Der Kunstverein eröffnet heute am Vorabend der Kulturnacht die Jahresausstellung und ein Dutzend Mitglieder gewähren Einblicke in ihr Schaffen. Zur Kulturnacht am Samstag ist die Werkschau von 18 bis 22 Uhr geöffnet.

Feuerbach - Man könnte es die neue Leichtigkeit nennen: Ab heute gewähren ein Dutzend Mitglieder des Feuerbacher Kunstvereins Einblicke in ihr Schaffen – und man kann schon beinahe von einem kollektiven Tänzeln sprechen: Figuren wandeln mit schlafwandlerischer Sicherheit über den Abgrund, Elefanten legen eine flotte Sohle aufs Parkett und selbst durch die sonst so strikte konkrete Kunst weht ein frühlingszarter Hauch. Der Ausstellungsrundgang wird da zum luftig-leichten Vergnügen, auch zur morgigen Kulturnacht. Dann dürfen sich die Gäste außerdem wieder über Performances von Peter Gorges und Daniela Pöllmann freuen, die schon mehrfach das Feuerbacher Publikum verzaubert haben. Dieses Mal präsentieren sie einen „Livecomic“ und der Untertitel „Gebrüder Grimm für Unerschrockene“ lässt nichts Gutes ahnen.

 

Raum für Assoziationen

Auch sonst ist viel in Bewegung gekommen bei dieser Jahresausstellung: Fritz Arnold lässt eine winzige Akrobatin federleicht über ein Nagelbrett tänzeln und erklärt ganz nebenbei auch noch die Fortpflanzung von Schweinen – man wird eine Steckdose danach nie mehr mit denselben Augen sehen. Auch bei Marlis Weber-Raudenbusch hat mit einem Mal allerlei Getier seinen Auftritt: „Mister Blue-Eyes’ Geheimnis“ ist ein Kaninchen, „Wie ist die Luft im Blau?“ wird eine Giraffe gefragt und in einem anderen Bild wagt ein Dickhäuter gar ein „Elefantentänzchen“. Verblüffend beschwingt kommen sogar die Arbeiten der beiden konkreten Künstler daher: Leni Marx lässt in der Kunstvereinsvitrine die Linien tanzen. In der Galerie schweben bei Hans Ginter in „Die Leichtigkeit des Seins“ blaue Flächen in den Raum hinein. Keramikerin Erika Hart hat das dagegen das „vergebliche Warten auf einen Tanzpartner“ in einer Reihung von Tonfigurinen festgehalten und fordert in einer anderen Plastik: „Tanz’ den Untergang mit mir“. Dass diese über den Resten einstiger Hydrokulturen thront, mag vielleicht Zufall sein, doch lässt es Raum für Assoziationen. Gerade so wie das Objekt von Neu-Mitglied Jinju Lee: Ihr Stuhl hat eine integrierte Vorrichtung, die über dem Kopf des Sitzenden einen Eimer zum Kippen bringt. Ob etwas drin ist, und – was genau? Das bleibt ihr Geheimnis.

Alles ist also in der Schwebe bei dieser Jahresausstellung, die übrigens auch die Tradition der Jahresgabe wiederbelebt: Im Kabinett der Burgenlandgalerie finden Kunstfreunde kleine Formate zu erschwinglichen Preisen – und erleben auch dabei noch eine luftige Überraschung: Sigrid Baumann-Senn, die man sonst eher für ihre bildnerischen Experimente mit Brotteigen kennt, hat sich für diese Arbeiten von Wachstropfen an einer Kerze inspirieren lassen. Sie bilden die Umrisse eines „Wachsengels“, der in den gleichnamigen Papiercollagen immer wieder in Erscheinung tritt. Ob auch er tanzt? In dieser Ausstellung bestimmt.