.

Im Juli soll Umsetzungskonzeption beschlossen werden

Hofelich kündigte für den 11. Juli eine Sitzung an, in der sich der Verwaltungsrat abschließend auf eine Umsetzungskonzeption für die Sanierung und Erweiterung festlegen wolle. Für den November erwartet er dann auch eine Aussage zum geplanten Standort eines Interimsbaus sowie eine grobe Kostenschätzung. 2017 werde ein Planungswettbewerb mit einem integrierten städtebaulichen Teil vorbereitet.

Vom Tisch gewischt hat der Verwaltungsrat die Idee von Stadtplanungsforum und SPD-Ratsfraktion, die Oper hinterm Hauptbahnhof neu zu bauen und den Littmannbau als Konzerthaus zu nutzen. „Ein irrealer Vorschlag“, sagte Kuhn mit Verweis auf einen Baubebinn nicht vor 2025. „Niemand hat dafür plädiert.“