Am Sonntag war einiges los auf den Straßen in Münchingen, als es zum ersten Mal „Made in Münchingen“ hieß. Ortsansässige Künstler haben ihre ganz verschiedenen Werke in offenen Ateliers gezeigt.

Korntal-Münchingen - Auf den ersten Blick ist in dem kleinen, stickigen Raum nichts zu sehen außer einer Reihe von Köpfen und sehr viel Töpferwaren in den Regalen ringsum. In der Ecke aber sitzt Elisa Thiel an der Töpferscheibe. Vor der Frau mit den kurzen grauen Haaren liegen eine Reihe Tonklumpen. Die Münchinger Künstlerin zeigt gerade, wie man daraus etwas formt. Immer wieder taucht sie ihre Hände ins Wasser, legt sie dann behutsam wieder an den Ton. Es ist Sonntag, und in Münchingen ist Kunsttag. „Made in Münchingen“ heißt das, und die Idee dazu hatte Gvido Esmanis.

 

Im Stall von Esmanis ist am frühen Nachmittag einiges los, gerade singt der Modern Art Chor. Während die Besucher „Country Roads“ lauschen, freut sich Esmanis darüber, dass das Event angenommen wird: „Es ist ein kleines Dorffest.“ In seinem Atelier, das früher mal ein Pferdestall war, tummeln sich gerade diejenigen, denen der Bauch grummelt; hier gibt es nicht nur Kunst, sondern auch etwas für das leibliche Wohl.

Kunst aus Münchingen – und Korntal

Im Hof und in der großen Scheune, wo früher mal Esmanis’ Pferd stand, hängen und stehen die Werke des Künstlers, es sind abstrakte Pferdeköpfe und großflächige, bunte Bilder, meist ist ebenfalls schemenhaft ein Pferd zu erkennen. Nebenan haben Sieglinde Rehm und Walter Kailbach ihr Atelier geöffnet, früher war hier Kuhstall. Sie zeigen vor allem Skulpturen, aus Marmor, Holz und Stein. Vier Künstler haben auf dem alten Hof drei Ateliers, und dass sie ihre Tore öffnen, ist für sie nicht neu, es gab schon mal den „Tag des offenen Stalls“. Daraus, erzählt Esmanis, ist auch die Idee zum Kunsttag in ganz Münchingen entstanden. Er wollte zeigen, was es hier alles gibt – und hat das erst dadurch selbst erfahren. „Ich hatte die Vermutung, dass es noch viele andere Künstler hier gibt“, sagt Esmanis. Es sind ganz überwiegend Münchinger, die am Sonntag Bilder, Collagen, Skulpturen und Bildhauerei zeigen. Das war die Idee. Ganz strikt war Esmanis dann aber doch nicht; als ein paar Korntaler auch dabei sein wollten, hat er am Ende Ja gesagt.

Viele Menschen sind an diesem Tag unterwegs im Ort, der zu einer Kunstmeile umfunktioniert worden ist. Überall ist etwas geboten; nicht nur in den Ställen beim Bahnhof, sondern auch im Schloss, dem Heimatmuseum, der Johanneskirche und der Albert-Buddenberg-Halle. In Hinterhöfen sitzen die Menschen bei Kaffee und Kuchen zusammen. Viele sind neugierig. Mit Kunst, erzählt eine Frau einer anderen, habe sie es eigentlich nicht so – „aber wir haben gedacht, wir gucken mal“.

Auch Schüler machen mit

Etwas leerer ist es im Jugendtreff auf dem Schulcampus. Dort hängen bunte, grelle Bilder, teils abstrakt, die Kinder in der Kreativwerkstatt gemalt haben. Der achtjährige Antonio etwa hat drei Flaggen gemalt: eine deutsche, eine griechische und eine türkische. Esmanis freut sich, dass auch die Schüler bei der Ausstellung dabei sind – auch wenn sie sich anfangs kaum getraut hätten, danach zu fragen.

Esmanis ging es darum, alle Facetten der Münchinger Kunst zu zeigen – egal, ob es sich um Musik handelt oder um Literatur, ob die Künstler Profis sind oder in ihrer Freizeit malen. Den Besucher verschlägt es dabei so manches Mal an Orte, an denen er wohl noch nie gewesen ist. Zu Elisa Thiels Atelier, das gleichzeitig Wohnhaus ist, geht es dank steter Wegweiser durch einige Hinterhöfe. „Toll geworden“, sagt eine Besucherin, als Thiel an der Töpferscheibe fertig ist. „Ja,“ sagt Thiel, zweifelnd, „noch nicht ganz.“ Ein bisschen aufgeregter, fügt sie hinzu, sei man mit Publikum eben doch.