Der Württembergische Kunstverein Stuttgart hat die Absage eines Kunstwettbewerbs für den Landtag heftig kritisiert. Für die Kunstkommission des Landesbetriebs Vermögen und Bau gab es unter den 99 Einsendungen keinen geeigneten Entwurf für das Gebäude.

Stuttgart - Der Württembergische Kunstverein Stuttgart hat die Absage eines Kunstwettbewerbs für den Landtag heftig kritisiert. Wie die StZ in ihrer Montagsausgabe berichtete, hatte die Kunstkommission des Landesbetriebs Vermögen und Bau unter 99 Einsendungen keine „qualitätsvollen, der Architektur und der Bedeutung des Landtags adäquaten Entwürfe“ identifizieren können und den Wettbewerb deshalb nicht weiter verfolgt.

 

Hans Christ: Ausgelobte Summe ist viel zu gering

Hans Christ, einer der beiden Direktoren des Württembergischen Kunstvereins, hält die ausgelobte Summe von insgesamt 100 000 Euro für viel zu gering, um dem künstlerischen Anspruch an die Gebäude genügen zu können. Wenn alle vier denkbaren Orte im Landtag und im Bürger- und Medienzentrum mit Kunstwerken ausgestattet würden, dann lohne sich der Aufwand für die Künstler bei dieser Summe, von der noch Verwaltungskosten abgezogen werden müssen, kaum noch.

Früher habe es die Kann-Regel gegeben, dass ein Prozent der Bausumme für die Kunst am Bau verwendet werden soll, sagte Christ weiter. Die Sanierung des Landtags und der Neubau des Bürger- und Medienzentrums kosten zusammen fast 70 Millionen Euro – eine Summe von 700 000 Euro hält Christ deshalb für angemessen. Bekanntere Künstler würden sich sonst gar nicht beteiligen; ohnehin könne die öffentliche Hand auf dem Kunstmarkt kaum noch mithalten. Eine Rufschädigung für die teilnehmenden Künstler sieht Hans Christ dagegen kaum, denn schließlich seien die Einsendungen anonym erfolgt.

Kunstkommission war von den Entwürfen enttäuscht

Annette Ipach-Öhmann, die Vorsitzende der Kunstkommission und Leiterin des Landesbetriebs Vermögen und Bau, hat die Absage des Wettbewerbs dagegen am Montag verteidigt. Der Landtag sei nicht irgendein Haus, sondern ein denkmalgeschütztes Gebäude mit hohem Qualitätsanspruch. „Dieser Flughöhe haben die Teilnehmer nicht genügt“, sagte sie. Sie wolle nicht behaupten, dass alle Einsendungen von minderer Qualität waren. Aber es habe einfach kein Entwurf wirklich zur Aufgabe gepasst: „Wir waren alle miteinander enttäuscht“, wird Ipach-Öhmann zitiert.

Der Wettbewerb soll nun wiederholt werden, wobei allerdings nun gezielt sechs bis acht Künstler eingeladen werden sollen. Eine Sprecherin des Finanzministeriums betonte, dass man das Budget von 100 000 Euro weiter für ausreichend halte: „Eine Erhöhung des Etats für den zweiten Wettbewerb ist deshalb nicht vorgesehen.“