Zwei Wochen vor der Eröffnung des Jerg-Ratgeb-Skulpturenpfades wird noch fleißig gearbeitet: befestigte Stufen sollen dafür sorgen, dass Besucher bequem den Schlossberg erklimmen können, wo sich viele Kunstwerke befinden.

Herrenberg - An den Künstler Jerg Ratgeb hat in Herrenberg lange Zeit nur der Name einer Realschule erinnert. Dabei hat der Zeitgenosse Albrecht Dürers in der Gäustadt den berühmten Herrenberger Altar geschaffen – doch bislang erinnert nicht einmal ein Straßenname an ihn. Bald soll sich das ändern: Anfang Mai wird der Jerg-Ratgeb-Skulpturenpfad eingeweiht, der vom Herrenberger Bahnhof zum Schlossberg hinaufführt. Doch zwei Wochen vorher ist das Kunstprojekt noch nicht fertig: die Hinweisschilder müssen noch gedruckt werden, und auch am Schlossberg sind zurzeit Bauarbeiter zugange.

 

Oberhalb der Herrenberger Stiftskirche schlängelt sich der Skulpturenpfad bis zu einem Aussichtsturm empor. Zehn der insgesamt 24 Kunstwerke sind hier aufgestellt. Doch bislang versperrten Büsche den Blick auf die Objekte. Zudem erschwerten verfallene Treppen den Aufstieg. Doch kurz vor der Einweihung des Pfades wird aufgeräumt: Die Stadt hat eine externe Firma beauftragt, die Stufen zu begradigen, die Büsche zu entfernen und die Wege mit Kies zu befestigen. Wie viel sich Herrenberg das Kunstprojekt insgesamt kosten lässt, sei noch unklar, sagt der Kulturamtschef Peter Wilke. Für den Ankauf der Skulpturen gab die Stadt einen Zuschuss von 60 000 Euro. Dazu kommen nun noch die Kosten für Tafeln, Wege und Arbeitsstunden.

Viele Bürger haben sich engagiert – nicht alle uneigennützig

Der Initiator des Jerg-Ratgeb-Skulpturenpfades ist Helge Bathelt, der frühere Leiter der Herrenberger Volkshochschule (VHS). Nicht immer hat er sich von der Stadt ausreichend unterstützt gefühlt. Doch kurz vor der Vollendung des Projektes freut er sich über die Fortschritte. Bathelt lobt den Rückhalt, den das Kunstprojekt bei dem Oberbürgermeister Thomas Sprißler und einigen Mitarbeitern des Rathauses von Anfang an genoss.

Doch in erster Linie ist der Skulpturenpfad ein Projekt der Bürger. Etwa 30 Herrenberger haben sich mit dem Verlauf des Pfades und den Standorten der Kunstwerke beschäftigt. Zum harten Kern des Projektes gehörten ein halbes Dutzend Menschen: neben Helge Bathelt beispielsweise die stellvertretende VHS-Leiterin Elena Tutino und der Gastronom Stefan Heinrich. Letzterer engagierte sich zwar ehrenamtlich, aber nicht ganz uneigennützig: Der Skulpturenpfad endet am Herrenberger Schlosskeller, dessen Inhaber er ist.

Werke von Jerg Ratgeb findet man in Herrenberg nicht

Für das Kunstprojekt haben die Ehrenamtlichen Werke prominenter Künstler gewonnen. Gleich am Anfang des Pfades, am Herrenberger Bahnhof, wird ein fast zwei Meter hoher Eisenring von Ingrid Hartlieb zu sehen sein. Die Künstlerin hat in New York und Chicago ausgestellt, sich 2002 aber auch am Skulpturenpfad am Aidlinger Venusberg beteiligt. Neben der Stiftskirche steht der monumentale Altar des Gäufeldener Bildhauers Lutz Ackermann. Anstelle der Altarbilder sieht der Betrachter jedoch spiegelnde Flächen, in denen er sich ebenso erkennt wie die Stiftskirche. „Insgesamt sind die Kunstwerke etwa 280 000 Euro wert“, schätzt Bathelt.

Werke des namensgebenden Künstlers Jerg Ratgeb findet man allerdings weder entlang des Pfades noch anderswo in Herrenberg. Den berühmten Altar verkaufte der Stadtrat 1980 nach Stuttgart, wo er heute in der Staatsgalerie hängt. Nur im Fruchtkasten findet man noch eine Nachbildung – angefertigt als Kulisse für einen DDR-Film über das Leben Ratgebs.

Termine

Eröffnet wird der Jerg-Ratgeb-Pfad am Dienstag, 5. Mai, um 11 Uhr in der Stiftskirche. Kostenlose Führungen zum Kunstprojekt finden am Samstag, 9. Mai, und Sonntag, 7. Juni, jeweils um 15 Uhr statt. Treffpunkt ist auf dem Vorplatz des Herrenberger Bahnhofes.