Der frühere Oberbürgermeister Christoph Palm hängt jetzt als Gemälde im Fellbacher Rathaus. Verewigt hat ihn der Künstler Valentin Vitanov.

Fellbach - Die Ahnengalerie im Fellbacher Rathaus ist natürlich nicht vollständig. Das wird sie nie sein, denn einen Nachfolger der Nachfolgerin des Nachfolgers wird es vermutlich immer weiter geben, solange die Große Kreisstadt im vorderen Remstal existiert. Aber die Galerie wurde am Dienstagnachmittag auf ein Quartett aufgestockt. Nach den bisherigen Rathauschefs Max Graser, Guntram Palm und Friedrich-Wilhelm Kiel ist nun ein weiteres ehemaliges Stadtoberhaupt künstlerisch verewigt worden: Im Beisein etlicher Verwaltungsmitarbeiter und Stadträte wurde das Gemälde von Ex-OB Christoph Palm enthüllt.

 

Ex-OB Palm und Künstler Vitanov kennen sich

Natürlich war der 50-Jährige auch selbst anwesend – an der Seitenwand jenes Büros stehend, in das er bis vergangenen Oktober 16 Jahre lang fast täglich gegangen ist. Und Christoph Palm räumte auch ein, dass er das vom Fellbacher Künstler Valentin Vitanov erstellte Werk nicht zum ersten Mal gesehen hat. Vitanov kenne er schon seit vielen Jahren, sagte Palm; bekannt gemacht wurden die beiden einst durch den langjährigen Vorsitzenden des Kunstvereins Fellbach, Knut Matzen, der ebenfalls anwesend war.

Kurz vor der jüngsten Triennale 2016 habe er entscheiden, „dass er der Richtige ist“ – nämlich der Richtige für das Porträtbild. „Es lag für mich nahe, ihn zu fragen“, sagte Palm, dessen Mutter, seine Ehefrau und die beiden Töchter ebenfalls zur Enthüllung gekommen waren. Vitanov habe die künstlerische Qualität für diese Aufgabe, urteilte Palm. Und gerade in Fellbach gebe es hervorragende Maler: „Man muss also nicht schweifen, um gute Künstler zu gewinnen, sondern kann sie hier finden.“

Drei Monate lang hat der Künstler für das Porträt gebraucht

Im Herbst war es dann, als der 67-jährige Vitanov im Rathaus auftauchte und eine Vielzahl an Fotos mit Palm in diversen Posen schoss – so auch im großen Sitzungssaal. Der wiederum ist mit seiner quadratischen Holzstruktur auf der rechten Seite des Gemäldes erkennbar. Unter den vielen Fotos wählte Vitanov dann jenes Motiv aus, das die Grundlage für Palms Porträt bildete. Der Künstler räumt ein, dass er durchaus Respekt vor dieser Aufgabe hatte. Schließlich war ihm klar, dass sein Werk quasi „auf ewig“, also viele Jahre und Jahrzehnte im Rathaus hängen wird. „Es hat dann auch drei Monate gebraucht, bis das Porträt fertig war“, erklärte Vitanov.

Palm jedenfalls war am Dienstagnachmittag sichtlich zufrieden. Es sei „kein oberflächliches Porträt“, sagte er. Wenn er in den Spiegel gucke und das Gemälde zum Vergleich heranziehe, sehe er sich zwar nicht eins zu eins abgebildet, aber er finde sich wieder. Zurecht habe Vitanov eine eigene Note hineingebracht. Deshalb, so Palms Einschätzung, „kann ich mir vorstellen, dass ich in manchen Situationen so auf die Menschen wirke.“ Knut Matzen erkannte in Palms Porträt im Übrigen „einen ganz besonderen Blick – als ob er gerade eine Entscheidung getroffen hat und nun mitteilen will: Es musste so sein, auch wenn es euch womöglich nicht gefällt“.

Auch die Seele findet ihren Platz auf dem Bild

Auch der linke Bereich des Bildes, in dem eine Art hellblauer Figur zu sehen ist, fand bei Palm Gefallen. Man könnte dies als Schatten deuten oder als „zweites Ich“. Vitanov habe ihm gesagt, diese könne man als „meine Seele, meine Aura“ sehen – ganz wie man wolle, so der Künstler. Ansonsten habe Vitanov „auch meine Handhaltung getroffen“, sagt der Ex-OB. Diese, so erkannten auch die Gäste der Enthüllungszeremonie, sei durchaus typisch für Palm. Von der „Merkelschen Raute“, wie einer spöttisch meinte, sei diese Handformation jedoch weit entfernt, widersprach die Mehrheit. Tatsächlich fasse er, erläuterte Palm selbst, oft seinen Ehering mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand an.

Christoph Palm wies ansonsten noch darauf hin, „dass Herr Vitanov sehr günstig gearbeitet hat“. Eine genaue Summe fürs Honorar verriet der frühere Rathauschef natürlich nicht, „aber es lag im Rahmen der Verwaltungszuständigkeit, ist also im besten Sinne des Wortes preis-wert“. Es war demnach nicht so viel, als dass auch der Gemeinderat hätte zustimmen müssen.

Palm hob noch auf den hohen Stellenwert ab, den die Kultur in Fellbach genieße. Und mit Blick aufs aktuelle Weltgeschehen merkte er an, „dass die Beschneidung der Freiheit zumeist mit der Beschneidung der Kunst beginnt“.

Alles in allem war Palm somit deutlich zufriedener als sein Vorgänger Friedrich-Wilhelm Kiel. Der reagierte vor 17 Jahren nachhaltig irritiert, als er erstmals sein vom im Elsaß lebenden renommierten Künstler Jan Peter Tripp erstelltes Porträt in Öl erblickte. Kulturamtschefin Christa Linsenmaier-Wolf, im Herbst 2000 wie auch jetzt bei der Enthüllung dabei, bescheinigte dem Maler damals „gewisse Schrägheiten“: Wer sich von Tripp malen lasse, müsse eben „einige Nehmerqualitäten“ haben.

Die nun musste Palm am Dienstagnachmittag nicht demonstrieren. Seine Nachfolgerin, Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, begrüßte die Gäste „bei diesem kleinen, aber feinen Termin. Sie sagte, sie freue sich, jeden Tag den Blick auf Palms Porträt zu haben, wenn sie in Richtung Büro gehe. „Ihre Vorgänger haben wir etwas anders gehängt“, erklärte sie zudem: Die Bilder der ehemaligen Oberbürgermeister Max Graser, Guntram Palm und Friedrich-Wilhelm Kiel wurden alle in den südlichen Flügel des oberen Foyers verfrachtet. Und Gabriele Zull lieferte unfreiwillig noch ein besonderes Bonmot: „Ich hoffe, dass es noch lange dauert, bis ich mal hier hänge.“