Bekanntlich will der Ludwigsburger Oberbürgermeister den Wilden Westen des Landkreises zivilisieren. Per Eisenbahn. Das könnte schwerer werden, als bisher gedacht.

Ludwigsburg - Jetzt wissen wir es, jetzt ist es raus: In ihrer Freizeit geht Frau Liepins Bahnhöfe gucken. Nein, das ist natürlich gelogen. Aber nur der Teil mit der Freizeit. Wissen wir doch, dass die Ludwigsburger Stadträte eigentlich sowieso immer im Dienst sind. Das mit dem Bahnhof aber stimmt, hat sie selbst gesagt. Sie sei am Bahnhof von Markgröningen gewesen. Warum sie das im Ausschuss erzählt hat? Nun, da müssen wir etwas weiter ausholen.

 

Bekanntlich hat sich der Ludwigsburger Oberbürgermeister in den Kopf gesetzt, den Westen zu erobern. Schien es zunächst so, als reiche sein Pioniergeist nur bis zur Markungsgrenze Weststadt, belehrte er die Welt bald eines anderen: Die Weststadt dient ihm sozusagen nur als Aufmarschgebiet. Die Devise heißt jetzt: Go west-west! Und dazu gehört auch, dass er den armen Eingeborenen im Wilden Westen des Landkreises die Zivilisation bringen will.

Mit dem Feuerross durch die Prärie

Gelingen soll das nach einem Muster, das in solchen Fällen schon seit bald 200 Jahren angewandt wird: Der Segen der Moderne kommt per Feuerross. Darum soll ein Schienenweg gebaut werden – über Möglingen bis nach Markgröningen. Und darum also befand sich Frau L. auf eigene Faust und eigene Gefahr in fremdem Land.

Aber, oh Schreck: Ihre als harmloser Sonntagmittagausflug getarnte Spionagetour flog auf. Kaum war sie in Markgröningen angekommen, wurde es auch schon brenzlig für sie. Ein Herr sei gekommen und habe sie sehr unsanft des Platzes verwiesen, berichtete die empörte Stadträtin. Er habe ihr klar gemacht, dass sich der Bahnhof in privater Hand befinde – und zwar in seiner. Was ist das nur für ein Bahnhof, der gar nicht öffentlich ist?

Kaum erholt von dieser niederschmetternden Neuigkeit wollte Frau L. wissen, ob denn der Verwaltung überhaupt klar sei, dass dieser Bahnhof eine Privatresidenz ist, und ob die Stadt gedenke, ihn zu kaufen, sobald die Eisenbahn von Ludwigsburg nach Markgröningen fahre. Sie sehe da einen großen Beratungsbedarf.

Nicht kaufen, sondern verkaufen

Der Baubürgermeister indes machte unmissverständlich klar, dass die Stadträtin wegen ihres wagemutigen Einsatzes als Kundschafterin in Feindesland keineswegs mit Dank oder Anteilnahme zu rechnen habe. Mit majestätischer Geste wischte er auch alle Gesuche vom Tisch, man müsse sich ob dieses Vorkommnisses im Großen Rat besprechen. Beratung? Papperlapapp!

Es sei fürderhin auch keineswegs geplant, in Verhandlungen mit dem Bahnhofseigentümer zu treten oder gar diplomatische Noten mit dem Landvolk von Markgröningen auszutauschen. Für ihn sei das Ganze nur eine Lappalie, ließ Herr Ilk wissen. Wichtig sei es einzig, die Werbetrommel zu rühren – für die eigene Sache. Den Bahnhof dort werde Ludwigsburg ganz sicher nicht kaufen. Das sollen mal schön die Markgröninger machen, denen er im Übrigen gern selbst noch etwas verkaufen möchte – nämlich das Bus-Rapid-Transit-System. Sein Appell lautet: „Wir müssen die Idee einer Schnellbahn positiv bewerben.“