Der Galerieverein Interart erreicht in diesem Jahr das Schwabenalter. Zum Neujahrsempfang drängten sich so viele Menschen wie noch nie in der Galerie.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

S-Mitte - Über mangelndes Interesse können sich die Kunstfreunde vom Verein Interart am Sonntag wahrlich nicht beklagen: Beim Neujahrsempfang drängen sich die Gäste in der kleinen Galerie im Bohnenviertel, die gut hundert weißen Klappstühle reichen für Künstler, Förderer und Gönner längst nicht aus. „So viele Menschen waren ja noch nie da“, freut sich die Interart-Vorsitzende Irene Mayer über den unerwartet großen Andrang.

 

Wer keinen Sitzplatz gefunden hat, lauscht vom Flur aus, selbst im ehrenamtlich organisierten Büro des Künstlerbunds stehen Besucher. Am Klavier erklingt Mendelssohn-Bartholdy, der Maler und Mundartautor Peter Schlack trägt seine in Gedichtform verarbeitete Erinnerung an die „Nördlich von Gablenberg“ verbrachte Kindheit vor. Dann knallen die Sektkorken in der Interart-Galerie, die Gäste erfreuen sich an den Tierbildern der noch bis Mitte Februar laufenden Ausstellung von Gabriele Zeller-Kramer, guten Gesprächen und an den vom Restaurant Zauberlehrling aus der Nachbarschaft im Bohnenviertel gelieferten Häppchen.

Der Verein fördert regionale und nicht etablierte Künstler

Vielleicht liegt es ja am Jubiläum, dass sich der offizielle Auftakt ins Jahresprogramm von Interart am Sonntag so großer Beliebtheit erfreut. Der Verein zur Förderung regionaler und nicht etablierter Künstler erreicht 2016 das Schwabenalter, vor 40 Jahren schloss sich eine kleine Gruppe zusammen, um Malern und Bildhauern in Stuttgart nicht nur ein lokales Podium zur Präsentation ihrer Arbeiten zu bieten, sondern auch um Austausch mit Künstlern aus aller Welt zu ermöglichen.

Seither finden jährlich neun Ausstellungen und mehr statt, über 400 Vernissagen hat die Interart-Galerie seit 1976 schon erlebt. Gefördert werden Studenten der Akademie der Bildenden Künste und aus Stuttgart stammende Kunstschaffende. Aber auch internationale Maler und Bildhauer, ob nun bekannt oder unbekannt, hat die „Union freischaffender Künstler und Kunstfreunde“, so offiziell der Vereinstitel, im Bohnenviertel schon präsentiert. Der langjährige Vorsitzende Edgar Kuczera wurde für die seit vier Jahrzehnten erfolgreichen Bemühungen, sich gegen einen nur kommerziell orientierten Kunstmarkt zu stemmen, im September 2014 mit der Ehrennadel des Landes ausgezeichnet. Kunst, so das Credo des Vereins, darf nicht nur das sein, was als Anlagevermögen eine wertsteigernde Rendite verspricht.

Ein zweiter Grund für den guten Besuch beim Neujahrsempfang könnten freilich auch Gerüchte sein, dass der fast traditionell nicht auf Rosen gebettete Club der Kunstfreunde finanziell noch knapper bei Kasse ist als sonst. Inzwischen, so hieß es, könnte sich Interart nicht mal mehr Einladungskarten leisten. Der Kunstprofessor Klaus Bushoff, einer der Macher des Vereins, tritt diesem Eindruck allerdings mit Vehemenz entgegen. „Natürlich sind 200 Euro Portokosten ein stattlicher Betrag, aber damit kämpfen alle Galerien“, sagt er – und verweist auf 200 Fördermitglieder, die dem Verein die Treue halten.

Seinen Gönnern nimmt der Verein 40 Euro pro Jahr ab

Seinen oft in Ehren ergrauten Gönnern nimmt der Verein gerade mal 40 Euro als Jahresbeitrag ab, auch die 70 Künstler zahlen mit 50 Euro für die Werbungskosten eher symbolische Beträge und müssen bei einem erfolgreichen Verkauf auch nur 25 Prozent abgeben. „Das ist bei anderen Galerien ganz anders“, weiß Klaus Bushoff. Deshalb sind den Kunstfreunden auch Sponsoren durchaus willkommen. Zuschüsse zum 20 000-Euro-Etat gibt es vom Land und der Stadt Stuttgart, die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWSG, Hausbesitzer in der Rosenstraße 37, erlässt dem rührigen Verein zwei Monatsmieten jährlich.

Die nächste Ausstellung bei Interart wird von Studierenden der Akademie bestückt, die Klasse von Professorin Cordula Güdemann gibt sich die Ehre. Eröffnet wird die bis Ende März laufende Schau am Freitag, 19. Februar (20 Uhr). Geplant ist außerdem eine Aus-stellung mit Gegenständen aus dem Atelier, auch bei der langen Nacht der Museen am 2. April ist die Interart-Galerie mit von der Partie. „Das Programm hält einen auf Trab“, sagt Bushoff. Schließlich soll es zum Jubiläum auch eine besondere Publikation geben, die mehr bietet als eine Einzelvorstellung der 70 beteiligten Künstler.