Graffiti aus Israel, Ausstellungen, Musik und Performances – Das Urban-Art-Festival bringt internationale und regionale Kreative nach Cannstatt.

Stuttgart - Wenn etwas fehlt in der Stadt, dann mus man es eben selber machen. Das dachten sich auch die Mitglieder von Outer Rim und riefen vor drei Jahren das Festival Kunst im Club ins Leben. Outer Rim – was übersetzt so viel heißt wie Vorstadt – war ursprünglich ein loser Zusammenschluss von jungen Künstlerinnen und Künstlern, aber auch von Kunstinteressierten. Ihr Ziel war es und ist es heute noch, eine Plattform zu schaffen für Subkultur und urbane Kunst, für Street Art und Graffiti. Der passende Ort im Outer Rim, in der Vorstadt Bad Cannstatt, war schnell gefunden: schon das erste Festival ist auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände im Club Zollamt veranstaltet worden.

 

Das Urban-Art-Festival ist bis heute das einzige seiner Art in der Landeshauptstadt. „In Stuttgart fehlt es an solchen Orten für Subkultur“, sagt Stefan Bubeck von Outer Rim. Wahrscheinlich gerade weil mit Kunst im Club diese Lücke zumindest temporär geschlossen werden konnte, fand die Veranstaltung von Anfang an großen Anklang – bei Künstlern und beim Publikum.

Die Künstler und das Publikum sollen sich begegnen

Outer Rim ist inzwischen gewachsen, aus der losen Truppe ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein geworden, das Festival bringt nicht mehr nur regionale, sondern auch internationale Künstler nach Bad Cannstatt. Unter anderem kommt die Broken Fingaz Crew in diesem Jahr angereist, eine Street-Art-Truppe aus Haifa/Israel. Aber auch Eric Gauthier wird mit einer Tanzperformance dabei sein. „Wir versuchen mit Kunst im Club Grenzen aufzumachen. Es muss nicht unbedingt Urban Art, es kann auch mal Hochkultur wie im Fall von Eric Gauthier sein. Die Hauptsache ist, dass es Anknüpfungspunkte gibt und es menschlich passt“, sagt Lena Moskwa. Die Kunsttherapeutin ist Vorsitzende des Vereins Outer Rim, Gründungsmitglied und Mitinitiatorin von Kunst im Club.

Ob Malerei, Graffiti, Fotografie, Grafik, Installation, Video-Kunst oder Tanz: Die mitwirkenden Künstler bleiben während des Festivals vor Ort, das ist Teil des Konzepts. „Publikum und Künstler sollen sich begegnen“, sagt Lena Moskwa und Begegnungen sollen mit der Veranstaltung erst möglich gemacht werden: „Viele sehen Street Art und Graffiti nur als Vandalismus im öffentlichen Raum.“ Beim Festival kann beim Sprayen zugeschaut werden: in jedem Jahr wird unter anderem der Waggon, der im Innenhof des Zollamts steht, bemalt.

Im Garten gibt es Gegrilltes und kühle Drinks

Zum Schlafen wird Lena Moskwa während des Festivals kaum kommen. Die eigentlich ehrenamtliche Arbeit wird dann zum Fulltimejob. Aber alle aus dem Verein machen ihre Arbeit aus Überzeugung, nur so kann es funktionieren. „Ich warte immer darauf, dass einer abspringt und sagt, es wird ihm zu viel. Aber das passiert nicht“, sagt Stefan Bubeck.

Da Kunst und Club ganz gut zusammenpassen, und das nicht nur einmal im Jahr, gibt es seit einigen Wochen eine regelmäßige Veranstaltung im Zollamt, die ebenfalls beides vereint. „Komme was wolle“ heißt diese, organisiert von Christoforo Marazzo vom Büro Südwind. In der Reihe werden nun jeden Donnerstag wechselnde Künstler eingeladen, Vereine, DJs und Musiker, die den Abend gestalten. Der Auftakt ist von Outer Rim gemacht worden, die regelmäßig dabei sind, sowie der deutsch/türkische Künstlerbund. Im Garten des Clubs gibt’s dazu Gegrilltes und kühle Drinks – die Kräuter dafür kommen von nebenan aus dem Garten von Inselgrün, einem Urban Gardening Projekt auf dem alten Bahnhofsgelände.