34 Millionen Euro kostet die documenta 14, die dieses Jahr in Athen und Kassel stattfindet. Die Hälfte ist vorab finanziert, den Rest muss die Kunstausstellung selbst erwirtschaften. Das ist „auf Dauer nicht tragfähig“, sagt Annette Kulenkampff, die neue Geschäftsführerin der documenta.

Kassel -

 
Frau Kulenkampff, wie hoch sind die Kosten für die documenta insgesamt?
Der Finanzrahmen für die documenta 14 ist über einen Zeitraum von fünf Jahren 34 Millionen Euro.
Von wem kommt dieses Geld?
Rund die Hälfte des Geldes kommt von den Gesellschaftern der documenta: dem Land Hessen und der Stadt Kassel. Darüber hinaus von der Kulturstiftung des Bundes. Die andere Hälfte von rund 17 Millionen Euro muss die documenta selbst erwirtschaften.
Was bekommen die Künstler?
Die documenta trägt wesentlich zur Finanzierung der Kunstwerke bei, die in den meisten Fällen Neuproduktionen sind. Diese Kunstwerke verbleiben im Besitz des Künstlers, und es ist ihm überlassen, was er damit nach Beendigung der documenta macht.
Gab es in den vergangenen Jahren ein Defizit oder einen Überschuss?
Wegen hoher Besucheraufkommen konnte bei den vergangenen documenta- Ausstellungen ein Überschuss erwirtschaftet werden. Das ist aber immer eine Wette auf die Zukunft.
Ist die documenta Ihrer Ansicht nach von der öffentlichen Hand ausreichend finanziert?
Im Verhältnis zur Finanzierung von Theatern ist die documenta durch die öffentliche Hand unterfinanziert. Die saisonalen Festspiele in Bad Hersfeld erhalten beispielsweise pro Jahr eine Zuschuss von rund sechs Millionen Euro, in fünf Jahren mit 30 Millionen Euro also deutlich mehr als die documenta. Wenn man an die internationale Strahlkraft der documenta denkt, stimmt hier das Verhältnis nicht.
Kann man Theater und Kunst denn vergleichen?
Bildende Künstler arbeiten heute viel mit Performance oder Film, die Aufwendungen sind technisch und personell anspruchsvoll und die Umsetzung kostenintensiv. Dies ist den Bedürfnissen einer Theaterproduktion durchaus vergleichbar. Eine Erhöhung der öffentlichen Zuwendungen wird in der Zukunft notwendig werden. Dass sich die weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst zur Hälfte selbst finanzieren muss, ist auf Dauer nicht tragfähig.
Welche Rolle spielen Sponsoren, und welchen Gegenwert bekommen sie?
Wir sind abhängig von großen Sponsoren wie zum Beispiel der Sparkassenfinanzstiftung oder VW ebenso wie von privaten Geldgebern, Stiftungen und Unterstützern. Das gelingt ganz gut, wird aber in Zukunft immer schwieriger. Das große Sportevent liegt oft näher als die komplexe und nicht immer einfache Materie zeitgenössischer Kunst.
Wie viel kosten die verschiedenen Tickets?
Das Tagesticket kostet 22 Euro, zwei Tage documenta sind für 38 Euro zu haben und eine Dauerkarte kostet einen Euro pro Tag, also 100 Euro in Kassel. Viele der Ausstellungsorte in Athen sind kostenfrei zugänglich, die meisten Partnerinstitutionen dort erheben ihre regulären Eintrittspreise.

ZUR PERSON: Annette Kulenkampff ist Geschäftsführerin der documenta GmbH. Am 1. Juli 2014 trat sie die Nachfolge von Bernd Leifeld an, der - nach vier Ausstellungen - in den Ruhestand ging. Kulenkampff wurde 1957 in Hannover geboren. Seit 1997 war die Kunsthistorikerin geschäftsführende Verlegerin des Hatje Cantz Verlags, wo die documenta-Kataloge erschienen sind.