Die Wagenhallen und das Zapata sind in einem ziemlich schlechten Zustand. Deshalb prüft die Stadt jetzt deren Statik. Ziel ist es, die Gebäude am Nordbahnhof als dauerhafte Spielstätten für Sub- und Off-Kultur zu etablieren.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Spielstätten für Sub- und Off-Kultur sind in Stuttgart rar gesät. Diese Erkenntnis ist so neu nicht. Neu ist dagegen, dass sich die Stadt ihrer Verantwortung in diesem Bereich zunehmend bewusst wird. Hinter den Kulissen wird im Rathaus derzeit fleißig an der Zukunft der Wagenhallen und des Zapatas gebastelt.

 

Bei den Wagenhallen am Nordbahnhof hat die Stadt eine Bestandsaufnahme der Statik der Veranstaltungsstätte in Auftrag gegeben. Grund: im Herbst vergangenen Jahres waren am Dach der Spielstätte Schäden aufgetreten, so dass einige Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Durch die grundlegende Überprüfung der Statik soll die Basis geschaffen werden, die bisher als Zwischennutzung konzipierte Spielstätte dauerhaft zu etablieren.

Dies war auch im Stuttgarter Bürgerhaushalt gefordert worden. „Damit die Wagenhallen auch in Zukunft als Raum für Kunst in Stuttgart bestehen und sich entwickeln können, muss die improvisierte Nutzung in eine dauerhafte Nutzungsform überführt werden“, hieß es dort. „Wir bitten die Stadt Stuttgart, die dafür notwendigen rechtlichen und baulichen Rahmenbedingungen zu schaffen sowie die notwendigen Finanzmittel bereitzustellen“, formulierten die Antragsteller weiter.

Diskussion über künftige Ausrichtung der Wagenhallen

Eigentümer der Immobilie ist die Stadt Stuttgart, die das Gebäude an die Recyclingfirma JKS Karle vermietet hat. Karle vermietet die Spielstätte wiederum an diverse Kulturschaffende weiter. In der Subkulturszene am Nordbahnhof wird die künftige Ausrichtung der Wagenhallen derzeit kontrovers diskutiert. Dabei geht es auch darum, wie viel Einfluss die Künstler auf den künftigen Kurs der Kultureinrichtung haben. Bisher bestimmen Stefan Mellmann und Thorsten Gutbrod, die Betreiber des Kulturbetriebs Wagenhallen, wohin die Reise geht, da sie den besten Draht zur Stadt Stuttgart haben. Einige Künstler wünschen sich aber mehr Mitspracherecht bei der Entscheidung, wie es mit der Vorzeige-Subkulturstätte weitergehen soll.

Die Stadt kümmert sich derweil um die baurechtliche Legalisierung des Objekts. „Eine umfangreiche statische Bestandsaufnahme soll zeitnah erfolgen, damit der Gemeinderat noch vor der Sommerpause auf Basis dieser Daten über die Zukunft der Wagenhallen entscheiden kann“, sagt Sven Matis, der Sprecher der Stadt Stuttgart.

Entscheidung über Zapata-Nutzung noch vor dem Sommer

Ebenfalls noch vor dem Sommer will die Stadt eine Entscheidung bezüglich der Nachnutzung des Zapatas fällen. Der bisherige Betreiber Javier Arevalo hatte den Spielbetrieb des Zapatas zum 1. März überraschend eingestellt. Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat die Causa Zapata daraufhin gemeinsam mit Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann zur Chefsache erklärt. Direkt nach der Schließung hatte eine Runde, bestehend aus Kuhn, Eisenmann, Vertretern der Freien Tanz- und der Livemusikszene, gemeinsam über die Fortführung des Spielbetriebs beraten. Größte Hürde auf dem Weg zu einer schnellen Weiternutzung: das Zapata befindet sich in einem schlechten Zustand, obwohl es bis zuletzt bespielt wurde. „Was die Bereiche Brandschutz, Lärmschutz, Belüftung und Toiletten angeht, kalkulieren wir derzeit mit einem Investitionsbedarf im siebenstelligen Bereich“, sagt Susanne Eisenmann.

Grund für die hohen Kosten seien auch die gestiegenen Anforderungen bei einer Neugenehmigung, besonders wegen der Auflagen beim Brand- und Lärmschutz. Als Nächstes ist eine Begehung der Fläche durch Experten geplant, um die Kosten, die für den Fortbestand der Spielstätte nötig wären, im Detail zu errechnen.

Eisenmann ist die Dringlichkeit der Aufgabe bewusst. „Es ist kein Geheimnis, dass wir im Bereich Subkultur ein Raumproblem haben. Gerade deshalb wollen wir die Zukunft des Zapatas nicht erst 2020, sondern in den nächsten vier Wochen klären, damit noch vor dem Sommer eine Entscheidung gefällt werden kann“, so Eisenmann. Trotz der hohen Investitionskosten ist die Kulturbürgermeisterin bezüglich einer Weiternutzung optimistisch.