Die wegen ihrer scharfen Kanten seit rund zwei Jahren abgesperrte Skulptur von Erich Hauser im Schulhof der Raichberg-Realschule im Stuttgarter Osten zieht um. Der Bezirksbeirat hat jetzt einem neuen Standort im Kulturpark Berg mehrheitlich zugestimmt. Die Kosten für die Versetzung trägt das Schulverwaltungsamt.

S-Ost - Den Schülern der Raichberg-Realschule steht sie jeden Tag im Weg und das schon seit fast zwei Jahren: Die „Skulptur 64“ (so heißt sie tatsächlich) mitten auf dem Pausenhof ist seit rund zwei Jahren von hohen Absperrgittern umgeben, Aushänge daran warnen: „Die Stahlplastik hat durch Korrosion scharfe Kanten bekommen. Sie darf nicht mehr zum Klettern benutzt werden.“ Drei Mal hat sich der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost in den vergangenen Jahren schon mit dem Kunstwerk beschäftigt, am Mittwochabend ist zur großen Erleichterung der Schulleitung eine Entscheidung gefallen. Die Plastik von Erich Hauser soll so rasch wie möglich in den Kulturpark Berg versetzt werden.

 

Die Skulpturen des Bildhauers Erich Hauser prägen einige Plätze in Stuttgart. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die 18 Meter hohe Edelstahlplastik mitten auf dem Kernerplatz, die den Namen „6-87-88“ trägt. Die „Skulptur 64“ aus dem Jahr 1964 dürfte dagegen nur den Raichberg-Realschülern, anderen Besuchern der Schule oder der Turn- und Versammlungshalle und natürlich Kunstfreunden ein Begriff sein. Dieser Kunst im öffentlichen Raum machten allerdings die Zeit, die Luft und das Wetter schwer zu schaffen. Die Kanten wurden durch Korrosion immer schärfer, die Kunst wurde zur Gefahr.

Im Jahr 2013 wurde das Fundament vergessen

Im April 2013 ließ die damalige Schulleiterin Angela Beck die Absperrgitter aufstellen und bat um eine Entfernung des Kunstwerks vom Schulhof. Bei der Suche nach einem neuen Standort wurden die Stadtplaner ganz in der Nähe fündig, auf der verkehrsberuhigten Fläche vor der Stadtteilbücherei an der Schönbühlstraße, nur wenige Meter von der Schule entfernt. In den Sommerferien 2013 hätte die Hauser-Plastik eigentlich versetzt werden sollen. Die damit beauftragten Arbeiter mussten aber unverrichteter Dinge wieder abziehen – weil vergessen worden war, dass die große und schwere Stahlskulptur im Boden verankert werden muss. Zumindest wurde das damals so erzählt.

Offenbar erst durch diese Verzögerung wurde der Jugendrat Stuttgart-Ost auf die Skulptur, die Umzugspläne und den vorgesehenen neuen Standort aufmerksam. Nachdem sie sich ihrerseits mit dem Thema beschäftigt hatten, erhoben sie im Herbst 2013 öffentlich Einspruch gegen den geplanten neuen Standort. „Die Fläche dort wird stark von Jugendlichen frequentiert“, schrieben sie damals in ihrer Begründung. Der Platz sei ein Treffpunkt für Jugendliche, werde zum Radfahren und Skaten benutzt. Auch dort hätte die Kunst also im Weg gestanden und wäre nicht minder gefährlich gewesen. Also mussten die Stadtplaner erneut suchen.

Hauptsache weg vom Schulhof

Dann geriet das Thema irgendwie in Vergessenheit, zumindest bei der Stadtverwaltung und den kommunalpolitisch Verantwortlichen. Die Raichberg-Schüler und -Lehrer mussten aber auf ihrem Pausenhof weiter einen großen Bogen um das Kunstwerk machen. Deswegen bat der kommissarische Schulleiter Lutz Schaper in der öffentlichen Sitzung des Bezirksbeirats Stuttgart-Ost am Mittwochabend eindringlich um eine Entscheidung. Und wenn man sich schon nicht auf einen neuen Standort einigen könne, dann solle man doch bitte wenigstens beschließen, dass die Skulptur vom Schulhof entfernt und eingelagert werde.

Anlass für seine Bitte war die Diskussion, die sich zuvor im Bezirksbeirat entwickelt hatte. Die Stadtverwaltung hatte vorgeschlagen, die Plastik auf eine Fläche im Kulturpark Berg zu versetzen, die vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt zur Verfügung gestellt werden sollte. Das Hochbauamt sollte sich um das richtige Fundament, den Abbau und den Wiederaufbau kümmern. Die Zuständigkeit für das Hauser-Werk geht vom Schulverwaltungsamt ans Kulturamt über, allerdings finanziert das Schulverwaltungsamt den Umzug und auch eventuell in Zukunft anfallende Sanierungs- oder Unterhaltungsmaßnahmen. Bei der Vorstellung der Pläne im Bezirksbeirat wurde auch angedeutet, dass die Fläche im Kulturpark mittelfristig zu einem echten Skulpturenpark ausgebaut werden könnte.

In der Diskussion wurde klar, dass den Vertretern der SPD und Teilen der Grünen der neue Standort nicht gefiel und sie die Plastik lieber an der umgestalteten unteren Talstraße oder auch beim Leo-Vetter-Bad sehen würden. Allerdings sprach sich die Mehrheit des Gremiums gegen einen entsprechenden Antrag zur Zwischenlagerung der Plastik und Prüfung dieser Standorte aus. Schließlich wurde der Versetzung in den Kulturpark dann doch mit großer Mehrheit zugestimmt. Ein Termin dafür steht aber noch nicht fest.