Die Berger Schule, die Ameisenbergschule sowie die Grund-und Werkrealschule Ostheim nehmen an einem bundesweiten Projekt teil.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Ost - Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Frei nach dem berühmten Satz von Joseph Beuys sollen von diesem Schuljahr an Schüler aus bildungsfernen Familien ihre kreativen Fähigkeiten kennenlernen. So soll neben der Stärkung ihres Selbstbewusstseins vor allem ihr Interesse für Kunst und Kultur geweckt werden. Im Stuttgarter Osten nimmt an dem bundesweiten Projekt „Kulturagenten für kreative Schulen“ ein Verbund aus der Ameisenbergschule, der Berger Schule sowie der Grund-und Werkrealschule Ostheim teil. Vier Jahre lang bekommen sie pro Schuljahr gemeinsam einen „Kunstgeld“-Etat in Höhe von 40 000 Euro, mit dem die Zusammenarbeit der Schulen mit Künstlern und Aktiven aus dem Kulturbetrieb finanziert wird. Außerdem werden die drei Schulen von einem Kulturagenten betreut, der die Aktivitäten koordiniert.

 

Diese Unterstützung gibt es in Stuttgart derzeit nicht, denn die eingestellte Kulturagentin ist kurz nach ihrem Amtsantritt im September aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen. An der Berger Förderschule haben deshalb die beiden Sonderpädagoginnen Bettina Maier und Ulrike Michel diese Aufgaben übernommen, bis die Kulturagentenstelle demnächst wieder besetzt ist.

Gemeinschaftsprojekt mit teatro piccolo

Herausgekommen ist dabei im ersten Schulhalbjahr ein von den Schülern selbst entwickeltes Theaterstück in Zusammenarbeit mit dem teatro piccolo der Evangelischen Jugend. In diesem setzen sich die 11- bis 14-Jährigen mit den Vorurteilen auseinander, die ihnen als Schüler einer Förderschule täglich begegnen. „Es ist sehr wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen in ihrer eigenen Lebenswelt abgeholt werden“, betont in diesem Zusammenhang Ines Bayer, die Referentin für die Kulturagenten auf Landesebene.

Dieses Konzept haben die beiden Lehrerinnen Anfang Februar verfolgt und sieben Workshops für alle 50 Schüler ab Klasse eins bis Klasse neun angeboten. So wurde unter der professioneller Leitung von sieben Künstlern getrommelt, es wurden Masken gebaut, getanzt und gerappt – dies unter der Regie des angesagten Rappers Danni Fresh. Die Zusammenarbeit mit Künstlern, Theaterpädagogen, Musikern und Kreativen ist der Kern des bundesweiten Konzepts. „Es ist eine besondere Atmosphäre, wenn Künstler die Leitung haben und die Schüler empfinden das als Ehre“, fasst Ulrike Michel die ersten Erfahrungen mit dem Kulturagentenprojekt zusammen. „Die Schüler verhalten sich dabei anders als im Unterricht. Da gibt es für uns Lehrer richtige Aha-Erlebnisse. Außerdem werden so gegenseitige Wertschätzung und Respekt gelernt“, sagt sie. Ihre Kollegin Bettina Maier ist besonders davon beeindruckt gewesen, wie selbstbewusst und zugleich achtsam die Schüler die Ergebnisse ihrer Workshops auf der Bühne vor Publikum präsentiert haben.

„Wir haben einen hohen Migrantenanteil und die bringen auch einen sehr großen kulturellen Reichtum mit. Aber den müssen wir entdecken. Im Trommelworkshop meine ich, solche verschiedenen Einflüsse gehört zu haben“, freut sich Ulrike Michel. „Man merkt auch deutlich, dass es den Schülern ans Herz geht, wenn so richtig Kunst gemacht wird und nicht eine Casting-Show im Fernsehen.“

Acht Kulturagenten in Baden-Württemberg

An der Ameisenbergschule ist das Kulturagenten-Projekt mittlerweile ebenfalls angelaufen. Dort haben Schüler unter der Anleitung einer Landschaftsarchitektin ihre Entwürfe für die Umgestaltung des Schulhofes ausgearbeitet. Am Donnerstag hat eine Jury die besten ausgewählt. Sie sollen nun baulich umgesetzt werden. An der Grund-und Werkrealschule Ostheim läuft die Kulturvermittlung Mitte Mai an.

Die Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Mercator stellen für die fünf teilnehmenden Bundesländer in vier Jahren zehn Millionen Euro zur Verfügung. In Baden-Württemberg entwickeln acht Kulturagenten, insgesamt sind es 46, mit Schülern, Eltern, Lehrern, Künstlern und Kultureinrichtungen Aktivitäten. Zugelassen zur Teilnahme sind nur Verbünde aus jeweils drei Schulen.

In Stuttgart hatten sich noch zwei weitere Netzwerke beworben. Ausgeschlossen sind Gymnasien. Die Auswertung der Schulprojekte soll in einen Kulturfahrplan münden, mit dem auch bei kommenden Schülergenerationen das Interesse am Kulturbetrieb geweckt werden soll.