Klaus Dauven hat mit Wasserkraft die Hauptkuppel des Freilichttheaters in Stetten aufgehübscht. Ein Schwarm von Tauben ziert nun die Kultureinrichtung. Sie scheinen gerade zum Flug anzusetzen.

Stetten - Wenn Klaus Dauven zur Tat schreitet, sieht der Künstler wie ein Reinigungsfachmann aus. Auf dem Kopf trägt er einen gelben Helm, auf den Ohren orangenfarbene Schützer. Seine Füße stecken in Gummistiefeln. Anstatt eines Pinsels hält der Mann aus dem Kreis Düren einen Hochdruckreiniger in den Händen. Mit diesem Gerät zaubert er Blumen, Tiere und andere Naturmotive auf Gebäude. Gigantische Staumauern in Deutschland, in Japan und in Südkorea haben ihm bereits als Leinwände gedient.

 

Am Freitag hat er sich die Hauptkuppel des Stettener Theaters vorgenommen. Ein Schwarm von Tauben ziert nun die Kultureinrichtung. Die Vögel begleiten die Zuschauer fortan zur Freilichtbühne. Dabei scheinen sie gerade zum Flug anzusetzen.

Künstler fügt nichts hinzu, er nimmt nur etwas weg

Eine Besonderheit von Dauvens Kunst: Er fräst seine Bilder mithilfe von Wasserdruck aus den Ablagerungen heraus, die sich über Jahre hinweg auf der Oberfläche von Beton angesammelt haben. An manchen Stellen lässt der Künstler Moos, Algen und Flechten verschwinden, an anderen Stellen eben gerade nicht. Schablonen helfen ihm dabei. „Ich arbeite mit der vorhandenen Patina“, erklärt er. „Ich füge nichts hinzu, ich nehme nur etwas weg.“

Je nach Witterung werden die Tauben ein bis zwei Jahre sichtbar bleiben und dann langsam aber sicher wieder verschwinden. Denn das ist eine weitere Besonderheit von Dauvens Werken. Sie sind nicht für die Ewigkeit bestimmt, genauso wie die Natur oder der Mensch. Dauven sagt: „Sie sind eine temporäre Geschichte.“

Architekt Michael Balz, der die Kuppeln des Stettener Theaters in den 1970er Jahren entworfen hat, freut sich über das Werk. „Ich habe mich bisher erfolgreich gegen jegliche Applikation gewehrt“, sagt er. Dauvens Kunst aber kann er viel abgewinnen. „Die Tauben verstärken die Leichtigkeit der Architektur“, sagt er. Das Motiv habe zudem eine sehr positive Aussage. Tauben stehen ja symbolisch für den Frieden und bei der momentanen weltpolitischen Lage könne man etwas mehr Frieden gut gebrauchen.

Firma setzt sich für den Erhalt von Gebäuden ein

Die Firma Kärcher hat den Künstler nach Stetten geholt. Das Unternehmen arbeitet seit zehn Jahren mit Dauven zusammen. Mitarbeiter der Firma reisen mit dem Mann durch die Welt – um Kultur zu schaffen und zu erhalten. Michael Balz wiederum hat die Firma mit Sitz in Winnenden auf das Theater unter den Kuppeln aufmerksam gemacht. Der Architekt hatte von dem kulturellen Engagement des Reinigungsspezialisten gelesen. „Kärcher setzt sich seit 35 Jahren weltweit für den Erhalt historischer Gebäude ein“, sagt Anouk von Hochmeister, eine Sprecherin des Unternehmens. Zuletzt haben Mitarbeiter im Rahmen eines Projekts der Deutschen Unesco-Kommission die Karls- und Hubertuskapelle des Aachener Doms gereinigt. Die 540 Jahre alte Kapelle wurde vom steinschädigenden Schmutz befreit.

Vom Kultursponsoring des Unternehmens profitiert nun auch das Theater unter den Kuppeln in Stetten. Mitarbeiter der Firma haben in der vergangenen Woche die Kuppeln vom Dreck der vergangenen Jahrzehnte befreit. Eine Rechnung für diese Leistung wird der örtliche Theaterverein nicht erhalten.