Harald Lohse organisiert seit zehn Jahren Ausstellungen für Künstler in Untertürkheim, zunächst im Marktcafé Maxima und seit 2010 im Gasthof Waldhorn.

Untertürkheim - Harald Lohse ist einer, der anpackt, das sieht man sofort. Im karierten Holzfällerhemd, die Ärmel hochgekrempelt, sitzt er an diesem Freitagvormittag im Gasthof Waldhorn. Während andere mit 68 ihren Ruhestand genießen, hat sich der gebürtige Niedersachse der Kunst in Untertürkheim verschrieben. Dabei malt Lohse nicht etwa selbst, er organisiert – seit inzwischen zehn Jahren – Ausstellungen für Künstler aus Bad Cannstatt und den Neckarvororten.

 

Angefangen hat alles im Marktcafé Maxima. Die Wände des Cafés waren leer und Lohse schlug den damaligen Besitzern Rainer Wahl und Gregor Schwarz vor, sie mit den Bildern von heimischen Künstlern zu füllen.

„Wir haben so viele Maler, da kriegen wir alle zwei Monate die Wände voll“, habe er damals zu den beiden Gastronomen gesagt, erzählt Lohse. Die erste Ausstellung wurde am 5. Dezember 2002 eröffnet, sie zeigte Werke des Untertürkheimer Künstlers Roland Walz.

Er will den Künstlern eine Plattform bieten

Rund sechs Ausstellungen hat der Rentner seither pro Jahr organisiert, zunächst im Café Maxima und seit Januar 2010 im Gasthof Waldhorn. Dort hängen an diesem Vormittag zwar noch die „frechen Weibsbilder“ von Christa Klebor, die Vorbereitungen für die nächste Ausstellung laufen aber schon auf Hochtouren. Für sein Jubiläum hat sich Harald Lohse für Erika Diemer entschieden. Die Künstlerin aus Rohracker, die inzwischen bis weit über Stuttgarts Grenzen hinaus bekannt ist, kehrt mit der Ausstellung im Waldhorn quasi zu ihren Wurzeln zurück. Vor einigen Jahren, als sie noch am Anfang ihrer Karriere stand, hat sie schon einmal gemeinsam mit Harald Lohse eine Ausstellung in Untertürkheim organisiert.

Und genau um solche Künstler geht es dem 68-Jährigen. Maler und Fotografen, die genau wie Diemer damals an der Schwelle vom Hobby- zum Berufskünstler stehen. „Wenn man sich traut, dass erste oder zweite Mal auszustellen“, sagt Lohse, der 1999 gemeinsam mit seiner Frau von Hamburg nach Untertürkheim gezogen ist. Der gelernte Bankkaufmann, der sich trotz schwäbischer Integration seinen norddeutschen Akzent bewahrt hat, will den Künstlern eine Plattform bieten, die verhältnismäßig professionell gemacht ist, aber trotzdem nicht so viel kostet. „Sie müssen bei der Vernissage eine Sektrunde ausgeben“, sagt er. Dafür bekommen die Künstler nicht nur einen Ausstellungsraum, Lohse kümmert sich auch um das Auf- und Abhängen der Bilder, organisiert die Vernissage, hält selbst die Laudatio und informiert die örtliche Presse.

60 Ausstellungen mit insgesamt 55 Künstlern

60 Ausstellungen mit insgesamt 55 Künstlern hat der Rentner inzwischen in Untertürkheim auf die Beine gestellt. Ein ziemlicher Zeitaufwand, und doch ist die Kunst nicht Lohses einziges Projekt. Der 68-Jährige steht auch regelmäßig mit seiner Untertürkheimer Band, den Songpickers, auf der Bühne oder ist mit seiner Plappergruppe Ohrenschmaus auf Tour.