Sean Rainbird hat das Ausstellungsprogramm der Stuttgarter Staatsgalerie für 2011 vorgestellt. Die Planungen wurden vom Budget beeinflusst.

Stuttgart - Die Stuttgarter Staatsgalerie hält weiter Kurs auf Kunst aus Großbritannien. Nach dem Präraffaeliten Edward Burne-Jones in diesem Jahr folgt im nächsten eine Sonderausstellung des englischen Landschaftsmalers John Constable. Vom 12. März bis zum 3. Juli 2011 zeigt das Museum Ölskizzen und Zeichnungen sowie zwei kürzlich restaurierte Hauptwerke des Künstlers - "Der Heuwagen" und "Das springende Pferd" - aus dem Victoria & Albert Museum in London. Stolz hob der Kurator Christofer Conrad am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz des Museums hervor, dass dies die erste große monografische Schau des "Gottes der Landschaftsmalerei" in Deutschland sein werde, der wie kein anderer die Landschaftskunst des 19. Jahrhunderts, von der Schule von Barbizon bis zu den Impressionisten, beeinflusst hat.

Der zweite Brite, den die Staatsgalerie 2011 in den Blickpunkt rückt, ist im Gegensatz zu Constable in Stuttgart wohlbekannt. Dennoch wagt der Hausherr Sean Rainbird sich mit dessen Präsentation auf Neuland vor, denn erstmals stellt die Staatsgalerie das Werk eines Architekten aus: "Notes from the Archive" heißt die in Kooperation mit dem Centre Canadien d'Architecture in Montréal und dem Yale Center for British Art in New Haven erarbeitete Schau über James Frazer Stirling, der mit dem Neubau der Stuttgarter Staatsgalerie (1977-1984) international ein neues Zeitalter der Museumsarchitektur einläutete. Zu sehen sein werden Zeichnungen, Modelle und Fotografien, die Stirlings êuvre anschaulich machen.

Trend zur Anglisierung


Blickt man dann schon in das Jahr 2012 voraus, in dem mit "Turner, Monet, Twombly" ein zugkräftiges Dreigespann Einzug halten soll, und bedenkt man, dass der jüngste Ankauf, die großformatige Skulptur "Red Sea Crossing" von Richard Deacon, ebenfalls von der Insel kommt, bestätigt sich der Eindruck einer gewissen Anglisierung des Hauses unter der Leitung des Briten Rainbird. Nach dem vorwiegend französisch und amerikanisch akzentuierten Programm unter Rainbirds Vorgängern ist dies ein neuer und zweifellos frischer Trend an der Konrad-Adenauer-Straße.

Konstant bleibt im Ausstellungskalender des kommenden Jahres daneben die Konzentration auf die eigene Sammlung: Parallel zu Constable zeigt die Staatsgalerie im Frühjahr/Sommer 2011 die Ausstellung "Kollwitz, Beckmann, Dix, Grosz - Kriegszeit". Im Zentrum steht das Schaffen von Käthe Kollwitz, die im Bestand des Museums mit mehr als hundert Zeichnungen und Druckgrafiken vertreten ist. Erstmals seit vierzig Jahren soll diese Sammlung wieder vollständig fürs Publikum zu sehen sein, neben Werken zeitgenössischer Künstler zum Thema Krieg.