Der Waiblinger Kulturamtsleiter Thomas Vuk holt Musik und Theater ins Bürgerzentrum – und macht selbst Musik. Nun ist ein Album seiner Ex-Band Dramagold wieder veröffentlicht worden.

Waiblingen - Der Punk hat ihn geprägt. „Dieses Talent, aus wenig viel zu machen, diesen Do-it-yourself-Spirit, finde ich auch heute noch super“, sagt Thomas Vuk. Eine Musikschule hat der Kultur- und Sportamtsleiter der Stadt Waiblingen nie besucht. Notenlesen? Fehlanzeige! Aber als Schlagzeuger, Komponist und Texter der Independent-Band Bellybutton & the Knockwells ist er in den späten Achtzigern sehr erfolgreich durch die Lande getourt. Das Auswärtige Amt exportierte Vuks Nachfolge-Band Dramagold dann gar als Kulturbotschafter nach Usbekistan – der erste Auftritt einer westlichen Musikgruppe in dem zentralasiatischen Staat überhaupt. Zudem tourten die fünf Musiker vom Bodensee durch Litauen, Afrika und durch Nordamerika.

 

Lang ist’s her. Aber nun ist das Dramagold-Album „Die Heiligsprechung des Alltags“, das dereinst Sven Regener produzierte, nach 21 Jahren erneut veröffentlicht worden. Nicht mehr als CD, die in einer Hülle aus „Hanfpapier, frei von Suchtstoffen“ steckt, sondern digital. Die Wiederveröffentlichung hat es bis in die Top 100 der Amazon Charts geschafft. „Das Album klingt für mich zeitlos “, so erklärt sich Thomas Vuk den Erfolg der Neuauflage, in deren Songs Rock und Pop, Punk und Polka, Chansons und Balkanklänge auftauchen: „Und ich find’s schön, dass es den Leuten immer noch was sagt.“

Der Titel zeigt, wo es langgeht: „Wir haben die Heimat zum Programm gemacht.“ Der morgendliche Blick aus dem Fenster, Abhängen auf einer Bank am Bodenseeufer als Inspiration für Liedtexte, die schon mal den Bogen von der großen weiten Welt ins heimische Zuhause schlagen, so etwa im Lied „Zwischen New York und Bodensee“.

Englandbesuch als Initialzündung

In England war es, wo Thomas Vuk als Austauschschüler vor rund 35 Jahren erstmals die Bekanntschaft von Punkbands wie The Clash oder Sex Pistols gemacht hat. „Das war die Initialzündung für mich, Musik zu machen“, erzählt er, dessen Tagesablauf nach der Rückkehr in die Heimatstadt Friedrichshafen so aussah: „Schule, Hausis, dann im Jugendhaus Musik machen“.

Nach der Punkzeit kam die Sixties- und Beat-Phase mit Bellybutton & the Knockwells. Die Band traf den Nerv der Zeit. „Wir haben gespielt bis zum Abwinken“, erinnert sich Thomas Vuk. Um die 120 Auftritte pro Jahr, in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien. Ein Vertrag mit der Plattenfirma Warner, der Musikproduzent Lothar Meid, der Marius Müller-Westernhagen zum Durchbruch verholfen hatte, nahm sich der Jungs an. „Wir wollten von der Musik leben und haben das eine Zeit lang auch gemacht.“ Sein Magisterstudium in den Fächern Englische und Amerikanische Literatur und Geschichte hat Vuk nebenbei auch noch abgeschlossen.

Mitte der Neunziger zogen die fünf Musiker die Reißleine. „Bellybuttons war ein kleines Unternehmen, da war richtig Druck dahinter“, sagt Thomas Vuk. Das Quintett erfand sich komplett neu, trat nun unter dem Namen Dramagold auf, sang deutsche statt englischer Songs. Ein bunter Mix aus verschiedenen Musikrichtungen löste den Rock’n’Roll ab. Das 1995 erschienene Album „Die Heiligsprechung des Alltags“ kam ebenfalls gut an. Vor der Amerika-Tour der Band ist Thomas Vuk ausgestiegen. „Das war schon hart, aber ich hatte mich entschieden, meinen Schwerpunkt auf die Familie zu setzen.“

Von der Bühne zum Kulturamt

Beim Zelt-Musik-Festival in Freiburg hat er erste Schritte in der beruflichen Kulturarbeit gemacht, dann wechselte er zum Kulturamt nach Ulm und schließlich nach Waiblingen. Musik macht Thomas Vuk nach wie vor – nur ohne Kollegen, er ist seine eigene Band. Songs stellt er auf die Musikplattform Soundcloud, wo sie kostenlos zu hören sind. Sein neues Werk heißt „I will always love you in my own crazy way – Viele Grüße an Deine Welt“, das Video hat Sohn Jakob ganz im Sinne des Do-it-yourself-Spirits, dem Punk sei Dank, gefilmt. Der Drehort dürften Waiblingern, aber auch Kunstbegeisterten aus der Region bekannt vorkommen: die Vuks haben in der Galerie Stihl gedreht, inmitten einer Lichtinstallation der Wiener Künstlerin Siegrun Appelt.