99 abgelehnte Entwürfe - nun sucht die Jury der Aktion Kunst im Landtag nach den Ursachen. Unter anderem sei das Budget mit 100.000 Euro nicht eben üppig gewesen.

Stuttgart - Nach dem gescheiterten Kunstwettbewerb für den Landtag mit sage und schreibe 99 abgelehnten Entwürfen hat die Jury Fehler eingeräumt. „Wir hatten gehofft: Der Landtag lockt“, sagte die Vorsitzende der Kunstkommission und Leiterin des Landesbetriebs Vermögen und Bau, Annette Ipach-Öhmann, am Dienstag in Stuttgart. Bei dem vom Finanzministerium vorgegebenen, „nicht üppigen“ Budget von insgesamt 100.000 Euro für den Wettbewerb sei eine offene Ausschreibung eigentlich nicht üblich gewesen. Die Sogwirkung des Hohen Hauses auf namhaftere Künstler habe man „falsch eingeschätzt“.

 

So blieben 99 Ideen, von denen dann aber keine die zehnköpfige Kunstkommission überzeugen konnten. „Da waren wir uns alle einig.“ Gegen rund ein Drittel der Vorschläge standen laut Ipach-Öhmann aber auch andere Gründe wie Brandschutz oder der Denkmalschutz im sanierten Landtagsgebäude.

Landtag wird für 52 Millionen saniert

Gut 52 Millionen Euro kostet die Sanierung des gut 50 Jahre alten Landtagsgebäudes im Schlossgarten. Das bedeute aber mitnichten, dass ein übliches Volumen von einem Prozent der Bausumme für Kunst am Bau ausgegeben werden könnten, berichtete Ipach-Öhmann. Das hatte der Württembergische Kunstverein behauptet. „Für Sanierung gibt es gar keinen Ansatz“ - zumal im Landtag ja schon Kunst stehe, die auch erhalten bleiben soll: „Pferd und Reiter“ des Bildhauers Mariono Marini von der documenta II etwa, Werke von Otto H. Hajek oder auch diverse Porträtbüsten ehemaliger Präsidenten.

Die im ersten Versuch missglückte Ausschreibung beziehe sich nur auf den Neubau des Bürger- und Medienzentrums neben dem Landtag. Das erkläre auch die geringere Summe, die das Ministerium festgelegt hatte. Eine feste Vorgabe für die Summe gebe es nicht. Bis zu einem Prozent der Bausumme sei die Regel, bei Kosten von mehr als 25 Millionen werde im Einzellfall entschieden. „Renommierte Künstler kommen auch bei 200.000 nicht. Da machen wir uns keine Illusion.“ Diese stellten sich einem offenen Verfahren meist gar nicht.

Aus Sicht des Bodensee-Bildhauers Peter Lenk etwa sind solche Ausschreibungen ohnehin „Alibi-Veranstaltungen“. „Deswegen mache ich bei sowas gar nicht mehr mit“, sagte der Künstler aus Radolfzell. „Das habe ich hinter mir.“ Lenk kritisierte auch die Summe von 80.000 Euro, die am Ende für den Künstler bleibt. „Ich wüsste gar nicht, aus welchem Material das Kunstwerk dann sein soll, das geht doch gar nicht.“ Lenk nimmt mit seinen Werken seit vielen Jahren die Mächtigen auf die Schippe. Seine Skulpturen stehen vor allem in der Bodenseeregion, aber auch in Berlin. „Das passt aber wunderbar zu Stuttgart, das ist der schwäbische Geiz.“

Als Konsequenz will die Kunstkommission nun in einer neuen Ausschreibung sechs bis acht Künstler gezielt ansprechen. Auch wird der Standort für das Werk auf zwei Plätze im Bürger- und Medienzentrum beschränkt.