Gegensätze prägen die Glemskultour. Das eintägige Festival bietet feine Überraschungen. Die Sprache ist dabei elementar – sogar die Kopflosen haben eine Botschaft.

Ditzingen - Die Zeit der Gummiente ist endgültig vorbei, seit die Wortschiffe die Glems erobert haben. Knapp 30 Objekte glitten am Freitagnachmittag ein Teilstück des Flusses hinab. Auf ihren Segeln trugen sie „Worte der Liebe“ oder schlichte drei politisch-rot gefärbte Buchstaben. Am Ende gewann das Rennen ein Testboot. Das war so nicht geplant. Aber irgendjemand hatte es ja ins Wasser gesetzt, und so gab es also eben diesen Sieger.

 

Kinder können so einen Sieg wortreich und freudestrahlend feiern. Egal, ob nun ein Schiff oder eine Gummiente das Rennen auf der Glems gewinnt. Lange hatten auch die Ditzinger immer wieder die Quietscheentchen in die Glems gesetzt. Doch damit war wenigstens für diesen Freitag endgültig Schluss. Die Organisatoren des traditionellen eintägigen Festivals „Glemskultour“ setzten Schiffe in die Glems – und manifestierten damit schon den ersten Gegensatz der diesjährigen Glemskultour.

Eine Veranstaltung der Gegensätze

„Gegensätze“ lautete das Motto der Veranstaltung des Ditzinger Kulturamtes. 18 Gruppen hatten sich daran beteiligt – von der Bürgerstiftung, Schülern, Kindergartenkindern, über den Kultur- und Kunstkreis bis hin zum Musikverein. Viele von ihnen sind in oder entlang der Glemsaue zuhause oder nutzen die lauschigen Plätze entlang des Wassers für Veranstaltungen.

Aus Gegensätzen entstünde ein Spannungsbogen, aus diesem der Reiz, der das ganze dann wiederum reizvoll mache, sagte der Oberbürgermeister Michael Makurath bei der Eröffnung – und beschrieb damit im Kern auch das Wesen einer Stadt.

Ziel der Veranstaltung ist es, die Glems ins Bewusstsein zu rücken. Einiges hat der Gemeinderat dafür getan, um den Fluss erlebbar zu machen. Er ließ verdolte Teile freilegen, und Uferbereiche aufwerten, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.

Zwei Herren ziehen die Aufmerksamkeit auf sich

Dabei war am Freitag zunächst nicht die Glems, sondern waren die kopflosen Herren der eigentliche Hingucker. Wie sie im feinen Anzug durch die Glemsaue wandelten, kopflos und doch zielgerichtet. Das stellte manch einen doch vor ein Rätsel. Fragen ließen beide unbeantwortet, wie hätten sie auch antworten sollen? Die beiden konnten es allerdings den Festivalbesuchern nicht gleichtun, die auch noch am Abend mit gesenktem Kopf über die Wege in der Glemsaue spazierten. Denn Gegensätze taten sich auch auf und neben den asphaltierten Wegen auf. „Kirchturmdenken“ und „Weitblick“ stand dort beieinander, „Schwarz auf Weiß“ war zu lesen. Auch Himmel und Hölle fehlten nicht – was nicht nur ein Kinderspiel ist, sondern auch eine Werkaktion war, zu der die Stadtjugendpflege die älteren Kinder eingeladen hatte. Der Nachmittag gehörte nicht nur, aber auch den Jungen, während der Abend eher für die Älteren gestaltet war. In der Kirche St. Maria war ein großes Bläserkonzert zu hören. im Außenbereich der Stadtwerke rockte die Band „The Beat Union“ – die illuminierten White Angels wollten, so sah es das Programm vor, währenddessen die Gäste auf ihre Art verzaubern.