Von einem Akt der Zerstörung lassen sich die Macher des Interim Kunst- und Kulturfestivals nicht schrecken. Das Kunstereignis rund um den Heidengraben startet wie geplant am 16. September.

Erkenbrechtweiler - Mit derart blinder Zerstörungswut haben die Macher des zweiten Interim Kunst- und Kulturfestivals nicht gerechnet. Doch noch bevor das Festival am kommenden Samstag, 16. September, rund um den Heidengraben richtig beginnt, haben Unbekannte am letzten Augustwochenende die erste Installation demoliert. Entfernen wird man den Trümmerhaufen nicht. Als eine Art Mahnmal soll es im Wald bei Grabenstetten stehen bleiben. Eine neu angebrachte Tafel wird Besuchern zeigen, wie Christian Hasuchas Installation ausgesehen hat.

 

„Am Freitag war es ein bisschen demoliert und am Montag war dann alles zerstört“, sagt die Festivalleiterin Ulrike Böhme. Zweieinhalb Wochen hatten der Berliner Künstler Hasucha und seine zwei Helfer an dem fast 60 Meter langen Schriftzug vor Ort gearbeitet. Wo aus zwölf hölzernen Buchstaben mitten im Wald das Wort „mittlerweile“ stand, liegen nur noch Holztrümmer. Wer es zerstört hat und wann genau es passiert ist, wisse man laut Böhme nicht. Bereits im Vorfeld habe es gute Kontakte zu den Menschen aus Hülben, Erkenbrechtsweiler und Grabenstetten – wo der Event stattfindet – gegeben. Böhme zeigt sich bis heute erschrocken über das Gewaltpotenzial: „Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass im ländlichen Raum so etwas passiert.“ Mit Wildkameras und Wachpersonal möchte man weiteren Vandalismus verhindern. „Die Gemeinden haben zudem 5000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt“, sagt sie.

Stimmen aus dem Acker

Nun möchte man trotz dieses ersten Dämpfers den Blick nach vorne richten und sich auf das was kommt konzentrieren. Getreu dem diesjährigen Motto „Interim sucht“ ist das wesentliche Anliegen des Festivals, den jeweiligen Geist eines Ortes zu erforschen. Zu diesem Kern möchten die Macher mittels theatralischen, musikalischen und bildnerischen Mitteln gelangen.

Auf die Frage, was der Begriff der Suche denn nun bedeuten könnte, darf es natürlich keine vorgekauten Antworten geben. Mit neun Kunstinstallationen, die auf einer weiten Wiese und in einem angrenzenden Wald errichtet werden, setzen sich Künstler mit dem Gebiet und den Menschen rund um den Heidegraben auseinander. So verwandelt der Künstler Benoit Maubrey einen Acker in ein archäologisches Feld. Seine Installation „Field/Feld“ besteht aus halb eingegrabenen Lautsprechern aus denen Kriegs- und Nachkriegserzählungen Hülbener Bewohner tönen – unverfälscht, mal heiter, mal ernst.

Das Herzstück des Festivals ist ein Parcours auf offenem Feld an dem Künstler verschiedener Sparten beteiligt sind. „Parallel zu den Open-Air-Veranstaltungen gibt es an sieben Abenden eine Performance mit immer demselben Programm“, sagt Böhme. Sie beginnt mit einer Ouvertüre im interim–Pavillon. Danach können die Besucher sich frei über Wald und Flur bewegen und sich mithilfe einer Wanderkarte auf die Suche machen. Der Abend endet mit der Minioper Heureka im Pavillon.

Das meiste ist frei zugänglich

Dass ein Kunstfestival dieser Größe nicht ohne zahlreiche Unterstützer realisierbar ist, versteht sich von selbst. So wurde etwa der Interim-Pavillon, eine Konstruktion aus Baugerüsten, durch den Innovationsfonds Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der Architekturfakultät der Hochschule Biberach ermöglicht, die unter ihren Studenten einen Wettbewerb ausgeschrieben hatte. „Der Siegerentwurf konnte überwiegend mit Spendengeldern realisiert werden“, erklärt Böhme.

Die meisten Veranstaltungen und Aktionen – darunter auch einige für Kinder – sind kostenlos. Frei zugänglich sind zudem die Installationen. Karten benötigt man lediglich für das Puppentheater „Turlipan“ und den Parcours. Das Festival endet am 3. Oktober.