Enno Lehmann von der Kunstakademie ist mit dem Landeslehrpreis ausgezeichnet worden.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Killesberg - Die große Werkstatt im dritten Stock ist gefüllt mit unzähligen Materialien, Tinkturen, Leinwänden und Malutensilien. Eine chaotische Ordnung herrscht hier. Mitten drin stehen zwei Stühle, davor ein nicht einmal kniehoher Tisch. An diesem serviert Enno Lehmann seinen Gästen schwarzen Tee. Der Malersaal ist seine Wirkungsstätte. Seit 2009 ist er Technischer Lehrer für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ABK).

 

Neben Enno Lehmann sitzt sein schwarzer Mischlingshund. Schnups heißt er. Hunde sind an der ABK eigentlich verboten. Lehmanns Hund ist geduldet. Weil er, wie sein Herrchen sagt, „selbst den Hunden abgeneigten Menschen das Herz öffnet“. Doch vielleicht ist Schnups geduldet, weil sein Besitzer an der Kunstakademie von Rektorin, Kollegen und unzähligen Studenten überaus geschätzt wird.

Ende November nahm Lehmann im Neuen Schloss den Landeslehrpreis 2012 von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer entgegen. Damit ist das Ministerium dem Vorschlag unzähliger Studierender der Kunstakademie gefolgt, die fest davon überzeugt sind, dass genau Enno Lehmann diesen Preis verdient hat. Der Preis wird vom Land Baden-Württemberg jedes Jahr an vier Hochschullehrer vergeben. Dotiert ist er mit 50 000 Euro.

„Ich setze mich dafür ein wie für meine eigenen Kunstwerke“

„Er hakt die Probleme der Studierenden nicht einfach ab, nachdem sie seine Werkstatt verlassen haben“, schreibt die Kunststudentin Florina Leinß. „Bei Enno findet man nicht nur Rat und Hilfestellung, sondern auch Freundlichkeit und einen guten Gesprächspartner“, findet Antje Hemmes. Unzählige Lobreden gibt es in einem kleinen, blau eingeschlagenen Büchlein, auf dem steht „Vorschlag der ABK Stuttgart für den Landeslehrpreis 2012“.

Lehmanns Lehrtätigkeit beruht vorwiegend auf der Vermittlung von handwerklichem und technischem Wissen. „Ich möchte mit meinen Kenntnissen aber auch zur künstlerischen Entwicklung der Studenten beitragen“, sagt er. Wenn ein Student mit einem Anliegen zu ihm komme, mache er es zu seinem. „Ich setze mich dafür ein wie für meine eigenen Kunstwerke“, betont er.

Lange überlegt er, bevor er zu einer Ausführung über den Sinn allgemein und den Sinn hinter der Kunst ansetzt. Zwischendurch macht er Pausen, denkt kurz nach und setzt erneut an. Warum male ich überhaupt? Warum mache ich Kunst? Fragen, mit denen er sich beschäftigt. „Sie zielen auf die Suche nach Sinn ab“, meint der 54-Jährige. Er bevorzuge daher die Frage: Wofür male ich? „Das zielt auf die Gegenwart ab. In der Zukunft folgt etwas darauf“, ist seine Erklärung.

Das Werkstattwesen schätzt er besonders

Künstler zu sein war sein Traum. Zunächst entschied er sich jedoch nach dem Abitur für eine Lehre in der Landwirtschaft. Die Kunst ließ ihn aber nicht los. Mit Mitte zwanzig lief seine Deadline ab. „Ich wusste, ich muss mich bis 30 an einer Akademie bewerben“, erzählt er. Das angehängte Agrarstudium brach er deshalb nach dem Vordiplom ab, wechselte nach München an die Kunstakademie. Dort studierte er Bildhauerei, dann Malerei.

Die intensive Auseinandersetzung mit Maltechniken und Farbgestaltung steht immer im Mittelpunkt seines Schaffens – ebenso in seiner Zeit als freischaffender Künstler wie während seinen ersten zwei Jahren in der Malwerkstatt der ABK von 2001 bis 2003. Besonders das Werkstattwesen schätzt er an der Stuttgarter Kunstakademie. „Es gibt keine Akademie, die ihren Studenten mehr Werkstätten zur Verfügung stellt“, weiß der Leiter der Werkstatt für Maltechnik. Einen Teil des Preisgeldes investiert er deshalb in die Ausstattung und Neuorganisation der Werkstatt für Maltechnik. In was auch sonst.