Die Römerschule startet gemeinsam mit der Stuttgarter Musikschule das Projekt „Piano Pinguine“. Erstklässler der Verlässlichen Grundschule erhalten von zwei Lehrern und ehrenamtlichen Übungspaten etwa zwei Jahre kostenlos Unterricht.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Ein Lieblingslied, das er gerne spielt, hat Timon schon in den ersten paar Wochen gefunden. „Das Pinguin-Lied gefällt mir am Besten“, sagt der Siebenjährige. Er mag Musik, ein Instrument wollte er auch schon immer lernen. Deshalb kommt er auch regelmäßig zu den Übungsnachmittagen. Zehn Minuten sind das auch nur pro Nachmittag. Eigentlich hätte er gerne Gitarre gespielt, verrät Timon. „Aber Klavier gefällt mir jetzt auch ganz gut.“

 

16 Erstklässler dürfen nun Klavier spielen lernen

Timon ist einer von 16 Erstklässlern der Verlässlichen Grundschule an der Römerschule im Stuttgarter Süden, der an dem Projekt „Piano Pinguine“ teilnehmen darf. Die Schule hat dafür von der Klett- und der Weidenhammer-Stiftung 16 E-Pianos gestiftet bekommen. Initiiert hat das Projekt die Stuttgarter Musikschule. „Wir haben schon länger eine Kooperation, deshalb hat sich unsere Schule als Modell gut geeignet“, sagt die Schulleiterin Ursula Franke. Ihre Schüler hätten nun so die Möglichkeit, unkompliziert und kostenlos ein Instrument zu lernen, ohne sich ein eigenes anschaffen zu müssen. „Ein Klavier kostet ja viel. Das ist für einige eine große Hürde“, sagt sie.

Die Römerschule besuchen hauptsächlich Kinder aus dem Süden und der Innenstadt. Die Schule hat einen hohen Migrationsanteil und viele Kinder aus sozial schwächeren Familien. „Diese Kinder finden von sich aus vielleicht selten den Weg zum Musikunterricht“, sagt Friedrich-Koh Dolge. Über das Projekt komme das Instrument quasi zum Kind und nicht wie sonst umgekehrt, so der Musikschulleiter.

Zwei Lehrer der Musikschule leiten den Unterricht

Der erste Kurs mit acht Kindern ist bereits zum ersten Februar an der Römerschule gestartet, der zweite mit weiteren acht Schülern soll im September beginnen. Zwei Klavierlehrer der Musikschule geben den Erstklässlern einmal die Woche Gruppenunterricht. Für das Projekt sei dies ein guter Einstieg, so Dolge. Langfristig sei für das richtige Erlernen eines Instruments aber Einzelunterricht unbedingt erforderlich, so die Auffassung des Direktors.

Die Kinder spielerisch an das Klavier heranzuführen, ist die Aufgabe von Felipe Valério. Der designierte Fachbereichsleiter für Klavier an der Musikschule ist mit seiner Kollegin Jutta Steyer für den Unterricht zuständig. „Momentan sind wir noch in den Kinderschuhen“, sagt der Klavierlehrer. Mit einfachen Übungen wecke er bei den Kindern die Lust am Spielen. Erst sind nur die schwarzen Tasten dran, dann die Fünf-Ton-Räume. „Die Kinder lernen über hören, singen und beobachten“, sagt er. Der vorgesehene Lehrplan für die knapp zwei Jahre dauernde Projektphase sieht das Lernen von Noten vor, Spielen nach Gehör, nach Noten und kleine, freie Improvisationen. Am Ende des Kurses steht ein Konzert, das die Kinder aktiv mitgestalten dürfen.

Unterstützung bekommt Felipe Valério von den Übepaten des Gospelchors der Ludwig-Hofacker-Gemeinde. Junge Menschen, die in ihrer Freizeit Musik auf hohem Niveau machen, betreuen die Kinder am Nachmittag ehrenamtlich beim Üben. Die Gemeinde, in der Dobelstraße in Stuttgart-Mitte ansässig, ist der dritte Bündnispartner neben Römer- und Musikschule bei den „Piano Pinguinen“. Kostenlos ist der Unterricht für die Kinder und ihre Eltern, weil das Projekt aus Fördermitteln des Bundes finanziert wird. Mit „Kultur macht stark- Bündnisse für Bildung“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) außerschulische Bildungsmaßnahmen, um Kinder aus sozial schwachen Familien einen Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen.

Kultur macht stark

Förderung
Das Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) soll bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützen in ihrer Entwicklung in den Bereichen Kunst, Musik, Theater, Tanz oder Literatur. Ein Förderziel ist es auch, tragfähige bürgerschaftliche Netzwerke aufzubauen.

Volumen
Das Gesamtvolumen von „Kultur macht stark“ beträgt maximal 230 Millionen Euro. Mit seinem Förderkonzept „Musikleben!“ hat der Verband deutscher Musikschulen (VdM) Mittel in Höhe von voraussichtlich 20 Millionen zur Umsetzung an den 930 Musikschulen bundesweit bewilligt bekommen.

Projekt
Die Piano Pinguine der Stuttgarter Musikschule im Zuge von „Kultur macht stark“ sieht einen Klaviergruppenunterricht für Einsteiger vor. Modellhaft wird das in der Römerschule jetzt ausprobiert. Durch die Einbeziehung der Ludwig-Hofacker-Gemeinde wird auch der Netzwerk-Gedanke aufgenommen.