Eine Kunstinstallation gastiert anlässlich des 25. Jubiläums der Deutschen Einheit in Stuttgart. Hunderte Einheitsmännchen zieren dafür zwei Wochen lang den Schlossplatz.

Stuttgart - Knapp 40 Zentimeter messen sie, sind aus wetterfestem Kunststoff und bringen nicht einmal ein Kilogramm auf die Waage. Die meisten sind ampelgrün, mit einem Hut auf dem Kopf versehen, mit einem Lächeln auf dem Gesicht geschmückt und bereit, so scheint es, loszulaufen. Anlässlich des 25. Jahrestags der Wiedervereinigung hat der Konzeptkünstler und Präsident der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, Ottmar Hörl, eine Delegation aus sogenannten Einheitsmännchen entworfen und auf Deutschlandreise geschickt. Hunderte davon sind von Montag an als öffentliche Kunstinstallation auf der Kastanienallee des Stuttgarter Schlossplatzes zu sehen – und zwar noch für die kommenden zwei Wochen.

 

Die Skulpturen wurden auf Basis des sogenannten Ost-Ampelmännchens neu erschaffen und sollen symbolisch für Gemeinschaft, Freiheit und die Deutsche Einheit stehen. Der Auftrag für die deutschlandweite Kunstinstallation ging vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier aus. Hessen richtet in diesem Jahr als das Bundesland, das den Vorsitz im Bundesrat innehat, am 3. Oktober die Feier zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung aus.

Der Trabbi war dem Künstler zu hässlich

Auf der Suche nach einem geeigneten Symbol für die Installation kam der beauftragte Künstler Ottmar Hörl auf das Ost-Ampelmännchen: „Eigentlich sollte es zunächst der Trabbi werden, den fand ich aber so hässlich, dass ich das abgelehnt habe.“ Das Ampelmännchen sei das einzige Symbol aus dem Osten, das es in den Westen herübergeschafft habe, so der Künstler. „Das grüne Ampelmännchen zeigt, jetzt darf man gefahrlos gehen. Und wenn man sich bewegt, sind Veränderungen möglich“, sagt Hörl. Die Installation solle daran erinnern, dass die DDR-Bürger es geschafft hätten, in ihrem Kampf für Freiheit in friedlicher Konstellation das Land zu verlassen. Die Ampel stehe dafür, dass Freiheit auch immer dadurch eingeschränkt sei, die Freiheit des anderen nicht zu berühren. Die Hauptfarbe der Installation ist grün. Zwischen den grünen Einheitsmännchen stechen zusätzlich einige gehende Ampelmännchen in den Nationalfarben schwarz, rot und gold heraus. Die Farbakzente seien anlässlich der 25-Jahresfeier ein künstlerischer Kompromiss gewesen, so Hörl.

In Stuttgart gab es den bisher freundlichsten Empfang

„Die Einheitsmännchen verbinden Kunst und Kultur mit der Historie des Tags der Deutschen Einheit. Die Installation findet nicht hinter verschlossenen Türen statt, sondern ist deutschlandweit im öffentlichen Raum zu sehen. Ich bin mir sicher, dass sich die Männchen in Baden-Württemberg ganz besonders wohl fühlen werden“, sagte Ministerialdirektor Guido Rebstock bei der Eröffnung am Montag. In Stuttgart sei man mit dem Projekt bisher am freundlichsten empfangen worden, reagierte Hörl auf die Worte des Ministerialdirektors. „Man braucht für die Installation einen öffentlichen Platz, und den haben viele Städte verweigert“, so der Künstler weiter. In Berlin sei das Projekt beispielsweise auf weniger Interesse gestoßen. Die Erklärung Hörls dafür: „Die Wiedervereinigung wird dort oft noch negativ aufgefasst.“

Stuttgart ist die vorletzte von insgesamt sechs Städten, in denen sich die Skulpturen präsentieren, und bietet mit 1000 Quadratmetern im Städtevergleich die größte Fläche für die Einheitsmännchen. Die Figuren verbleiben dort noch bis zum 30. August und können zu einem Preis von 50 Euro pro Stück im temporären Projekt-Pavillon erworben werden.