Elizabeth Wokabi hat im Leutenbacher Teilort Weiler zum Stein ein kleines afrikanisches Zentrum geschaffen. Voller Enthusiasmus vermittelt die Kenianerin dort afrikanisches Lebensgefühl und versucht, Vorurteile abzubauen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Leutenbach - Vorurteile und Klischees gibt es massenhaft, das ist eine alte Muck. Dagegen etwas zu unternehmen, ist scheinbar nicht so einfach. Oder doch? „Ich habe so viel von der deutschen Kultur kennengelernt. Jetzt will ich den Menschen hier auch meine Kultur nahebringen“, sagt Elizabeth Gathoni Wokabi, die vor zwölf Jahren erstmals nach Deutschland kam. „Als Au-pair. Meine Schwester hatte mir von Deutschland vorgeschwärmt und mich bearbeitet, bis ich hierher gereist bin.“ Und die Schwester? „Sie lebt wieder in Kenia. Ihre Firma braucht sie dort“, sagt Elizabeth Wokabi und lacht. Von Norddeutschland, wo sie zuerst lebte, kam sie schließlich in den Südwesten. Und im Jahr 2012 hat sie in Weiler zum Stein, wo sie jetzt wohnt, den Laden African Kraft eröffnet.

 

Vom Mount Kenia in einen schwäbischen Flecken

Wobei Laden den Nagel nicht ganz auf den Kopf trifft. „Die Leute sollen nicht hierher kommen um unbedingt etwas zu kaufen“, sagt die junge Frau, die aus dem Hochland des Mount Kenya stammt. Ihr gehe es darum, den Leuten zu vermitteln, wie man bei ihr zu Hause denkt und fühlt. „Es ist alles viel einfacher als in Deutschland“, sagt sie und zeigt auf eine unverputzte Wand im Vorraum des African Kraft. „Bei uns ist das ganz normal. Deshalb passen die Räume hier ganz gut.“

Zurzeit wird das Haus, in dem sie auch mit ihrem Freund wohnt, renoviert. Wer zu ihr will, muss durch die Baustelle steigen. „Ich hoffe, dass die Arbeiten bald fertig sind“, sagt sie zuversichtlich. Denn zurzeit ist es nicht ganz einfach, sie zu finden. „Sogar Leute aus Weiler wissen nicht, was es hier im Haus alles gibt“, sagt sie. Dabei habe sie ein sehr schönes Banner für die Fassade, auf dem einige Kinder auf dem Weg zur Schule zu sehen sind – mit einem Lachen im Gesicht. „Das verstehen hier manche Leute nicht, wie man sich als Kind auf die Schule freuen kann.“

Außerdem habe sie festgestellt, dass die Annahme weit verbreitet sei, in Afrika hungere der größte Teil der Bevölkerung. „Und wer etwas zu essen hat, isst sehr scharfe Sachen“, fügt sie lachend hinzu. Das sei ebenfalls so ein Vorurteil. „Wir Kikuyu nehmen zum Kochen überhaupt keine Gewürze, nur Salz. Wir sind die schlechtesten Köche.“ Wer bei Elizabeth Wokabi auf Anfrage ein african Dinner probieren will, kann allerdings beruhigt sein: „Es besteht aus verschiedenen Gerichten aus dem Norden, Süden, Osten und Westen Afrikas. Nur Injeras gibt es nicht, die kann man ja in Deutschland mittlerweile in vielen Restaurants bekommen“, meint die Steuerfachfrau, die quasi halbtags Kulturbotschafterin ist. Und betont, dass sie keine Gastronomin sei. „Gekocht wird nur auf Anfrage.“

Vorurteile gegenüber Afrika sollen abgebaut werden

Wer eine Reise nach Afrika plant, aber noch keine Erfahrungen hat, kann sich an die Weilerin wenden, die gern Tipps gibt. „Viele Leute haben alle möglichen Ängste, die ich eventuell abbauen kann“, meint sie. Wer will, kann sich auch in die Leseecke setzen, in einem Buch schmökern und afrikanischen Tee trinken: Schwarztee mit Milch und Gewürzen. „Zurzeit ist es mir allerdings zu heiß für Tee“, sagt sie. „Dabei denken die Leute hier in Weiler, der Sommer mit der Hitze sei genau meine Zeit“, fügt sie hinzu und lacht wieder.

„Es heißt, wir Kikuyu seien den Schwaben sehr ähnlich“, meint sie. Dem größten von 47 Volksstämmen in Kenia werde nachgesagt, sehr fleißig und gleichzeitig sehr sparsam zu sein. „Mein Freund behauptet manchmal, er sei afrikanischer als ich“, erzählt Elizabeth Wokabi. Er habe sie auch auf die Idee mit African Kraft gebracht. „Angefangen habe ich mit afrikanischer Kunst, die ich hier angeboten habe. Mittlerweile habe ich auch Stoffe, Masken, Kleidung, Vasen und anderes.“

Auch in Schulen hat sie bereits Kindern und Jugendlichen afrikanische Lebensart vermittelt. „Wir haben zusammen Musikinstrumente gebastelt. Dazu braucht man nur einen Drahtbügel, Kronenkorken und einen Bohrer – fertig ist die Rassel. Bei uns wird eben vieles improvisiert.“