Mit ihrer gegensätzlichen Kunst sind Ulrich Zeh und Wolfgang Ehehalt zu Gast beim Kunstverein.

Stuttgart-Feuerbach - Um sportliche Leistung und menschenleere Landschaften geht es beim einen, der andere nimmt mit bizarren Objekten die Wegwerfgesellschaft aufs Korn: Die Künstler Ulrich Zeh und Wolfgang Ehehalt verblüffen ihre Gäste in der Burgenlandgalerie im Grunde mit drei Ausstellungen in einer: Am vergangenen Freitag war Eröffnung, und die Räumlichkeiten des Feuerbacher Kunstvereins schwirrten vor guter Laune.

 

Meditative Ruhepole im allgemeinen Vernissagetrubel waren die menschenleeren Landschaften von Ulrich Zeh, die auf den zweiten Blick oft einen beredten Materialkontrast zeigen: Die sonst so glatte Oberfläche der Acrylfarbe wird da durch Asche- und Sandzugaben verletzt, wo der Mensch Spuren in der winterlichen Landschaft hinterlassen hat. Nur scheinbar im Gegensatz dazu stehen Zehs Sportbilder, die er auch schon mehrfach zu den großen Stuttgarter Sportereignissen ausgestellt hat. Leicht hingeworfene Pinselhiebe und Kreidelinien bündeln sich zu Kraftzentren und zeigen den Menschen als Ideal: durchtrainiert, am raumgreifendsten Punkt der jeweiligen Bewegung, auch mal in einer Art Pas de deux der Hockeyspieler gipfelnd.

Doch was inzwischen als ästhetische Darstellung von Kraft und Bewegung daherkommt, sei in den Anfängen eine kritische Auseinandersetzung mit dem Leistungssport gewesen, erzählt Zeh: „Sport ist Quälerei und für mich ein Symbol für unsere Leistungsgesellschaft.“ Er weiß, von was er spricht, war in jungen Jahren Leichtathlet – Sprint, Fünf- und Zehnkampf und Stabhochsprung – und nahm auch am Olympics World Youth Camp 1964 in Tokio teil. Später studierte er Malerei und Kunstgeschichte und gilt auch wegen seiner Lehrtätigkeit und diversen Kunstprojekten als Kornwestheimer Institution.

Stets von Gästen umlagert war Ehehalts Objekt „Der Stuttgarter“

Malerei hat auch sein Kollege Wolfgang Ehehalt studiert, doch könnten die Arbeiten der beiden befreundeten Künstler kaum unterschiedlicher sein: Ehehalt verwendet „was im Haushalt halt gerade so da ist“ und baut es zu bizarren Szenarien zusammen: Das Objekt „Ich habe geträumt“ bringt immerhin eine aufgeklappte Pappmaché-Schädelplatte mit Spielzeugpfeilen, einem aufgespießten Pinsel und einem Krokodil unter einem Hut. Viel zu entdecken gibt es aber in jedem einzelnen Exponat – und wer lange genug hinsieht, stößt früher oder später auf eine Fliege, das skurrile Markenzeichen des Künstlers.

Stets von Gästen umlagert war Ehehalts Objekt „Der Stuttgarter“, eine Büste mit Touristen-Fotoapparat und „Oben bleiben“-Ansteckern, ergänzt durch Goldesel und Kunststoffschwein. „Unser Wappentier ist ja das Pferd,und ich habe halt einen Esel daraus gemacht“, sagt Ehehalt unschuldig. Und das Schweinderl? „Das ist so schön zwiespältig – man spricht von Drecksau, aber auch von Glücksschwein.“ Das ließ vor allem schön viel Raum für Spekulationen, und es wurde noch viel gelacht und diskutiert an diesem Abend.

Die Werkschau ist bis Sonntag, 9. Dezember, in der Feuerbacher Burgenlandgalerie, Eingang St.-Pöltener-Straße 29, zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Am letzten Ausstellungstag findet von 15 Uhr an eine Finissage mit Kunstcafé statt, Zeh und Ehehalt sind anwesend. Bereits von 14 Uhr wird an diesem Sonntag ein Film der beiden Künstler über Wolfgang Ehehalts Fliegen-Symbolik gezeigt.